Neue Ausstellung

Nichts als Arbeit im Dom Museum

Kunst
09.11.2025 06:30

Es ist ein Thema, das fast jeden von uns betrifft: die Arbeit. Und die wird nun in all ihren Facetten im Museum am Stephansplatz beleuchtet. Vom Heiligen Joseph, der die Windeln wechselt, bis zur 1-Euro-Sekunde eines Top-Verdieners.

kmm

Bei einem Museumsbesuch kommt einem die Arbeit normalerweise nicht in den Sinn. Ganz anders im Dom Museum, hier dreht sich in der neuen, sehr sehenswerten Jahresausstellung alles nur um die Arbeit. „Es ist ein Thema, das fast jeden von uns betrifft. Gerade jetzt nach der Pandemie, in einer Zeit der Wirtschaftskrise, der Künstlichen Intelligenz und den Veränderungen durch neue Technologien, ist es gut, darüber zu diskutieren“, so Direktorin Johanna Schwanberg bei einem Rundgang mit der „Krone“. Genau zu dieser Diskussion, zum Nachdenken über die kontroversen Definitionen des täglichen Schaffens rund um die Welt lädt die vielseitig kuratierte Schau „Alles in Arbeit“ anhand künstlerischer Betrachtungen vom Mittelalter bis in die Gegenwart ein.

Wert der Arbeit im Fokus
Gleich zu Beginn fällt der Blick auf die Videoinstallation „One Euro“ von Oliver Walker. Auf sechs Monitoren sieht man Menschen bei der Arbeit aus aller Welt – genauso lange, wie sie brauchen, um einen Euro zu verdienen. Das Video des Chefs eines globalen Konzerns blinkt nur für eine Sekunde auf, das des Baumwollpflückers dauert eine Stunde. Dieser ungerecht verteilte Wert von Arbeit ist nur ein wichtiger Aspekt der Ausstellung, die in fünf Themengebiete aufgeteilt ist: „Zwischen Identifikation und Entfremdung“, „Arbeitswelten im Bild“, „Unverzichtbar, unsichtbar“, „Wertschätzung und Entlohnung“ und „Muße, Nichtstun, Protest“.

Norbert Wagenbrett, Bauarbeiter und Bauarbeiterin, 1984
Norbert Wagenbrett, Bauarbeiter und Bauarbeiterin, 1984(Bild: Thomas Klaeber)

Besonders in den Fokus rückt man die Care-Arbeit. „Eine wichtige Arbeit, die so unverzichtbar ist, und doch oft so unsichtbar“, betont Schwanberg. „Die Betrachtung der weiblichen Care-Arbeit beginnen wir hier mit der Thernberger Madonna aus dem 14. Jahrhundert.“ Gezeigt werden aber nicht nur Werke rund um den oft im Verborgenen bleibenden Einsatz der Frauen. Auch die Fürsorge der Männer wird gezeigt, u. a. in dem originellen Gemälde „Maria mit Jesukind“ aus dem 16. Jahrhundert- im Hintergrund sieht man, wie Josef die Windeln aufhängt. Ein ungewöhnlicher Bruch mit den traditionellen Geschlechterrollen.

Olga Wisinger-Florian, Arbeit am Bauernhof, um 1888
Olga Wisinger-Florian, Arbeit am Bauernhof, um 1888(Bild: Belvedere, Wien)

Die Arbeit am zerstörten Stephansdom
Die eigens für die Schau geschaffene Arbeit „Hilfslinien“ der deutschen Künstlerin Tine Fetz, erzählt in direkt auf die Wand aufgetragene Tuschzeichnungen aus dem Alltag von Pflegekräften. Ein eigener Raum wurde der österreichischen Künstlerin Iris Andraschek für ihr Auftragswerk zur Verfügung gestellt. Mit Fotografien, Originalobjekten und einer raumumfassenden Wandbemalung aus Russ erinnert sie in „Fortsetzung der Arbeiten vom Vortage“an den Wiederaufbau des zerstörten Stephansdom. Besonders effektvoll. Der Blick aus dem Fenster fällt direkt auf den erstmals seit langem gerüstlosen Dom.

Auch eine Pause muss sein
Der Arbeit der Künstler selbst widmet sich Robert Adrian X in „24 Jobs“: Mit fast schon putzigen Miniaturmännchen aus Knetmasse zeigt er all seine Brotjobs, mit denen er sich die Kunst erst leisten konnte. Und wie zu Beginn konfrontiert Fabeha Monirden Besucher in der Fotoserie „The Cost of Your Clothes“mit der großen globalen Ungerechtigkeit. Ihre Bilder zeigen die prekären Bedingungen in den Textilfabriken Bangladeschs, die billig für unsere Modeindustrie produzieren.

Ganz zum Schluss darf man nach diesem ungewöhnlichen „Arbeitstag“ ein wenig durchschnaufen. Im Raum „Muße, Nichtstun, Protest“ kann man es sich auf dem riesigen Sitzkissen von Luise Marchand („Tapped Out Jackets (Lazy Bag Wien)“ bequem machen und Gott auf einem Gemälde dabei beobachten, wie auch er sich am siebten Tag eine Pause gönnte. Das Kissen hingegen verliert seine Gemütlichkeit, wenn man den Überzug betrachtet – er ist aus Jacken von Essenslieferanten gefertigt. Sogar für unsere Bequemlichkeit müssen andere Menschen arbeiten . . .

Die Ausstellung „Alles in Arbeit“ ist bis 30. August 2026 im Dom Museum zu sehen. 


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