Schoko-Appell

Süße Feiertage ohne bitteren Beigeschmack

Klima
29.12.2025 08:00

Die hohe Kakao-Nachfrage frisst Regenwälder und die Klimakrise treibt die Preise zu Silvester, Neujahr und weit darüber hinaus. Doch „Schokolade darf kein Waldkiller sein!“, protestiert der WWF.

Feiertage ohne Schokolade? Für die meisten unvorstellbar. Doch hinter dem süßen Genuss steckt eine bittere Wahrheit: Kakao zählt weltweit zu den größten Treibern der Entwaldung. Regenwälder verschwinden, Arten gehen verloren – und die Klimakrise setzt den Plantagen zusätzlich zu. Der WWF schlägt Alarm und fordert: Schluss mit Wald im Süßigkeiten-Geschenkpackerl!

Für die meisten Österreicherinnen und Österreicher sind Feiertage ohne Schokolade gar nicht ...
Für die meisten Österreicherinnen und Österreicher sind Feiertage ohne Schokolade gar nicht vorstellbar.(Bild: Imre Antal)

Süßer Genuss, bittere Folgen
Ob Christbaumkugeln aus Schokolade oder der Klassiker am Baum und die Silvester-Glücksbringer – der Kakao-Hunger in Europa und natürlich in Österreich ist enorm. Als einer der meistgehandelten Agrarrohstoffe der Welt setzt Kakaoanbau vor allem in Westafrika riesige Waldflächen unter Druck. In Ghana und der Elfenbeinküste sind die Regenwälder laut WWF bereits fast vollständig verloren – selbst Schutzgebiete werden nicht verschont. „Schokolade darf kein Waldkiller sein. Wir müssen sicherstellen, dass Kakao ohne Zerstörung artenreicher Lebensräume und unter fairen Bedingungen angebaut wird“, sagt Dominik Heizmann vom WWF Österreich. Nur dann werde Weihnachtsschokolade wirklich zum Genuss – für Mensch, Natur und Klima.

Klimakrise sorgt für Schokoladen-Krise
Doch nicht nur die Wälder leiden. Auch der Kakao selbst gerät durch die Erderhitzung unter Druck. Hitze, Dürren, Starkregen und Überschwemmungen machen den schattenliebenden Pflanzen zu schaffen – vor allem in Monokulturen. Die Folge: geringere Erträge, schlechtere Qualität, teils zerstörte Ernten. „Die Klimakrise sorgt für eine regelrechte Schokoladen-Krise“, warnt Heizmann. Das knappe Angebot treibt die Preise in die Höhe – und macht den süßen Genuss auch für Konsumenten teurer.

Der Großteil des Kakaos kommt aus Westafrika.
Der Großteil des Kakaos kommt aus Westafrika.(Bild: AFP/SIA KAMBOU)

Österreich liegt mit rund acht Kilogramm Schokolade pro Kopf und Jahr im europäischen Spitzenfeld. Der Großteil des Kakaos kommt aus Westafrika – oft aus Anbau, der der Natur teuer zu stehen kommt.

EU in der Pflicht: Keine Abholzung im Regal
Der WWF fordert daher klare politische Schritte – allen voran eine starke EU-Entwaldungsverordnung ohne weitere Aufweichungen oder Verschiebungen. Ziel: Produkte in europäischen Regalen dürfen nicht länger mit Regenwaldzerstörung in Verbindung stehen.

„Unser Konsum in Europa hat gravierende Auswirkungen auf Natur und Menschen in anderen Ländern. Die Politik muss Verantwortung übernehmen“, so Heizmann. Gleichzeitig brauche es höhere Standards und transparente Zertifizierungen, damit Konsumenten erkennen können, woher ihr Kakao stammt.

Hoffnung aus dem Regenwald
Dass es auch anders geht, zeigt der WWF mit Projekten im Amazonasgebiet und im Kongobecken. In Kolumbien etwa unterstützt die Organisation Kleinbäuerinnen und -bauern beim Kakaoanbau in vielfältigen Agroforstsystemen. Dort wachsen Kakaobäume im Schatten anderer Pflanzen – Wälder werden wiederhergestellt, Lebensräume für Tiere wie den Jaguar geschützt.

Der nachhaltige Anbau bietet den Menschen zudem eine legale Einkommensquelle – als Alternative zu Abholzung oder Koka-Anbau. Natur- und Klimaschutz gehen hier Hand in Hand.

Orientierung für den klimafreundlichen Einkauf
Wer zu Weihnachten ein Zeichen setzen will, kann beim Einkauf genauer hinschauen: Herkunftskennzeichnung und Siegel für soziale und ökologische Standards helfen bei der Wahl. Eine zusätzliche Orientierung bietet die Chocolate Scorecard, die jährlich Hersteller, Händler und Supermärkte nach Nachhaltigkeitskriterien bewertet.

„Nur wenn Konsumenten wissen, wie ihre Produkte produziert werden, können sie nachhaltige Entscheidungen treffen“, betont Heizmann. Schokolade wird zu Weihnachten weiter dazugehören – doch sie muss nicht auf Kosten der Regenwälder gehen. Entwaldungsfreie Lieferketten, faire Bedingungen und bewusster Konsum könnten dafür sorgen, dass der süße Genuss keinen bitteren Beigeschmack mehr hat. Oder, wie es der WWF auf den Punkt bringt: Nur dann ist Festtagschokolade wirklich ein Fest für Mensch, Natur und Klima.

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