Petition

Wiener Fotograf kämpft für bedrohte Wildtiere

Wien
27.10.2025 11:00

Leopold Kanzler dokumentiert seit Jahren das Verschwinden heimischer Wildtiere. Jetzt hat er seine zweite Petition gestartet – und tritt erneut vor den Wiener Landtag.

Wer mit Leopold Kanzler durch die Wiener Grünräume streift, lernt schnell: Rebhühner bekommt man kaum mehr vor die Linse. Der Tierfotograf, der unter dem Namen „Fotopirsch“ arbeitet, dokumentiert mit seiner Kamera nicht nur besondere Naturmomente, sondern auch ein stilles Verschwinden.

Wenn Wildtiere zur Rarität werden
„Als Tierfotograf bin ich direkt mit der schwindenden Niederwildpopulation konfrontiert“, erklärt Kanzler. Die offiziellen Zahlen belegen: Im Jagdjahr 2023/24 wurden in Wien 81 Fasane, zwei Rebhühner und 154 Feldhasen erlegt – allesamt gefährdete oder bedrohte Arten. Insbesondere die Treibjagden im Stadtgebiet bereiten ihm zunehmend Sorge. Angesichts dieser Zahlen setzt der Tierfreund nun erneut auf Engagement.

Vom Beobachter zum Aktivisten
Es ist nicht das erste Mal, dass der Floridsdorfer für Wildtiere eintritt. Ein tragisches Erlebnis im Jahr 2021 wurde zum Wendepunkt: Kanzler hatte eine Fuchsfamilie am Marchfeldkanal fast zehn Monate lang intensiv begleitet und fotografisch dokumentiert. Die Zeit der Beobachtung endete abrupt, als im Juni Mutter und Jungtier von einem Jäger erschossen wurden. Der Vorfall bewegte ihn dazu, seine erste Petition einzubringen, die die Abschaffung der Fuchsjagd in Wien forderte und Anfang 2022 im Petitionsausschuss behandelt wurde.

Im Jagdjahr 2023/24 wurden 81 Fasane in Wien erlegt.
Im Jagdjahr 2023/24 wurden 81 Fasane in Wien erlegt.(Bild: fotopirsch.at)

Drei konkrete Forderungen
Nun legt Kanzler mit einer umfassenderen Initiative nach. Seine aktuelle Petition nennt klare Punkte für den Schutz gefährdeter Wildtiere:

  • Ganzjähriger Schutz: Er fordert ein generelles Jagdverbot für Rebhühner, Waldschnepfen, Edelmarder und Fasane.
  • Differenzierter Hasenschutz: Beim Feldhasen soll grundsätzlich ein Jagdverbot gelten, mit pragmatischen Ausnahmen dort, wo es nötig ist – etwa in Gemüseanbau und Biobetrieben. Treibjagden bleiben dabei ausgeschlossen. Ein Jagdverbot wird auch angesichts der derzeit in Ostösterreich grassierenden, oft tödlichen Kaninchenpest (Myxomatose), die die Feldhasenpopulationen dezimiert, als besonders dringlich erachtet – die „Krone“ berichtete.
    WHR Prof. Dr. Rudolf Winkelmayer, pensionierter Veterinär, Amtstierarzt und Mitbegründer der Plattform Österreichischer Tierärzte für Tierschutz, unterstützt Kanzlers Forderung eindringlich: „In dieser Seuchensituation jetzt Hasen zu jagen ist unverantwortlich, da dabei gerade die widerstandsfähigen und immunen Tiere geschossen werden, die für den Wiederaufbau der Population entscheidend sind. Die ohnehin zahlenmäßig geringen Populationen von Feldhasen, Rebhühnern und Fasanen regulieren sich selbst – eine ökologische Notwendigkeit für die Jagd besteht nicht.“
  •  Schonzeit für Füchse: Für Füchse soll eine Schonzeit von März bis August eingeführt werden. Damit soll verhindert werden, dass versehentlich Muttertiere erlegt werden und ihre Jungen verhungern. 
Der Feldhase ist in Wien bedroht – nicht nur durch die Jagd, sondern auch durch die derzeit in ...
Der Feldhase ist in Wien bedroht – nicht nur durch die Jagd, sondern auch durch die derzeit in Ostösterreich grassierende Kaninchenpest (Myxomatose), die oft tödlich verläuft.(Bild: www.fotopirsch.at)

Mehr als 500 Stimmen für den Tierschutz
Die Resonanz ist beachtlich: Bereits 553 Menschen haben die Petition unterstützt, die erforderliche Marke von 500 Unterschriften ist damit überschritten. „Es freut mich sehr, dass so viele Menschen mein Anliegen mittragen“, sagt Kanzler.

Petitions-Termin

Am 10. November 2025 um 15.30 Uhr wird Leopold Kanzler im Wiener Rathaus vor dem Petitionsausschuss sprechen und sein Anliegen vortragen.
Die Sitzung ist öffentlich.

Für Naturliebhaber Kanzler ist es ein wichtiger Schritt: Von der stillen Beobachtung hinter der Kamera zur lauten Stimme für jene, die selbst keine haben. Es geht ihm um nicht weniger als den Erhalt der Artenvielfalt in den Wiener Grünräumen – und darum, dass Rebhuhn, Fasan und Feldhase auch künftig Teil der städtischen Biodiversität bleiben.

Die Petition „Ganzjährige Schonung gefährdeter und bedrohter Wildtiere“ können Sie hier unterstützen.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Eingeloggt als 
Nicht der richtige User? Logout

Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt