Ein akuter Herzinfarkt ist ein Wettlauf gegen die Zeit – doch offenbar kommt es nicht nur auf die Geschwindigkeit an, sondern auch auf die Konsequenz der Behandlung. Eine neue Auswertung internationaler Studiendaten zeigt: Werden bei einem Herzinfarkt nicht nur die akute Blockade, sondern gleich alle relevanten Engstellen der Herzkranzgefäße beseitigt, verbessert das die Überlebenschancen deutlich.
Ein Herzinfarkt ist stets ein lebensbedrohlicher Notfall. Er entsteht, wenn ein Blutgerinnsel eine Herzkranzarterie verschließt und dadurch die Sauerstoffversorgung eines Teils des Herzmuskels unterbricht. Ohne rasche Behandlung beginnen Herzmuskelzellen abzusterben und gehen unwiederbringlich verloren.
Während früher vor allem Medikamente zur Auflösung des Gerinnsels eingesetzt wurden, gilt seit vielen Jahren die sofortige Öffnung des Gefäßes mittels Herzkatheter, Ballonaufdehnung und Stent als optimale Therapie.
Engstellen sofort mitbehandeln
In der Praxis zeigt sich jedoch häufig, dass Betroffene nicht nur eine einzelne Blockade aufweisen. Bei vielen Patienten werden im Rahmen der Herzkatheteruntersuchung zusätzliche Verengungen anderer Koronararterien entdeckt. Seit langem wird daher diskutiert, ob diese Engstellen sofort mitbehandelt oder erst zu einem späteren Zeitpunkt versorgt werden sollten.
Genau dieser Frage widmete sich ein internationales Wissenschaftlerteam unter der Leitung von Shamir Mehta von der McMaster University in Kanada. Die Forscher werteten die Daten aus sechs klinischen Studien mit insgesamt 8836 Patienten aus, die ein akutes Koronarsyndrom erlitten hatten. Das durchschnittliche Alter der Studienteilnehmer lag bei 65,8 Jahren. Bei 4259 Patienten wurden im Zuge des akuten Eingriffs alle relevanten Koronarstenosen behandelt, bei den übrigen beschränkte sich die Intervention auf die für den Herzinfarkt verantwortliche Blockade.
Ergebnisse sprechen für sich
Die Ergebnisse, kürzlich in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlicht, sprechen klar für ein umfassenderes Vorgehen. Nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 36 Monaten traten Herz-Kreislauf-Todesfälle oder erneute Herzinfarkte bei neun Prozent der Patienten mit vollständiger Wiederherstellung des Blutflusses auf. In der Vergleichsgruppe mit begrenzter Behandlung lag dieser Anteil bei 11,5 Prozent. Das entspricht einer Reduktion des Risikos um rund ein Viertel und war statistisch hoch signifikant.
Wichtig für Strategie im Akutfall
Auch bei der Gesamtsterblichkeit zeigte sich ein Vorteil. In der Gruppe mit vollständiger Revaskularisation starben 7,2 Prozent der Patienten, während es in der Gruppe mit alleiniger Behandlung der ursächlichen Läsion 8,1 Prozent waren. Zudem verringerte das vollständige Beseitigen aller relevanten Engstellen die Zahl neuer Herzinfarkte um 24 Prozent – ebenfalls statistisch signifikant.
Die Autoren sehen in diesen Ergebnissen einen wichtigen Beleg für eine umfassende Strategie im Akutfall. Die vollständige Wiederherstellung des Blutflusses in den Koronararterien liefere den bislang stärksten und zuverlässigsten Nachweis dafür, dass sich entscheidende Herz-Kreislauf-Ergebnisse bei Herzinfarktpatienten verbessern lassen, halten die Wissenschafter fest.
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