Böses Rotkäppchen!

Simon the Sorcerer – Chaos ist das halbe Leben

Spiele
16.03.2007 12:41
Zaubern ist bei Weitem nicht so einfach wie es aussieht - niemand weiß das besser als Simon, (Anti-)Held jener Adventure-Reihe, die 1993 (!) für DOS und Amiga ihren Anfang nahm. Seitdem hat sich viel getan. Simons erster Ausflug in die 3D-Welt 2002 war zwar ein Reinfall - doch Simons Humor und treue Fans desselben haben dem Zauberer zu einem weiteren Anlauf verholfen: Simon the Sorcerer steht wieder in den Startlöchern.

Simons kleiner Bruder wirft gern mit Fernbedienungen um sich. Die verletzungsbedingte Ohnmacht Simons verhilft ihm wenigstens zu einem Wiedersehen mit der entzückenden Alix. Die Enkelin des guten Zauberers Calypso - beide sind bereits seit 14 Jahren im Game zu sehen - bittet Simon um Hilfe: Die Märchenwelt ist bedroht!

Simon, auf den zuhause höchstens Hausaufgaben und der nervige Bruder warten, lässt sich nicht lange bitten und reist in die Zauberwelt. Dort macht erstmal Alix ohne Vorwarnung mit ihm Schluss - dabei wusste Simon gar nichts von seinem Glück, sie zur Freundin zu haben.

Blutrünstige Hasen und ein böses, böses Rotkäppchen
Bald ist klar: Irgendjemand, ein zu gutmütiger Jemand, treibt ein falsches Spiel und gibt sich als Simon aus! Dieser bodenlosen Frechheit muss natürlich nachgegangen werden und Simon vergisst beinahe die der Märchenwelt drohende Gefahr. Um den Doppelgänger zu entlarven, müssen zu allererst ein blutrünstiger Hase und das fiese Rotkäppchen, das lieber seine schwarze "Death"-Kappe trägt, damit es nicht so niedlich aussieht, überlistet werden.

Simon bewegt sich per Point-and-Click-Steuerung durch die Zauberwelt, Gegenstände werden ebenfalls per Klick aufgenommen. Auf einer Landkarte kann sich Simon ohne Zwischenstopps direkt zum gewünschten Ort bewegen, schnell geht's auch per Doppelklick auf einen Ausgang. Nervig fallen bei sämtlichen Ortswechseln die langen Ladezeiten auf - das hätte nun wirklich nicht sein müssen. Auch grafisch weiß das Adventure nicht ganz zu überzeugen. Die Welt ist zwar bunt und großteils liebevoll gestaltet, doch die Figuren wirken zum Teil zu pixelig und vor allem meist zu klein - als würden sie weit weg vom Betrachter stehen. So scheinen sie, abgesehen von den rar gesäten Zwischensequenzen, unerreichbar und winzig.

Nur die Zähen kommen durch
Sind die ersten Hürden genommen, klärt sich ein Rätsel auf: Simon hat tatsächlich ein Alter Ego, allerdings ist Simon, der Doppelgänger, keinesfalls bereit, seinen Status im Märchenland kampflos aufzugeben. Er beschuldigt den wahren Simon, selbst der Betrüger zu sein. Also landet Simon im Gefängnis, der Doppelgänger bleibt vorerst außer Reichweite...

Verwirrt? Das geht dem Spieler auch so. Im Game hantelt man sich von Aufgabe zu Aufgabe, immer ein weit entferntes Ziel vor Augen. Doch kaum glaubt man, ein Rätsel zu lösen und in der Geschichte ein Stück vorwärts zu kommen, stellt sich das nächste kleine Problem in den Weg und wieder müssen unzählige Gassen durchforstet, Häuser abgeklappert und Personen befragt werden - oft ohne merklichen Erfolg. In einigen Augenblicken scheint es, als hätten die Entwickler eine Geschichte, die in einem anderen Game in einer Viertelstunde erzählt wäre, dank Millionen kleiner Aufgaben und Stolpersteine in die Unendlichkeit ausgedehnt.

Deprimierter Alko-Wolf sucht Festanstellung
Gerettet wird der teils sehr zähe Spielfluss durch die witzigen Ideen, die an jeder Straßenecke warten. Um herauszufinden, wo der Doppelgänger wohnt, bestellt Simon Pizza. Der Pizzabäcker kann sie aber nicht ausliefern - sein Fahrrad ist seit Jahren in einer dubiosen Werkstatt verschwunden. Also muss ein neuer fahrbarer Untersatz her - welch Glück, dass das Rotkäppchen immer mit dem Skateboard unterwegs ist. Das wird das kleine Biest Simon aber nicht kampflos überlassen. Da kommt ein deprimierter Wolf, der als heulender Alkoholiker sein Dasein fristet, genau recht. Er soll als Märchenwolf zuerst die Großmutter und dann das Rotkäppchen fressen. Doch da Märchenwölfe auch nicht mehr das sind, was sie einmal waren, muss ihm Simon unter die Pfoten greifen - das pelzige Ungeheuer traut sich nämlich nicht, die Großmutter zu fressen...

So quält sich die Geschichte voran, bis sich Simon (vorsicht Spoiler)  schließlich im Totenreich wiederfindet. Die dort ansässigen Figuren angefangen vom dauergestressten Hades über den stinklangweiligen Orpheus bis hin zur partygeilen Eurydike sind wunderbar gelungen und zaubern dem Gamer bei vielen Dialogen ein breites Grinsen ins Gesicht. Simon hat natürlich trotzdem nicht vor, sein Dasein in der Unterwelt zu fristen und so braucht es einen neuen Plan, um das Zauberreich zu retten...

Fazit: "Simon the Sorcerer" bietet viel Witz und Seitenhiebe in alle Richtungen, dazu kommen altbekannte sowie neue skurrile Charaktere und meist lösbare Rätsel, die selten in fuzzelige Inventarschiebereien ausarten. Allerdings muss im Game eine Menge Laufarbeit zu den immergleichen Orten absolviert werden. Dass die Figuren nicht lippensynchron sprechen ist ein weiterer Kritikpunkt, wesentlich nerviger ist aber die bedenkliche Musikauswahl. Insgesamt bietet "Simon the Sorcerer" einen ordentlichen Adventure-Umfang, was jedoch auch an den teils gezwungen langatmigen Rätseln liegt.

Plattform: PC
Publisher: RTL Enterprises
 
Krone.at-Wertung: 75 %

Von Bernadette Geißler

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt