Ende Juli 2024 wurden in einer Pfarrwohnung in Niederösterreich alle Zutaten und Equipment fürs Kochen von Crystal Meth gefunden. Der federführende Übeltäter: der Pfarrer der Gemeinde. Im Landesgericht Krems nennt der 39-jährige Pole nun als Motiv die Liebe: „Ich weiß jetzt, dass ich schwul bin.“ Ins Gefängnis muss er nicht mehr.
„Er hatte eine spirituelle Krise. Er hat sich in der Kirche nicht mehr zu Hause gefühlt“, das nennt Verteidigerin Astrid Wagner als Grund, warum ein niederösterreichischer Pfarrer in seiner Dienstwohnung ein Drogenlabor errichtete. Im adretten, dunklen Anzug sitzt der Theologe nun im Landesgericht Krems – von seiner Zeit als Geistlicher ist wenig übrig.
„Das war alles nur Theater“
Denn von der katholischen Kirche habe sich der 39-Jährige völlig gelöst: „Ich war damals in einer unfassbaren Lebenskrise. Es war das Ende der Welt. Ich wurde zwar von der Gemeinde geliebt und immer wieder gelobt, aber das hat mich bedrückt. Das war alles nur Theater, was ich gemacht hab“, spricht er über seine Zeit als Pfarrer. Er beichtet: „Ich weiß jetzt, dass ich schwul bin. Ich hab‘ mich total einsam gefühlt. Ich wollte unbedingt schnell aus der Kirche austreten.“
Ich wollte ein bisschen Geld sparen für eine Wohnung in Wien, wo ich mit dem Zweitangeklagten zusammen wohnen kann.
Ex-Pfarrer verliebte sich in 29-Jährigen, errichtete deswegen Drogenlabor.
2023 lernte der Pole dann den Zweitangeklagten kennen – er schwänzt den Prozess – und verliebte sich in den 29-Jährigen. Mit ihm begann der damals noch Geistliche Suchtgift zu nehmen; hauptsächlich Methamphetamin. „Wir wissen alle, dass diese Drogen am Schwarzmarkt sehr teuer sind“, erklärt der Theologe Frau Rat. Das Geld wurde irgendwann knapp, da kam man letzten Sommer auf die Idee, das Crystal Meth selbst zu kochen. Die Zutaten waren schnell besorgt. Mit seinem Liebhaber und zwei weiteren Männern versuchte man also in der Pfarrwohnung sein Glück, wie in der bekannten amerikanischen Serie „Breaking Bad“.
Zutaten für ein Kilo Crystal Meth besorgt
Jedoch nicht ganz so erfolgreich: Wegen einer fehlerhaften Anleitung schafften es die Drogenköche nicht, verwertbares Methamphetamin herzustellen. Bei einer Razzia Ende Juli 2024 im betroffenen Pfarrhof flog der Ex-Priester auf – die Drogenausgangsstoffe und das Laborequipment wurden sichergestellt. Laut Anklage wäre das geeignet gewesen, um ein Kilo Crystal Meth herzustellen. „Daran hab' ich aber nicht geglaubt“, so der 39-Jährige vor Gericht, der auch einige Wochen in U-Haft saß.
Jetzt habe der Pole aber wieder auf den richtigen Weg zurückgefunden – jedoch nicht im Dienst Gottes. Er lebt nun in Wien-Favoriten, arbeitet als Versicherungsberater. Verteidigerin Astrid Wagner betont: „Er ist trotzdem noch ein sehr spiritueller Mensch.“
Trotz der reumütigen Geständnisse aller Angeklagten kommt eine Diversion nicht infrage: „Sie wollten immerhin ein Kilo Crystal Meth herstellen“, begründet Frau Rat. Obwohl dieser Versuch rechtlich völlig untauglich war, ist der Besitz, die Einfuhr und Ähnliches von Drogenausgangsstoffen genauso strafbar. Also wird der Drogen-Pfarrer zu 22 Monaten teilbedingter Haft verurteilt – drei davon fest. Die saß er aber bereits in U-Haft ab.
Die zwei mitangeklagten Männer fassen 15 Monate, davon ebenfalls drei im Gefängnis, beziehungsweise sechs Monate bedingte Haft aus. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.
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