Sie galten als grüne Lunge unseres Planeten, als natürliche Klimaanlagen, die Jahr für Jahr Millionen Tonnen CO2 aus der Atmosphäre filtern. Doch jetzt zeigt eine in der renommierten Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichte Studie: Australiens tropische Regenwälder haben sich in ihr Gegenteil verkehrt.
Sie sind die ersten natürlichen Wälder weltweit, die nachweislich mehr klimaschädliches CO2 ausstoßen, als sie absorbieren – ein Alarmsignal mit globalen Konsequenzen. „Dies ist die erste Analyse, die dieses Muster bei natürlichen unangetasteten Wäldern und als über viele Jahre fortbestehendes Muster zeigt“, erklärte Studien-Co-Autor Patrick Meir am Donnerstag. Er bezeichnete den Befund als „sehr besorgniserregend“.
Eigentlich fungieren die Regenwälder der Erde als gigantische CO2-Speicher, die enorme Mengen des Treibhausgases aus der Atmosphäre binden. Eine gängige Theorie besagt sogar, dass die steigenden CO2-Konzentrationen das Waldwachstum fördern könnten, weil den Bäumen mehr Kohlendioxid für die Photosynthese zur Verfügung steht.
Hitze lässt Bäume sterben
Die aktuelle Studie zeichnet jedoch ein düsteres Bild: Die zunehmend extremen Temperaturen in Australien führen zu massivem Baumsterben. Die Folge: Die Tropenwälder im Norden des Landes stoßen mittlerweile mehr CO2 aus, als sie aufnehmen können. Für ihre Untersuchung werteten Meir und seine Kollegen die Wachstumsdaten der Regenwälder im Bundesstaat Queensland aus knapp 50 Jahren aus.
Das erschreckende Ergebnis: Seit etwa dem Jahr 2000 geben diese Wälder durch die Verwesung abgestorbener Bäume mehr CO2 ab, als sie durch das Wachstum von Stämmen und Ästen binden. Hauptverantwortlich ist laut den Modellrechnungen der Klimawandel mit zunehmenden Dürreperioden. Auch Wirbelstürme, deren Häufigkeit und Intensität durch die globale Erwärmung zunehmen, tragen zum Waldsterben bei.
Amazonas zeigt ähnliche Entwicklung
David Bauman, Co-Autor der Studie vom Nationalen Forschungsinstitut für nachhaltige Entwicklung in Frankreich, sieht Parallelen zu anderen Regionen: Die Ergebnisse aus Australien deckten sich mit Daten aus dem Amazonas-Urwald, dessen CO2-Speicherfähigkeit ebenfalls nachlasse. „In dieser Hinsicht sind unsere Ergebnisse also nicht überraschend, aber es ist früher passiert, als wir erwartet haben“, sagte Bauman. Zudem seien die Auswirkungen von Klimafaktoren wie Hitze und Trockenheit stärker als angenommen.
Die Studienautoren befürchten, dass sich diese negative Entwicklung auch in anderen Regenwäldern weltweit vollziehen könnte. Meir erklärte, wahrscheinlich reagierten alle tropischen Wälder ähnlich, wobei „die genauen Mechanismen und Zeitabläufe in unterschiedlichen Regionen sich unterscheiden“ würden.
Klimaziele rücken in weitere Ferne
Die Forscher wiesen darauf hin, dass sich ihre Untersuchung auf Stämme und Äste konzentrierte, während Baumwurzeln und Boden ebenfalls eine Rolle bei der CO2-Absorption spielen. Dennoch sei klar: „Die Herausforderung, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, ist dringlicher und zugleich schwieriger geworden“, so Bauman.
Im Pariser Klimaabkommen von 2015 hatte sich die internationale Gemeinschaft verpflichtet, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Die Realität sieht anders aus: Die Weltmeteorologie-Organisation (WMO) teilte am Mittwoch mit, dass die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre im vergangenen Jahr einen Rekordanstieg verzeichnete.
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