Der November steht ganz im Zeichen der Männergesundheit. Warum ist es für Männer oft so schwierig, über Gesundheitsprobleme zu sprechen? Die „Krone“ hat bei der Leiterin der Urologie in Klagenfurt nachgefragt.
Viele Männer tragen momentan Schnurrbärte, aber nicht wegen eines Mode-Revivals der 80er, sondern um auf männliche Gesundheit aufmerksam zu machen. Der australische Trend „Movember“ schwappte vor einigen Jahren auch nach Österreich und setzt seitdem ein sichtbares Zeichen für Männergesundheit. Viele Männer lassen sich einen Monat lang einen Schnurrbart wachsen, um auf Themen wie Prostata- und Hodenkrebs sowie auf psychische Gesundheit aufmerksam zu machen.
„Den Körper wie das eigene Auto pflegen“
Auch die Abteilungsvorständin der Urologie des Klinikums Klagenfurt, Primaria Orietta Dalpiaz, begrüßt solche Aktionen: „Ich sage den Männern immer: Behandelt euren Körper wie euer Auto. Das Fahrzeug wird regelmäßig geputzt und zum Service gebracht – so sollten wir auch mit unserer Gesundheit umgehen, denn sie ist unser wertvollstes Gut. Deshalb sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen – nicht erst bei Beschwerden – besonders wichtig.“
Für viele Männer stellt der Gang zum Arzt jedoch eine Hürde dar. Aussagen wie „Das halte ich schon aus“ oder „Ich bin ja kein Mädchen“ werden oft verwendet, um Maskulinität zu betonen. Klischees, die auch heute noch in unserer Gesellschaft bestehen.
Doch zwischen den Generationen gibt es deutliche Unterschiede und einen positiven Trend: „Die Jüngeren sprechen viel offener über allgemeine Beschwerden, psychische Belastungen und Sexualität. Die ältere Generation hingegen ist zurückhaltender, neigt dazu, Symptome zu verdrängen – um ,durchzuhalten’.“
Seit 26 Jahren wird am 19. November der internationale Männertag gefeiert, um auf gesundheitliche und gesellschaftliche Herausforderungen aufmerksam zu machen. Mit etwa 7500 Neuerkrankungen jährlich ist Prostatakrebs in Österreich die häufigste Krebserkrankung bei Männern – in Kärnten sind es durchschnittlich 514. Derzeit leben in Kärnten mehr als 5000 mit der Diagnose. Rechtzeitige Vorsorge für Männer ab 40 Jahren ist deshalb sehr wichtig, da Prostatakrebs im Frühstadium keine Symptome verursacht.
Die erste urologische Untersuchung wird ab dem 40. Lebensjahr empfohlen, vorausgesetzt, es liegen keine Beschwerden vor. Rauchen stellt nicht nur eine Gefahr für die Lunge dar, sondern schädigt auch die Prostata. Dies ist der Ärztin ein wichtiges Anliegen: „Es ist ein erheblicher Risikofaktor für Erektionsstörungen, Blasenkrebs.“
Der Gang zum Arzt ist keine Schwäche
Leichte Beschwerden – wie ein Ziehen in der seitlichen Bauchregion, Druckschmerzen im Unterbauch oder Veränderungen beim Wasserlassen – können bedeutende Signale sein, die oft unterschätzt oder verdrängt werden. „Blut im Urin kann ein Hinweis auf bösartige Erkrankungen der Niere, Blase oder Prostata sein.“ Darüber hinaus sei Stress laut Dalpiaz ein stark unterschätzter Faktor in Bezug auf die Gesundheit. „Stress beeinflusst nicht nur die Durchblutung und das Nervensystem, sondern kann auch aus urologischer Sicht zu einer Reizblase oder zu Problemen in der Sexualfunktion führen.“
Ein Zeichen von Stärke ist, die Vorsorgeuntersuchung zu machen und offen über Probleme und Symptome zu sprechen.

Prim. Orietta Dalpiaz, Leiterin der Urologie im Klinikum Klagenfurt
Bild: KABEG
Gesundheit ist ein wertvolles Gut, das Pflege und Aufmerksamkeit verdient. Männer sollten sich daran erinnern, dass der Gang zum Arzt kein Zeichen von Schwäche ist, sondern vielmehr ein Schritt zur Stärkung ihrer Lebensqualität – und der „Schnauzer“ ist auch wieder im Trend.
Die Männerberatung der Caritas hilft in schwierigen und fordernden Zeiten. Von Mann zu Mann: Seit 26 Jahren unterstützt die Männerberatung in schwierigen Situationen. „Wir begleiten vom Jugendlichen bis ins hohe Alter“, so Karlheinz Weidinger, Beratungsstellenleitung.
Krisen mit Durchblick meistern
Ob Schwierigkeiten in der Partnerschaft, Erziehungsprobleme, Fragen zum Eherecht, sexuelle Probleme oder psychische Belastungen: „Es gibt viele Ängste.“ Klischeehafte Vorurteile wie „Keine Gefühle zeigen“ oder „Ich muss stark sein“ beeinflussen das Aufwachsen vieler Männer. „Ich möchte immer alles im Griff haben – diesen Satz höre ich ganz häufig. Wir müssen aber nicht alles immer im Griff haben – das ist völlig in Ordnung“, weiß Weidinger.
Im Leben treten öfter Situationen auf, die einen vor Herausforderungen stellen. „In einer Krise hat man oft keinen Überblick, sondern einen Tunnelblick, aus dem man keinen Ausweg mehr sieht. Wichtig ist, diesen Blick wieder zu erweitern.“
Mehrere österreichische Männerberatungsstellen betreiben seit 2020 das Krisentelefon MÄNNERINFO. Rund um die Uhr können Anrufer Unterstützung und Beratung erhalten. Anonym – vertraulich – kostenlos: 0800/400777
Männer sollten mehr auf Bedürfnisse achten
Viele Männer hören zudem nicht auf ihre Gefühle. „Angst ist ein Gefühl, das ich brauche, um sicher durchs Leben zu gehen.“ Häufig merken Männer nicht, wenn eine Beziehung zu scheitern droht, auch deshalb, weil sie ihre Gefühle wenig wahrnehmen.
„Was mich immer wieder schockiert, ist, dass Männer so wenig auf ihre eigenen Bedürfnisse achten. Meine Botschaft lautet: Sich zu fragen, was einem selbst im Leben wichtig ist und nicht nur auf gesellschaftliche Erwartungen zu schauen. Auf sich selbst zu achten, ohne alles im Griff zu haben.“
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