Kein Leitspital in Stainach, dafür ein „Netzwerk“ der drei bestehenden Spitäler: Obwohl die Landesregierung im Bezirk Liezen Nägel mit Köpfen machen will, geben die Befürworter des Klinikums Stainach nicht auf. Im Gegenteil: Sie intensivieren den Kampf und glauben, dass die Stimmung im Bezirk kippt.
Es sollte der Schlusspunkt einer jahrelangen Debatte sein: Als die Landesregierung am Montag den neuen Regionalen Strukturplan Gesundheit präsentierte, war das seit 2017 geplante Zentralspital im Bezirk Liezen kein Thema mehr. Vielmehr beinhaltet das Papier den mittlerweile berühmten Plan B: der Erhalt der drei bisherigen Standorte Rottenmann, Bad Aussee und Schladming. „Spitalsnetzwerk“, so der Marketingbegriff dafür.
Schlusspunkt? Aus Grazer Sicht vielleicht. In der Region brodelt es hingegen. Die Ausseer haben schon zuvor den Kampf gegen die Aushöhlung ihres Krankenhauses aufgenommen, auch in Schladming herrscht Enttäuschung. Und selbst die Befürworter des Leitspitals in Stainach, also von Plan A, geben nicht auf.
„Bevölkerung erwartet sich, dass wir Druck aufbauen“
„Wenn wir jetzt stoppen und sagen würden, die Würfel sind gefallen, wäre es der völlig falsche Zugang. Die Bevölkerung erwartet sich, dass wir Druck aufbauen“, sagt Wilhelm Pintar. Der Allgemeinmediziner ist ein führender Kopf des Vereins „Pro Klinikum Stainach“. Dessen Vertreter wandten sich am Donnerstag, gemeinsam mit den ÖVP-Bürgermeistern Roland Raninger (Stainach) und Franz Lemmerer (Wörschach), an die Öffentlichkeit.
Sie wiederholten ihre Argumente für das Zentralspital, konnten dabei auch auf den am Freitag veröffentlichen Landesrechnungshof-Bericht über die Spitalsgesellschaft Kages verweisen. Dieser spricht sich für Plan A aus. „Wir wundern uns, dass der Bericht vom Tisch gewischt wird“, so Heinz Schachner.
Zweifel am Ausbau von Rottenmann
Vor allem aber wurde der Plan B der Landesregierung zerrissen. Rottenmann, das älteste Spital im Bezirk, soll ja aus- und umgebaut werden. „Und das jahrelang bei laufendem Betrieb“, schüttelt Pintar den Kopf. Kosten und Zeitplan fehlen derzeit völlig, die Planungen und Genehmigungen würden zudem Jahre in Anspruch nehmen – in Stainach könnte man hingegen rasch loslegen.
Zudem ist ja geplant, eine Ortho-Trauma-Abteilung in Rottenmann – auf Kosten von Schladming – aufzubauen, und das, obwohl es eine solche Abteilung im nur 20 Kilometer entfernten UKH Kalwang gibt. Das hat auch schon der Kalwanger ÖVP-Bürgermeister Mario Angerer kritisch angemerkt.
Schladminger Spital über kurz oder lang tot?
Das Diakonissenkrankenhaus Schladming soll Gynäkologie, Geburtshilfe, Allgemeinchirurgie und ein Großteil der Ortho-Trauma-Abteilung verlieren. „Die Fallzahlen werden noch geringer, für junge Ärzte gibt es daher noch weniger Anreiz, nach Schladming zu kommen“, meint Pintar. Seine Kollegin Regina Winkler-Renner bezeichnet die Schladminger Klinik „über kurz oder lang als tot“. So wie es auch Aussee der Fall sei, wo nur noch eine Geriatrie und eine Ambulanz vorgesehen sind.
All das würde immer mehr Menschen im Bezirk bewusst werden. „Die Zustimmung zum Leitspital nimmt von Woche zu Woche zu. Die Leute sehen, dass Plan B keine Qualität hat“, meint Winkler-Renner. Auch Pintar meint: „Die Stimmung kippt in Richtung Plan A.“ Bürgermeister Lemmerer bringt sogar eine erneute Volksbefragung (2019 sprach sich eine Mehrheit im Bezirk für den Erhalt der drei Krankenhäuser aus) ins Spiel.
Allianz mit den Ausseern möglich
In den nächsten Wochen wird der Verein jedenfalls mit Aktionen auf sich aufmerksam machen und auch Einwendungen gegen den Strukturplan, der noch vor Weihnachten beschlossen werden soll, einbringen. Eine Allianz mit den Ausseern sei dabei wahrscheinlich – diese würden hinter vorgehaltener Hand mit dem Leitspital gut leben können, hieß es am Donnerstag.
Aber wird die Landespolitik umdenken? Die Landeshauptmann-Partei FPÖ sicher nicht, die vier Oppositionsparteien im Landtag (SPÖ, Grüne, NEOS, KPÖ) versuchen sich durchzulavieren. Bleibt die ÖVP, eigentlich pro Leitspital, aber als Koalitionspartner eingeknickt.
Plan B ist für mich definitiv ein Rückschritt für die Menschen in der Region – und für die ganze Steiermark, weil keine Reformen passieren.
Roland Raninger
Bürgermeister Raninger sagt offen: „Plan B ist ein Desaster. Ich bin enttäuscht, dass die ÖVP da mitmacht. Ich kritisiere vor allem, dass der geforderte transparenter Vergleich zwischen Plan A und Plan B nie stattgefunden hat.“ Er hofft, „dass die Vernunft siegt und es zeitnah ein gutes, starkes Krankenhaus in der Mitte des Bezirks gibt“.
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.