Gaza-Hilfsflotte:
„Wir haben israelische Blockade durchbrochen“
Trotz der israelischen Intervention, bei der mehrere Boote der Gaza-Hilfsflotte von der Marine abgefangen wurden, hat offenbar ein Segelboot die Seeblockade durchbrochen und befindet sich in palästinensischen Gewässern. Das israelische Außenministerium widerspricht und betont: „Kein Schiff der Flotte hat den Gazastreifen erreicht.“
Die Abfangaktion des Militärs rund 80 Kilometer vor der Küste noch in internationalen Gewässern hatte am späten Mittwochabend begonnen. Aktivisten bezeichneten sie als illegal. Auch international löste der Einsatz Proteste aus. Einem Bericht von CNN Türk zufolge gelang es dennoch der unter französischer Flagge fahrender Mikeno, am Donnerstagmorgen die Seeblockade der Israelis zu passieren. „Wir können der Welt verkünden, dass die Blockade durchbrochen wurde“, erklärte ein Sprecher gegenüber dem Nachrichtensender.
Israel: Kein Schiff hat es geschafft, nur Tracking-Fehler
Auch die Internetplattform „Marine Traffic“, die weltweite Schiffsbewegungen zeigt, wies die Mikeno nur rund 17 Kilomter vor der Küste des Palästinensergebiets aus. Die israelische Armee wies diese Angaben jedoch zurück und sprach von einem Fehler bei der Schiffsortung, wie die Zeitung „Times of Israel“ berichtete. Da die Kommunikation zum Segelboot unterbrochen wurde, ist ungewiss, was nun genau passiert ist.
Das israelische Außenministerium hatte zuvor bekannt gegeben, dass „mehrere Schiffe (...) sicher gestoppt“ worden seien und dass ihre Passagiere – darunter laut einem Vertreter der „Global Sumud Flotilla“ auch ein Österreicher – zu einem israelischen Hafen gebracht würden. Es veröffentlichte Aufnahmen der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg mit dem Zusatz: „Greta und ihre Freunde sind sicher und gesund.“
Nach einem von der Trägerorganisation der „Global Sumud Flotilla“ betriebenen Schiffsortungsdienst im Internet setzten in der Früh noch elf der Motor- und Segelboote ihre Fahrt Richtung Gazastreifen fort.
Hamas spricht von „maritimem Terrorismus“
Die palästinensische Terrororganisation Hamas, deren Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 den Krieg im Gazastreifen ausgelöst hatte, verurteilte das Stoppen der Boote „in internationalen Gewässern“ als „Verbrechen der Piraterie und des maritimen Terrorismus“.
Auch Israels Erzfeind Iran verurteilte den israelischen Marineeinsatz gegen die Global Sumud Flotilla als „Terrorakt“, der gegen das Völkerrecht verstoße. Wie die iranische Nachrichtenagentur IRNA berichtete, erklärte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Esmail Baghaei, dass das Vorgehen Israels „eine klare Verletzung internationaler Grundsätze“ und „ein terroristischer Akt“ sei. Er lobte die Aktivisten der Flottille und forderte die internationale Gemeinschaft auf, umgehend Maßnahmen als Reaktion auf das Vorgehen Israels zu ergreifen und dem „Völkermord in Palästina“ ein Ende zu setzen.
Wegen des Abfangens der Boote kündigte der kolumbianische Präsident Gustavo Petro an, alle verbliebenen israelischen Diplomaten aus seinem Land auszuweisen. Petro sagte, zwei Kolumbianerinnen seien von israelischen Streitkräften in internationalen Gewässern festgenommen worden.
Türkische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Israel
Der türkische Außenminister Hakan Fidan bezeichnete das Abfangen der Boote als „Terrorakt, der einen schwerwiegenden Verstoß gegen das Völkerrecht darstellt und das Leben unschuldiger Zivilisten gefährdet“. Die Staatsanwaltschaft in Istanbul leitete Ermittlungen wegen der Festnahme von 24 türkischen Staatsbürgern ein.
Proteste in Italien
In Italien kam es nach dem Stopp der Flottille zu Protesten. Vor dem Hauptbahnhof in Rom kamen am Mittwochabend zahlreiche Demonstranten zusammen. Die Zugänge zum Bahnhof wurden in der Folge aus Sicherheitsgründen gesperrt. Die dortige U-Bahn-Station wurde ebenfalls geschlossen. Auch in Neapel wurde protestiert.
Israelische Seeblockade seit 2007
Unabhängig vom Krieg im Gazastreifen riegelt Israel das Palästinensergebiet vom Meer aus strikt ab. Dies war 2007 nach der Machtübernahme der Hamas eingeführt worden und wird auch von Ägypten mitgetragen, das im Süden an den Küstenstreifen grenzt. Die Blockade dient dazu, Waffenlieferungen an die Hamas zu unterbinden.
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