„Die Ernsthaftigkeit ist eine andere, wenn man um Punkte spielt. Aber bei so viel Geld verstehe ich es. Es ist ein unmoralisches Angebot, da wird man schwach“, sagte Herwig Straka, Turnierdirektor der Erste Bank Open, über den Lockruf des Geldes für die Tennis-Stars.
Zwei Jahre nach seinem Sieg im vielleicht besten Finale überhaupt in der Wiener Stadthalle kehrt Jannik Sinner zurück. Der Tennis-Weltranglisten-Zweite spielt noch beim Schauturnier Six Kings Slam, reist dann aber direkt aus Saudi-Arabien zum mit 2,74 Mio. Euro höchstdotierten österreichischen Sportevent. Turnierdirektor Herwig Straka hat sich das viel kosten lassen, doch für den Italiener zählt in Wien weniger das Geld. „Unsere Währung sind die Punkte“, sagt Straka.
Mit von der Partie sind bei den Erste Bank Open ab Montag aber auch vier weitere Top-Ten-Spieler: Ex-Sieger Alexander Zverev (GER/Nr. 3), Alex de Minaur (AUS/7), Lorenzo Musetti (ITA/8) und Vorjahresfinalist Karen Chatschanow (RUS/10). Titelverteidiger Jack Draper hat wegen einer Verletzung seine Saison vorzeitig beendet.
Straka versteht Lockruf des Geldes
Einmal mehr ein Feld der Superlative also. Dass mehrere Wien-Starter unmittelbar davor bei der millionenschweren Exhibition spielen, gefällt Straka im APA-Interview freilich nicht so, er äußert aber auch Verständnis. „Die Ernsthaftigkeit ist eine andere, wenn man um Punkte spielt. Aber bei so viel Geld verstehe ich es. Es ist ein unmoralisches Angebot, da wird man schwach.“
Die Konkurrenz der finanzkräftigen Saudis soll deshalb auch innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre ins ATP-Boot geholt werden. „Wir werden die Saudis in den Terminkalender mit einem 1000er-Turnier irgendwann in naher Zukunft aufnehmen, und hoffen, dass das Six Kings dann Geschichte ist.“ Es wird dann also statt neun schon zehn ATP-Masters-1000-Events geben. Die Idee ist nicht ganz neu, soll nun aber bald umgesetzt werden, so Straka, der im ATP-Board of Directors sitzt.
Antrittsgelder wie zu Zeiten von Federer, Nadal
Aber ob mit oder ohne Konkurrenz der Öl-Scheiche: Auch nach dem Karriereende von Roger Federer und Rafael Nadal sind die Startgelder neben dem offiziellen Preisgeld enorm. „Generell ist es nicht eingetreten, dass die Spieler nach Federer, Nadal günstiger geworden sind. Nicht nur bei den Topstars, es geht stetig nach oben. Auch die Preisgelder sind vom letzten Jahr um 11 Prozent gestiegen. Es ist für uns nicht einfach, Schritt zu halten. Noch geht es gut, ich versuche alles zu tun“, lässt Straka hinter die Kulissen blicken.
Keine Sorge um Ofners Karriere
Aus österreichischer Sicht wäre schon jeder Sieg eine Überraschung. Die aktuelle heimische Nummer 1 und auch einziger Top-100-Mann, Filip Misolic, kommt mit fünf Niederlagen en suite im Gepäck nach Wien. Er ist zum insgesamt dritten Mal nach 2022 und 2023 im Stadthallen-Hauptfeld und hofft auf seinen ersten Sieg. Sebastian Ofner hat wegen körperlicher Probleme abgesagt. „Ich glaube, dass sie nach wie vor die Nummern 1 und 2 in Österreich sind“, sagte Ofner-Manager Straka. „Es ist sehr fair, dass der ‘Ofi‘ rausgezogen hat und er keinem anderen den Platz wegnimmt. Jurij ist jetzt drinnen, das sind aber die besten Österreicher, die wir zur Zeit haben.“
Um die Fortsetzung der Karriere von Ofner, der seit Jahren von Rückschlägen geplagt wird, muss man sich nicht sorgen. „Ich glaube nicht, es ist anatomisch alles okay. Aber die Schmerzen sind so arg, dass man damit nicht spielen kann.“ Straka hofft, dass die Davis-Cup-Helden Rodionov und der mit einer Qualifikations-Wildcard versehene Lukas Neumayer den Schwung vom Triumph in Ungarn mitnehmen können. Rodionov ist wie Misolic zum dritten Mal im Wiener Hauptfeld, 2020 sorgte er für seinen bisher einzigen Sieg (über Denis Shapovalov/CAN). Ebenfalls mit Quali-Wildcard dabei ist Jungstar Joel Schwärzler.
Marx Halle könnte für Zuschauerrekord sorgen
Neu ist bei dieser Auflage der zweite Schauplatz Marx Halle. Also dort, wo 2030 die neue Arena fertig sein soll. Die aus allen Nähten platzende Stadthalle wird schon jetzt bis in den letzten Winkel ausgenutzt. Ab diesem Jahr gibt es jeden Tag nach dem Spielbetrieb eine Afterparty in Club-Atmosphäre (Eintritt frei) mit open end.
Noch attraktiver wird es für viele Fans sein, dass sie mit einem Stadthallenticket an einem anderen Tag nach freier Wahl kostenlos in der Marx Halle den Superstars beim Training oder auch andere Einzel und Doppel verfolgen können. „Es ist uns wirklich gut gelungen. Es wird wahrscheinlich ein Zuschauerrekord werden“, antizipiert Straka. Es gibt 1.500 fixe Plätze, aber auch mit viel Fluktuation sollen zwei- bis dreitausend Fans täglich nach Neu-Marx kommen. Für die Spieler gibt es dann erstmals die Möglichkeit, auch einmal zwei Stunden zu trainieren.
Übrigens: nach der Absage von Tommy Paul (USA) ist der Russe Daniil Medwedew nun gesetzt, womit eine Wiederholung des Traumfinales 2023 nun nicht schon in Runde eins erfolgen kann.
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