„Tim liebt Tina“ – so heißt ein Song des musikalischen Tausendsassas Anna Depenbusch. Die 47-jährige Sängerin – oder „Liedermacherin“, wie sie sich selbst nennt – steht seit vielen Jahren erfolgreich auf der Bühne. Wir trafen sie zum kurzen Plausch über ihr bevorstehendes Konzert in Wien, ihre besondere Verbindung zur Stadt und den Mut, nach einem schweren Schicksalsschlag wieder nach vorne zu blicken.
Sichtlich gut gelaunt empfängt uns eine nette Dame mit schwarzer Schirmmütze, königsblauem Outfit (inklusive Tüllrock) und einer farbenfrohen, knallorangenen Ukulele in der Hand. Strahlend setzt sie sich ans Gelände des Theater Akzent und trällert ein paar Lieder, während sie fotografiert wird. Anna Depenbusch ist Sängerin – und eine Frohnatur durch und durch.
Seit ihrem Debütalbum „Ins Gesicht“ (2005), einem Crossover aus Pop und Chanson, hat sich Depenbusch als eine der spannendsten Stimmen der deutschen Musikszene etabliert. Mit „Die Mathematik der Anna Depenbusch“ gelang ihr 2011 der Durchbruch und seither gilt sie als moderne Geschichtenerzählerin zwischen Poesie, Witz und Melancholie.
Wir trafen die Künstlerin im Zuge ihrer Promo-Tour für das bevorstehende Konzert im Oktober. Nach dem Brand ihres Studios Anfang 2025 musste Depenbusch ihr geplantes Album verschieben – doch ans Aufgeben dachte sie nie. Stattdessen steht sie nun gemeinsam mit dem Kaiser Quartett auf der Bühne und bereitet sich auf ihre Wien-Premiere vor. Wir wollten wissen, wie es sich für sie anfühlt, nach all den vergangenen Monaten wieder auf der Bühne zu stehen und die Eindrücke dieser besonderen Zeit auf sich wirken zu lassen. „Ich häng‘ immer noch so dazwischen – zwischen Dankbarkeit und Kummer. Dankbar jetzt wieder auf Tour gehen zu können und das mit dem Kaiser Quartett, das sich hier in Wien richtig gut machen wird. Aber gleichzeitig ist der Schmerz über den Verlust Anfang des Jahres noch da.“
Apfelstrudel und Kaiser Quartett
Die Hamburgerin war zwar schon sehr oft in Wien, aber dieser Auftritt mit dem Streichquartett soll ihr erster sein: „Auf Tour zu sein, tut unheimlich gut und es ist meine Wien-Premiere, das ist natürlich ein großes Erlebnis für mich.“ Unsere Hauptstadt gefällt der 47-Jährigen sehr gut, denn im Gespräch schwärmt sie davon und empfindet es als „traumhaft schön hier“. Auf die Frage, ob sie einen Lieblingsplatz hat, meinte sie nur: „Ich glaube, dieses Herumflanieren gefällt mir am besten und dann einfach irgendwo hängenbleiben.“ Mit einem Lächeln fügt sie dann noch hinzu: „Und ich liebe Apfelstrudel mit Vanillesauce.“
Aber nicht nur die süße Versuchung führt sie nach Wien: Am 16. Oktober tritt Anna Depenbusch gemeinsam mit dem Hamburger Kaiser Quartett im Theater Akzent auf. Tickets findet man unter www.oeticket.com. Für die Sängerin ist dieses Konzert etwas ganz Besonderes – sie kennt einige der Streicher schon länger. „Wir haben uns schon eine ganze Weile im Auge gehabt“, erzählt sie. „Das Kaiser Quartett hat diesen klassischen Background, kann aber gleichzeitig unfassbar groovy und poppig spielen. Diese Kombination ist selten, weil die Stile ja eigentlich sehr unterschiedlich sind.“ Seitdem sie mit dem Quartett zusammenarbeitet, haben viele ihrer Songs eine neue Farbe bekommen – etwas, das die Poetin besonders freut. „Wir haben viele Titel neu arrangiert, teilweise auch sehr mutig, sodass das Quartett eine große Rolle in den Songs spielt. Die Streicher rühren mich jedes Mal aufs Neue.“
„Zwischen Liebe und Kummer“
Dass das Konzert auf der Kult-Bühne des Theater Akzent stattfindet, ist kein Zufall. Depenbusch wollte bewusst einen Rahmen, in dem das Publikum ganz bei sich sein kann. „Theaterbühnen eignen sich hervorragend dafür“, sagt sie. „Ich hoffe, dass viele Leute kommen – und ich lasse die Wiener Theater sicher nicht los. Auch nach dem Konzert werde ich bestimmt regelmäßig vorbeischauen.“ Das alles klingt vielversprechend. Doch was macht die Musik der 47-Jährigen eigentlich so besonders? Und wie würde sie jemandem ihre Art von Musik beschreiben, der sie noch nie gehört hat?
„Ich nenne mich Liedermacherin. Ich schreibe meine Texte, komponiere meine Songs und kann mich auch selbst begleiten. Es ist eine Mischung aus Chanson – also diese französische Stimmung– und meine Texte reichen von lustig und frech bis tieftraurig. Sie sind lebendig, unterhaltsam und immer ehrlich. Es ist eben echte Liedermacherei.“
Es ist schön, die Hamburgerin so fröhlich und in ihrem Element zu sehen – denn das war nicht immer so. Ihre aktuelle Tour trägt den Titel „Zwischen Liebe und Kummer“, und der Name kommt nicht von ungefähr. Anfang des Jahres erlebte die Sängerin einen schweren Schicksalsschlag: „Die Wohnung unter mir fing Feuer und das Feuer ist schnell auf meine Wohnung übergesprungen. Es war mitten in der Nacht, alle Fluchtwege standen in Flammen, auch die Fenster. Die Scheiben sind bereits gesprungen, das ganze Treppenhaus brannte“, erzählt sie mit spürbarer Rührung. „Ich hatte Glück – ich wohne im dritten Stock, und über das Fenster konnte mich die Feuerwehr retten.“
Ihr Studio, ihre Fotos, ihr gesamtes kreatives Zuhause gingen in den Flammen verloren. Eine Tragödie, bei der auch zwei Menschen ums Leben kamen – und doch überwiegt bei Depenbusch die Dankbarkeit, dass ihr selbst nichts Schlimmeres passiert ist. Der Brand wurde schließlich zum Auslöser für ihre neue Tour: Nach einigen Tagen des Schocks setzte sie sich mit ihrem Team zusammen. „Wir haben überlegt, ob wir die Tour überhaupt spielen können“, erzählt sie. „Aber ich wollte unbedingt wieder raus – in lachende Gesichter schauen, Musik machen, singen. Und das war genau die richtige Entscheidung.“
Blick nach vorne und Geburtstagsfeier
Der Schock sitzt tief, das spürt man – doch heute blickt Depenbusch nach vorn. Das Leben hat schließlich nicht nur Tiefen. Und bei einer so langen Karriere gibt es natürlich auch viele besondere Momente. Um die Stimmung etwas aufzulockern, sprechen wir über genau diese Lieblingsaugenblicke. „Ich freue mich jedes Mal über die unterschiedlichen Locations, in denen ich spiele“, sagt sie. „Ich liebe diese Vielfalt und das Gefühl, ein neues Publikum zu erobern. Zurückzuschauen ist nicht so meins – einen richtigen Lieblingsmoment habe ich also nicht. Ich schaue lieber nach vorn und bin gespannt, was als Nächstes kommt.“
Als Nächstes steht das Wien-Konzert an, auf das sich Anna Depenbusch ganz besonders freut: „Ich feiere auch in meinen Geburtstag hinein. Nach dem Konzert werden wir Wien unsicher machen“, erzählt sie lachend. Danach wird es wohl etwas ruhiger – zumindest für ein paar Tage. Die verbringt sie am liebsten in ihrer Heimatstadt Hamburg, direkt an der Elbe. „Meinen freien Tag verbringe ich gerne an der Strandperle – das ist ein kleiner Kiosk, wo man sich ein Getränk holen und sich einfach ans Wasser setzen kann. Das mache ich auch im Winter, selbst wenn es kalt ist oder regnet. Das ist für mich pure Erholung.“
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