Zuerst die Krebsdiagnose, dann der nächtliche Treppensturz und schließlich der Verlust des Therapieplatzes – ein Mediziner-Ehepaar aus Wien wird nach der abrupten Delogierung gegen die AUVA vor Gericht ziehen.
Beim Esstisch im Wohnzimmer des schmucken Hauses in Wien-Liesing sitzt eine gefasste, beeindruckend starke Frau – die in den vergangenen acht Monaten Furchtbares durchleben musste.
Am 7. März erhielt die frühere Leistungssportlerin und Medizinerin die Diagnose Gehirntumor. Nur zwei Wochen später der nächste Schicksalsschlag im Leben der dreifachen Mutter: „Ich bin in der Nacht aufgestanden und, vermutlich beeinträchtigt von den Medikamenten, im Dunkeln falsch abgebogen“, sagt sie. „Beim Sturz über die Treppe habe ich gehört, wie C5 und C6 geknackst sind. Und sofort gemerkt, dass ich nichts mehr bewegen kann.“
Ihr Mann eilte sofort zu Hilfe. „Sie hat aus Nase und Mund geblutet, war völlig schlaff“, erinnert er sich an die Schreckensnacht. Trotzdem richtete der angesehene Arzt rasch den Blick nach vorn: „Eine gute Reha ist das Um und Auf in den ersten Monaten nach solch einem Unfall. Ich wollte, dass sie so gut wie möglich wieder selbstständig leben kann und im Rollstuhl zurechtkommt“, sagt er.
Schnelle Fortschritte im Rehazentrum
Rasch bekam seine Frau einen Platz im Rehabilitationszentrum Meidling, machte beeindruckende Fortschritte. So erlernte sie etwa, ihre Hände zu benutzen. „Das Team war toll. Alle! Die Therapeuten, die Pfleger, die Psychologen“, kommt Bettina R. ins Schwärmen.
Von der Leiterin sei ihr zugesagt worden, dass sie bis Oktober in der Einrichtung bleiben könne. Planmäßig unterbrochen wurde der Aufenthalt durch die Gehirn-OP Mitte Juni, wo rund 50 Prozent des Tumors entfernt werden konnten.
Übereilte Verlegung nach Kreislaufproblemen
Wenige Tage nach der Rückkehr ins Reha-Zentrum wurde Frau R. wegen Kreislaufproblemen kurz ohnmächtig. „Nichts Außergewöhnliches bei Querschnittspatienten, zumal der Blutdruck oft niedrig ist“, sagt ihr Mann, selbst Notarzt. Der diensthabende Neurologe holte gegen den Willen der Patientin die Rettung: „Ich wollte nicht verlegt werden! Habe mich lautstark gewehrt.“ Vergebens.
„Am nächsten Tag am Vormittag erhielt ich ein E-Mail von der Leiterin, dass meine Frau nicht zurückkehren dürfe. Die Tumorbehandlung stehe im Vordergrund und nicht die Reha“, sagt Z.
Der Schock darüber treibt der krebskranken Frau noch heute die Tränen in die Augen – ein traumatisches Erlebnis für die 54-Jährige.
Ehemann gab seinen Job größtenteils auf
Nach einem Aufenthalt in Lainz, während der Treppenlift im Haus eingebaut wurde, hat ihr Mann jetzt die 24-Stunden-Pflege seiner Gattin übernommen: „Sie hat mir 30 Jahre lang den Rücken freigehalten. Es ist für mich selbstverständlich, dass ich mich die nächsten Jahre um sie kümmere“, sagt er und streichelt ihr dabei zärtlich die Hand. Seinen Job hat Doktor Z. dafür größtenteils aufgegeben.
„Möchte ihr im Gericht in die Augen schauen“
Gemeinsam mit Rechtsanwalt Florian Höllwarth bereitet er eine Klage gegen die AUVA wegen der Delogierung aus dem Reha-Zentrum vor. „Ich möchte der Leiterin im Gericht in die Augen schauen und ihr sagen, wie unfair das war“, sagt Frau R. „Ich habe laut Ärzten nur noch fünf Jahre zu leben, und durch das Reha-Aus wurde mir ein wichtiger Teil weggenommen.“
Die AUVA schließt auf „Krone“-Nachfrage Fehler in dem Fall aus. Ist eine Wiederaufnahme aus medizinischer Sicht nicht möglich, könne diese auch nicht durchgeführt werden.

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