Kein Fest für Egoisten

Touristen waren enttäuscht: Wo ist das Jesuskind?

Oberösterreich
25.12.2025 10:30

In seiner heutigen Weihnachtsbotschaft widmet sich der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer der Frage, wo wir Gott finden können: Nämlich auch im Kleinen, Unscheinbaren – so wie das Kind in der Krippe.

Die Wallfahrtskirche in Christkindl bei Steyr hat im heurigen Jahr ein Jubiläum gefeiert. 1725 – vor 300 Jahren – wurde sie fertiggestellt. Im Zentrum dieser Kirche, vorne beim Hochaltar, befindet sich das namensgebende, nur wenige Zentimeter große Jesuskind-Wachsfigürchen, eingebettet in einen wunderschönen barocken Hochaltar. Diese Kirche ist weltberühmt.

Vor ein paar Jahren hat sich folgende Begebenheit zugetragen: Eine Reisegruppe italienischer Touristen ist regelrecht in die Kirche gestürmt, hektisch suchend und laut fragend: „Dov’è il bambino Gesù?“ – „Wo ist das Jesuskind?“ Als ihnen die Pfarrseelsorgerin das Jesuskind zeigte, waren sie enttäuscht: „Was – es ist nur so klein?“

Das Jesuskind – nur so klein?
Das Jesuskind – nur so klein?(Bild: KarlS)

„Stade“ Zeit
Wo ist das Jesuskind? Wo entdecken wir Jesus zu Weihnachten? Für die meisten Menschen ist Weihnachten ein Fest der Familie. Um keine andere Zeit im Jahr ranken sich so viele Familientraditionen und lieb gewordene Rituale. Viele sprechen von der besonderen Stimmung in der „staden“ Zeit.

Bei vielen erzeugt Weihnachten ein positives Grundgefühl. Es gibt aber auch jene, für die zu Weihnachten Einsamkeit hochkommt: das erste Weihnachtsfest nach dem Tod eines lieben Menschen oder nach dem Zerbrechen einer Beziehung. Manche können mit der Betonung der heilen Welt zu Weihnachten nicht umgehen.

Fest der Beziehungen
Weihnachten lässt keinen kalt. Weihnachten ist nämlich kein Fest für Egoisten, es ist das Fest der Beziehungen. Wir drücken unser Mögen aus – mit Worten, mit Gesten, mit Geschenken. Damit wird nachempfunden, worum es zu Weihnachten geht: um die geglückte Beziehung. Und das ist grundgelegt in der Geburt Jesu in Bethlehem vor mehr als 2000 Jahren: Gott wird Mensch in Jesus von Nazareth, so glauben Christinnen und Christen.

Die Wallfahrtskirche Christkindl bei Steyr feierte heuer ihr 300-Jahre-Jubiläum.
Die Wallfahrtskirche Christkindl bei Steyr feierte heuer ihr 300-Jahre-Jubiläum.(Bild: Diözese Linz)

Er hat sich auf die Ebene des Menschen eingelassen. Gott ist kein unendlich ferner Weltenherrscher, der am Schicksal der Menschheit keinen Anteil nimmt. Er tritt mit uns in Beziehung. Diese Unmittelbarkeit und Angreifbarkeit Gottes ist für unseren Glauben wesentlich. Und sie macht deutlich: Beziehung ist etwas Heiliges.

Wenn wir selbst also fragen: Wo ist das Jesuskind? Dann lautet die Antwort: dort, wo die Nähe Gottes vermittelt wird, dort, wo Menschen einander Achtung und Würde zusprechen. Und das ist oft verborgen im Kleinen, im Unscheinbaren.

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