Premiere für Sherlock Holmes in den Wiener Kammerspielen: Den von Sir Arthur Conan Doyle geschaffenen Meisterdetektiv spielt Claudius von Stolzmann, Martin Niedermair ist Doktor Watson und Kimberly Rydell die mysteriöse Irene Adler – wir baten das Trio zum Interview.
„Krone“: Sir Arthur Conan Doyle hat die Figur des Sherlock Holmes im Jahr 1886 kreiert. Wie ist Ihr Zugang zu dieser Meisterdetektiv-Legende, und was erwartet die Zuschauer für ein Stück?
Stolzmann: Das Besondere an Sherlock Holmes ist, dass alle diesen Stoff und die Figuren kennen. Wir vermischen in unserem Stück drei Kurzgeschichten von Sir Arthur Conan Doyle, die Autor Ken Ludwig zu einem Drama umfunktioniert hat. Ich glaube, alle freuen sich darauf, Sherlock Holmes zu sehen. Es ist ein Melodram, das neben komödiantischen auch tragische und emotionale Aspekte hat, und es macht unheimlich Spaß, Sherlock Holmes dabei zu folgen, wie er seine Schlussfolgerungen und Entlarvungen macht.
Niedermair: Man kann ja gar nicht aufwachsen auf dem europäischen Kontinent, ohne dass man ihn kennt oder zumindest ihn zu kennen glaubt. Die Spannung liegt im Stück. Es geht nicht nur ums Ergebnis, sondern der Prozess ist das Spannende. Es gibt viele Krimis, wo von Anfang an klar ist, wer der Mörder ist. Und sie sind trotzdem sehr, sehr spannend. Das ist auch hier der Fall. Und es gibt dramatische Wendungen, die man wahrscheinlich nicht erwartet. Ich würde sagen, es kommt fast jeder auf seine Kosten. Es gibt Liebe, es gibt Spannung, es gibt Krimi (lacht) und es gibt Tote.
In „Der Fall Moriarty“ mischt auch die mysteriöse Irene Adler mit – was hat es damit auf sich?
Rydell: Sherlock Holmes wird ja als ein Mann porträtiert, der nichts mit oberflächlichen Sachen wie Liebe zu tun hat (lacht). Ein spannender Aspekt hier ist, dass er eine Frau trifft, die er wahrnimmt. Das ist schon mal ein großer Schritt weiter. Und dann passiert mit ihm etwas, das er so noch nicht kennt, denn diese Frau ist auf Augenhöhe mit ihm und stellt eine echte Konkurrenz dar. Und die „Bromance“ zwischen Holmes und Watson wird aufgebrochen. Das ist toll und herausfordernd.
Herr Stolzmann, Sie spielen den Meisterdetektiv – wann kamen Sie das erste Mal mit Sherlock Holmes in Berührung?
Stolzmann: Die erste Berührung mit Sherlock Holmes waren für mich die Guy-Ritchie-Filme mit Robert Downey Jr. und Jude Law. Da wurde dieser Stoff auf eine, wie ich finde, sehr tolle Art umgesetzt. Kurze Zeit später kam dann die Serie raus, mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman. Die habe ich, muss ich gestehen, bis zur letzten Sekunde aufgesaugt.
Was würden Sie sagen, macht den besonderen Reiz dieses Stücks aus?
Niedermair: Es ist ein Melodram, eine Form, an die wir heute nicht mehr gewöhnt sind und die deswegen schon wieder einen Neuwertigkeitscharakter hat: Da spielen die Figuren zuerst in einer Szene die Comedy aus, und in der nächsten Szene werden die großen Gefühle ausgepackt. Es ist das große Hollywood auf kleiner Bühne mit einfacher Holzkulisse. Wir haben versucht, diese alte Geschichte ein bisschen zu beleben, zu entstauben und mit dem Geist von 2025 nochmal aufzupumpen.
Sherlock Holmes lebt in der Baker Street 221b, London – einer zur damaligen Zeit fiktiven Adresse, da zu Conan Doyles Zeit die Baker Street nur bis zur Nr. 85 durchnummeriert war.
Was war für Sie die größte Herausforderung im „Fall Moriarty“?
Niedermair: Die darstellerische Herausforderung ist die Schnelligkeit des Szenenwechsels. . .
Stolzmann: . . .genau, denn wir haben 54 Schauplätze in anderthalb Stunden Spielzeit. Dazu muss man unglaublich genau innerlich arbeiten, damit, obwohl die Szene so schnell gewechselt wird, die Haltung der Figur stets plausibel und nachvollziehbar bleibt. Dabei die Vorlage zu bedienen, die unser Autor geschrieben hat und gleichzeitig dem menschlichen Mythos, den wir alle kennen, gerecht zu werden, das ist für mich die Hauptherausforderung.
Rydell: Super spannend und herausfordernd ist auch, dass alles so britisch ist. Das hat ja nicht nur mit der Sprache zu tun, sondern mit der Lebensart und den Dialekten, wie dem original Cockney. Da kommt eine besondere Attitude mit rein. Das ist so, als würden wir versuchen, den „Mundl“ ins Englische zu übersetzen.
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