Bregenzer Festspiele

80 Jahre: Im Jubiläumsjahr gibt es „Oper für alle“

Vorarlberg
13.11.2025 07:00

Die Bregenzer Festspiele gehen kommenden Sommer in ihr 80. Jahr – mit „La Traviata“ und dem tschechischen Komponisten Leos Janáček. Intendantin Lilli Paasikivi bleibt einer langjährigen Tradition der Festspiele treu. 

Auf dem See ist ein neues Bühnenbild im Entstehen. Nach der Gruselszenerie des „Freischütz“ herrschen 2026 und 2027 die „Roaring Twenties“, die wilden 20er-Jahre vor. In diese Epoche legt Regisseur Damiano Michieletto Giuseppe Verdis „La traviata“, denn damals herrschte – wie zur Zeit Verdis – „der Hang zum Feiern und zum Hedonismus“, erklärte der Regisseur. Es sei aber immer auch das Gefühl im Hintergrund, dass es nicht so weitergehen könne.

„La traviata“ ist heute eine der beliebtesten Opern überhaupt, jedoch war das zur Zeit ihrer Entstehung Mitte des 19. Jahrhunderts nicht so. Verdi provozierte das Publikum, indem er das Schicksal einer Sexarbeiterin auf die Bühne brachte. Violetta ist eine Edelkurtisane, die sich aus der rauschhaften Oberflächlichkeit ihres Lebens nach Liebe und Ruhe sehnt.

Sie ist unheilbar krank und weiß, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Michieletto freut sich, auf der Bregenzer Seebühne zu inszenieren, denn hier gebe es kein elitäres Publikum, hier hätte man das Gefühl, dass „Oper für alle ist“. Aufgrund seiner Herkunft aus Venedig liegt ihm das besonders am Herzen, denn dort gab es im 17. Jahrhundert bereits ein Opernhaus, das für alle zugänglich war.

Tradition bleibt Tradition
Populäres am See, eine Rarität im Haus – dieser langjährigen Tradition der Festspiele folgt auch Lilli Paasikivi, die nun für 2026 ihr erstes eigenes Programm kreiert hat. Im Festspielhaus wird eine Oper von Leoš Janáček gegeben.

Jedoch keine seiner bekannten, sondern eine selten gespielte: „Die Ausflüge des Herrn Brouček“ ist eine Satire auf bürgerliche Selbstzufriedenheit, moralische Bequemlichkeit und die Unfähigkeit, aus seiner Geschichte zu lernen. Fabelhaft gute Musik ist bei diesem tschechischen Komponisten selbstverständlich. Der US-Amerikaner Yuval Sharon wird inszenieren. Das überwiegend tschechische Ensemble, nicht zu vergessen der Prager Philharmonische Chor, singt in Originalsprache, natürlich mit deutschen und englischen Untertiteln.

Die dritte klassische Opernproduktion wird am Kornmarkt im Rahmen des Opernstudios zu erleben sein. Auch hier kommt ein sehr bekanntes Werk des italienischen Repertoires, Gaetano Donizettis „L“elisir d“amore“ – „Der Liebestrank“, zur Aufführung. Die finnische Regisseurin Anna Kelo führt die jungen Sängerinnen und Sänger in die Welt einer Highschool.

Daten und Fakten

Die Bregenzer Festspiele gehen im kommenden Jahr von 22. Juli bis 23. August über die Bühne  

„La Traviata“ feiert am 22. Juli Premiere auf der Seebühne.  

„Die Ausflüge des Herrn Brouček“ des tschechischen Komponisten Leoš Janáček wird am 23. Juli als Hausoper Premiere feiern.  

Am 31. Juli und am 1. August wird das Musiktheater „In Passion of the Common Man“ von Daníel Bjarnason (Musik) und Royce Vavrek (Libretto) auf der Werkstattbühne zu erleben sein.

Am 20. und 22. August 2026 zeigt ebendort die chinesische Komponistin Wen Liu ihr Stück „YUM!“.  

Das Opernstudio präsentiert am 17. August Gaetano Donizettis „L’elisir d’amore“.  

Mit Molières „Der eingebildete Kranke“ ist das Burgtheater am 24. Juli im Theater am Kornmarkt in Bregenz zu Gast.  

Am 12. August wird das Theaterstück „under the influence“ von Natalie Baudy zur Uraufführung gebracht.

So erlebt das Publikum eine Coming-of-Age-Geschichte, nah an Netflix-Serien. Es gibt also 2026 keine Scheu vor den Entwicklungen unserer Gegenwart, auch nicht, wenn im Stile von Johann Sebastian Bachs Passionen ein weltliches Oratorium in Szene gesetzt wird, komponiert vom Isländer Daniel Bjarnason und getextet vom Kanadier Royce Vavrek.

Regisseurin Netia Jones gestaltet auf der Werkstattbühne einen Raum, in dem Musik, Licht und Video zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen. Die große schwedische Mezzosopranistin Anne Sofie von Otter steht im Zentrum des Soloensembles, der Chor des Bayerischen Rundfunks ist ebenfalls prominent dabei.

Die wandelbare Seebühne in Bregenz wird derzeit umgebaut.
Die wandelbare Seebühne in Bregenz wird derzeit umgebaut.(Bild: Bregenzer Festspiele)

Innovatives Musiktheater
Ein weiteres innovatives Musiktheater trägt den Titel „YUM!“. Jawohl, hier geht es um gutes Essen, allerdings reichlich dekadent und endend in einem Abgrund. Konzipiert wurde „YUM!“ vom Wiener Kollektiv M.A.R.S., das sich unter anderem mit Medienkunst und immersiven Technologien beschäftigt. Auf dem Gebiet des Schauspiels gibt es eine freudige Überraschung. Ermöglicht durch ein Sonderbudget kann entgegen früherer Meldungen doch das Burgtheater zum Gastspiel gebeten werden.

Molieres „Der eingebildete Kranke“ wird in einer Inszenierung von Direktor Stefan Bachmann im Theater am Kornmarkt gezeigt. Der Tradition der Festspiele folgen auch die vier Orchesterkonzerte, drei mit den Wiener Symphonikern unter Dalia Stasevska, Eva Ollikainen und Petr Popelka, dazu die Matinee des Symphonieorchesters Vorarlberg unter Leo McFall. Und wie war das mit dem geburtstäglichen „Singalong“? Chöre aus der Region, aber auch alle Menschen mit Singeslust sind am 1. August eingeladen, auf der Seetribüne große Opernchöre zu singen. Ein Fest für alle! Mehr Infos und Tickets gibt‘s hier.

Porträt von Vorarlberg-Krone
Vorarlberg-Krone
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