Wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage nehmen produzierende Unternehmen heuer um 12,6 Prozent weniger junge Leute in die Lehrausbildung auf. Die Interessensvertretungen hierzulande betonen die Bedeutung von qualifizierten Fachkräften und fordern die Politik zu raschem Handeln auf.
Die Industrie-Rezession hinterlässt ihre Spuren jetzt auch am Lehrstellenmarkt: Die Unternehmen haben diesen Herbst österreichweit nur 3985 junge Leute in die Lehrlingsausbildung aufgenommen. Das ist ein Minus von 12,6 Prozent gegenüber Oktober des Vorjahres.
Lehrlingsförderung als Schlüsselthema
Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung (IV), appelliert an die Unternehmen, wieder mehr Lehrlinge einzustellen, und fordert Rückendeckung der Politik: „Die Ausbildung von Fachkräften ist enorm wichtig. 1200 Industriebetriebe bilden Lehrlinge aus. Pro Betrieb sind es im Durchschnitt 13,8 Lehrlinge, das ist mehr als in anderen Branchen.“
Die Industrie investiere zudem rund 140.000 Euro in jeden Lehrling, etwa in teure Lehrlingswerkstätten und Maschinen. Damit die Betriebe wieder mehr ausbilden, müsse die Regierung alles tun, um die Wirtschaft anzukurbeln und die Inflation zu drosseln.
Robert Machtlinger, Chef des Flugzeugzulieferers FACC und Präsident der Initiative zukunft.lehre.österreich. (z.l.ö.), fordert die Regierung auf, eine Stabstelle für die Lehrausbildung einzurichten. Machtlinger: „Derzeit verteilen sich die Kompetenzen für Lehrlingsthemen auf vier Ministerien – auf das Wirtschafts-, Bildungs-, Arbeits- und das Wissenschaftsministerium.“ Zudem gelte es, die Berufsschulen zu modernisieren.
Die Arbeiterkammer (AK) zieht ähnliche Schlüsse und fordert neben mehr Ausbildungsplätzen eine Modernisierung der Fachausbildung und beispielsweise eine automatische Anmeldung zur Lehrabschlussprüfung analog der Matura, für mehr Abschlüsse. Würden nicht rasch Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel gesetzt, sähe sich Österreich nach einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) im Jahr 2029 mit kumuliert fast 51.000 fehlenden Fachkräften konfrontiert, weil viel mehr Personen mit Lehrabschluss in Pension gehen als nachrücken.
Den Mangel mit Zuwanderung zu kompensieren, hält die AK für „unrealistisch, da diese Menschen im eigenen Herkunftsland gebraucht“ würden. Angesichts der gestiegenen Arbeitslosenquote gab es Forderungen, offene Stellen mit Arbeitssuchenden zu besetzen. Auch den Vorschlag sieht die Arbeiterkammer kritisch, da dies in der Praxis nicht ohne Weiteres möglich sei, da beispielsweise „eine Pflegekraft aus der Steiermark eine offene Stelle als IT-Techniker in Wien nicht einfach übernehmen kann.“ Es gäbe der AK nach also ein regionales und fachliches Ungleichgewicht am Arbeitsmarkt.

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