Täter ging in Berufung

Neuer Prozess im Missbrauchsfall Pelicot

Ausland
06.10.2025 17:23

Ein Jahr nach dem aufsehenerregenden Vergewaltigungsprozess wird Gisèle Pelicot wieder vor Gericht aussagen. Ein 44-jähriger mutmaßlicher Vergewaltiger, der zu Haft verurteilt wurde, will seine Unschuld erklären. Er ist der einzige der insgesamt 51 Verurteilten, der in Berufung ging.

Pelicot hätte gerne auf die „Tortur“ verzichtet, habe aber keine Angst davor, erneut ins Rampenlicht zu treten, sagte einer ihrer Anwälte. Sie verstehe „die Aufmerksamkeit, die ihrem Fall zuteilwird, der über ihre Person hinaus von universeller Bedeutung ist“, sagte er. Die 72-Jährige erschien am Montag in Begleitung ihres Sohnes Florian vor dem Gericht in Nimes und schüttelte ihren Unterstützerinnen und Unterstützern die Hand.

Am Dienstag wir ihr Ex-Mann Dominique Pelicot befragt, der im Gefängnis sitzt. Dieser hatte sie jahrelang mit Medikamenten betäubt, vergewaltigt und von zahlreichen anderen Männern vergewaltigen lassen. Diese hatte er in Internetforen kontaktiert. Der Prozess endete mit Haftstrafen für alle 51 Angeklagten – zwischen drei und 15 Jahren, Dominique Pelicot bekam die Höchststrafe von 20 Jahren.

Gisèle Pelicot mit ihrem Sohn Florian
Gisèle Pelicot mit ihrem Sohn Florian(Bild: AFP/Christophe Simon)

200 Vergewaltigungen möglich
Die jahrelangen Vergewaltigungen waren eher zufällig aufgeflogen. Pelicot war im September 2020 festgenommen worden, nachdem er Frauen im Supermarkt unter den Rock gefilmt hatte. Polizistinnen und Polizisten untersuchten daraufhin den Computer des Mannes. Auf diesem war der Missbrauch in Hunderten Fotos und Videos dokumentiert. Gisèle hatte die Übergriffe laut eigener Aussage nicht mitbekommen, weil ihr heimlich starke Medikamente unter das Essen gemischt worden waren. Sie geht davon aus, gar ungefähr 200 Mal vergewaltigt worden zu sein.

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Ich bin hier, weil ich diese Frau niemals vergewaltigen wollte, ich hatte nie die Absicht dazu, ich habe sie immer respektiert.

Einer der mutmaßlichen Vergewaltiger vor Gericht

Tatsächlich vermuten auch die Ermittlerinnen und Ermittler Dutzende weitere Täter, die aber nicht identifiziert werden konnten. Viele von ihnen sagten vor Gericht, sie seien von einem Sexspiel des Paares ausgegangen, und wiesen den Vorwurf der Vergewaltigung von sich. Auch der Verurteilte, dessen Berufung nun verhandelt wird, hält an diesem Standpunkt fest. „Ich bin hier, weil ich diese Frau niemals vergewaltigen wollte, ich hatte nie die Absicht dazu, ich habe sie immer respektiert“, sagte er.  „Ich wusste nie, dass sie unter Medikamenteneinfluss stand, ihr Mann hat mir das nie erzählt, ich habe es im Polizeigewahrsam erfahren.“

Weitere Ermittlungen gegen Ex-Mann
Der Berufungsprozess des 44-jährigen Husamettin D. soll voraussichtlich vier Tage dauern und wird wieder öffentlich geführt. Am Mittwoch wird Gisèle Pelicot aussagen.

Gegen Dominique Pelicot wird unterdessen noch wegen des Verdachts der Vergewaltigung und des Mordes an einer 23-Jährigen 1991 in Paris sowie wegen des Verdachts der versuchten Vergewaltigung einer 18-Jährigen 1999 ermittelt. In beiden Fällen soll er die Opfer mit Ether betäubt haben.

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