Wen er einmal verschlungen hat, so erzählt man sich, den lässt der Schlund nicht mehr los. Ein kleines Mädchen im gelben Regenmantel wagt dennoch den Versuch in Bandai Namcos Kleinod "Little Nightmares".
Die gesichtslose Protagonistin namens Six erwacht in einem dunklen Raum und versucht fortan, den Ausgang aus dem labyrinthartigen Schlund und seinen Kerkerzellen gleichen Räumen zu finden. Wieso und weshalb, das weiß eigentlich keiner so genau: Ohne einleitende Worte oder Bilder geht es gleich zur Sache. "Learning by doing", lautet die Devise, die sich - nicht immer zum Vorteil des Spiels - auch in dessen späterem Verlauf bewahrheitet.
Doch worum geht es eigentlich? "Little Nightmares" offenbart sich als spannender Mix aus Jump'n'Run, Geschicklichkeit und Rätselkost, der in Sachen Gameplay Erinnerungen an Sonys "Little Big Planet" weckt, jedoch weit weniger niedlich daherkommt und sich in puncto Optik eher an düstereren Genre-Vertretern wie "Limbo" orientiert.
So müssen etwa Gegenstände verrückt, Schalter gedrückt und Hebel umgelegt werden, um weiterzukommen, wobei sich die Rätsel mitunter auch über mehrere Räume erstrecken und die Kombination mehrerer Gegenstände miteinander voraussetzen. Was per se nicht sonderlich schwer wäre, wird jedoch immer wieder durch die abscheulichen Bewohner des Schlunds boykottiert, die Six nachstellen und im wahrsten Sinne des Wortes zum Fressen gern haben.
Aus dem kalkulierten Knobeln wird dann zumeist eine überstürzte Flucht, die leider nur allzu oft ein schnelles Ende nimmt und erst nach mehreren Anläufen, getreu dem Motto "Trial and Error", gelingen mag. Das hemmt den Spielspaß ebenso wie die mitunter ungenaue Steuerung sowie die am Ende des rund fünfstündigen Ausflugs wenig befriedigende Antwort auf die während des Spiels aufkommenden Fragen.
Voll und ganz punkten kann "Little Nightmares" dagegen mit seiner Atmosphäre, die auch ohne Splattereffekte Gruselstimmung aufkommen lässt. Da reicht es mitunter schon, wenn der Controller im Takt von Six' Herzschlag vibriert. Ebenfalls großartig sind die mit viel Liebe zum Detail gestalteten Räumlichkeiten, die vor allem das Spannungsfeld zwischen der kleinen Protagonisten und den "erwachsenen" Widersachern zum Ausdruck bringen und geradezu spürbar werden lassen.
Fazit: Wieso, weshalb, warum?"Little Nightmares" wirft viele Fragen auf, und gerade das macht den Einstieg in die schaurig-schöne Spielwelt des Schlunds auch so spannend. Dass am Ende manches unbeantwortet bleibt, trübt den Gesamteindruck zwar ebenso wie viele auf Versuch und Irrtum basierende Spielszenen. Fair gesetzte Checkpoints und die dichte, packende Atmosphäre des Download-Titels sorgen jedoch dafür, das der Trip in die Tiefen dennoch unterhaltsam bleibt.
Plattform: PS4 (getestet), Xbox One, PC
Publisher: Bandai Namco
krone.at-Wertung: 7/10
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB).