Vier Betriebe der Kreislaufwirtschaft bieten in Oberösterreich Langzeitjobsuchenden vorübergehende Anstellungen. Fehlende Betreuungsplätze und das Alter erschweren den Wiedereinstieg, die steigenden Kosten den Betrieb der Sozialunternehmen.
Peter (59) legt zuerst ein T-Shirt zusammen und dann einen Pullover. Nebenbei erzählt er: „Ich bin seit dreieinhalb Jahren auf Jobsuche. Es ist derzeit nicht einfach, Arbeit zu finden. Das Alter wirkt sich aus. Hier zu arbeiten, ist wieder eine Abwechslung. Den ganzen Tag daheim Bewerbungen schreiben – da fällt dir das Dach auf den Kopf.“
Kein Betreuungsplatz und daher kein Arbeitsplatz
Hier, das ist die Volkshilfe Arbeitswelt in Linz. Rund 100 Tonnen an gespendeten Textilien kommen hier pro Monat aus ganz Oberösterreich an. Die Ware wird sortiert und anschließend weiterverkauft. Das Aufbereiten der Kleidung übernehmen Transitarbeitskräfte: Jobsuchende, die für maximal sieben Monate angestellt und danach im besten Fall weitervermittelt werden.
Auch der gelernte Ingenieur Franz (61) arbeitet vorübergehend hier: „Ich bin durch die AMS-Vermittlung hierher gekommen. Ich merke Altersdiskriminierung bei der Jobsuche. In Österreich werden gewaltige Ressourcen nicht angezapft, weil ältere Beschäftigte nicht eingestellt werden.“ Andere Schwierigkeiten hat die 33-jährige Sheren, derzeit ebenfalls Transitmitarbeiterin: „Ich suche seit zwei Jahren einen Job. Ich habe ein Kind und kann nur Vormittags arbeiten, weil am Nachmittag kein Betreuungsplatz frei ist.“
So wie den drei geht es aktuell vielen: Rund 10.000 Menschen sind in Oberösterreich langzeitarbeitslos – um ein Viertel mehr als im Vorjahr.
„Zehn Prozent weniger Förderung“
Neben der Volkshilfe bieten in Oberösterreich drei weitere soziale Betriebe aus der sogenannten Kreislaufwirtschaft – hier werden Produkte wie Textilien wiederverwertet – vorübergehende Transitarbeitsplätze an: ALOM im Mühlviertel, das Bildungszentrum Salzkammergut sowie FAB. Organisiert sind die Betriebe in der Sozialplattform OÖ, einem Netzwerk für Sozialorganisationen.
Laut ihren Angaben stehen sie derzeit alle vor der gleichen Herausforderung: „Seit drei, vier Jahren bekommen wir, wenn man die steigenden Kosten mitrechnet, pro Jahr um zehn Prozent weniger Förderung vom Bund“, sagt Martin Zwicker, Geschäftsführer der Volkshilfe Arbeitswelt. Die Hälfte der Kosten müssen die Betriebe durch den Verkauf von Gewand, reparierten Elektrogeräten und Co. selbst decken, die andere wird gefördert.
Wir haben circa 15 Mitarbeiter und würden eigentlich 45 brauchen.

Martin Zwicker, Geschäftsführer der Volkshilfe Arbeitswelt
Bild: Horst Einöder/Flashpictures
Förderengpass sorgt für „Teufelskreis“
„Damit wir Budgets einhalten können, müssen wir Personal streichen“, erzählt Stefan Sifkovits vom Bildungszentrum Salzkammergut von den Folgen der Geldnöte. Sein Betrieb mit rund 80 Transitarbeitskräften bereitet weggeschmissene Waren zur Wiederverwertung auf. „Durch die Personalkürzungen haben wir weniger Öffnungszeiten und dadurch eingeschränkte Erlöse – ein Teufelskreis“, sagt Sifkovits.
Volkshilfe-Geschäftsführer Zwicker argumentiert: „Wenn wir uns einschränken müssen, werden stattdessen andere Sozialtöpfe belastet, zum Beispiel beim Arbeitslosengeld.“ Er fordert: „Eine stabile Finanzierung durch die Politik wäre wünschenswert. Über unser Netzwerk wird versucht, das bei der Bundespolitik zu deponieren. Die Antwort ist, dass alle sparen müssen und daher auch wir.“
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