Krawalle in Bosnien

Aufrufe zur Revolution und zum Aufräumen

Ausland
08.02.2014 15:49
Nach den schweren Ausschreitungen in Bosnien-Herzegowina mit landesweit über 200 Verletzten haben die Demonstranten am Samstag eine "politische Revolution" gefordert. Demnach sollen sich beispielsweise die Einkommen aller Politiker an den äußerst niedrigen Durchschnittslöhnen im Land orientieren. Die Lage selbst hat sich über Nacht ein wenig beruhigt. Einige Aktivisten riefen bereits über Facebook dazu auf, nach den Krawallen in Tuzla aufzuräumen.

In einem Fünf-Punkte-Katalog verlangen die Protestierer außerdem, dass die "kriminellen Privatisierungen" der Staatsbetriebe rückgängig gemacht und die "Wirtschaftskriminellen" vor Gericht gestellt werden. Die Demonstranten fordern weiters, dass nach dem Rücktritt der Regionalregierung in Tuzla nur parteilose Experten eine neue Regierung bilden. Die Stadt war am Freitag das Zentrum der Gewalt.

Brände noch nicht gelöscht, Ärger nicht besänftigt
Landesweit hatten Demonstranten am Vortag zahlreiche staatliche Institutionen, darunter das Staatspräsidium in Sarajevo, in Brand gesteckt. In Mostar gingen unter anderem die Büros der beiden bedeutendsten Parteien, der bosniakischen (muslimischen) SDA und der kroatischen HDZ, in Flammen auf. Feuerwehrleute waren am Samstagvormittag weiterhin bemüht, einzelne Brandherde im Gebäude der Kantonalregierung zu löschen. Der Sachschaden liegt nach ersten Schätzungen bei 25 Millionen Euro.

Durch den Brand im Gebäude des Staatspräsidiums in Sarajevo ist auch ein Teil des Staatsarchivs vernichtet worden, darunter historische Dokumente aus der Zeit Österreich-Ungarns. Bestände aus dem 19. Jahrhundert, die drei Kriege überdauert hätten, seien zerstört, teilten Historiker mit. Die Höhe des Schadens sei nicht zu beziffern.

Seit 54 Monaten kein Lohn, 10.000 Menschen vor Kündigung
Ausgelöst wurden die Proteste am Mittwoch durch die Insolvenz von vier Betrieben in Tuzla. 10.000 Menschen sollen dadurch ihren Job verlieren, nachdem sie bereits seit 54 Monaten keinen Lohn mehr bekommen haben.

Noch in den Nachtstunden wurde der Führer der Unabhängigen Gewerkschaftsunion, Josip Milic, festgenommen. Ihm wird vorgeworfen, hinter den Protesten zu stehen.

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