Pionier des Fernsehens

Journalistenlegende Georg Stefan Troller ist tot

Wien
27.09.2025 15:24

Der Drehbuchautor, Fernsehjournalist und Schriftsteller Georg Stefan Troller ist tot. Der aus Wien gebürtige und zuletzt in Paris lebende Autor und Filmemacher ist im Alter von 103 Jahren am Samstagmorgen in der französischen Hauptstadt gestorben. Er galt als Meister der Interviewführung und schrieb Drehbücher etwa zu einigen Filmen Axel Cortis.

Troller führte rund 2000 Interviews und schuf mehr als 170 Filme über Menschen und ihre großen wie kleinen Lebensgeschichten. Nun ist der Österreicher und US-Staatsbürger jüdischer Herkunft im Alter von 103 Jahren gestorben, wie seine Tochter Fenn Troller in Paris mitteilte.

War an Befreiung des KZ Dachau beteiligt
Geboren wurde Georg Stefan Troller am 10. Dezember 1921. 1938 musste er über die Tschechoslowakei nach Frankreich fliehen und emigrierte danach in die USA. 19 Familienmitglieder wurden im Holocaust ermordet. Als Soldat der US-Army war er 1945 an der Befreiung des KZ Dachau beteiligt.

In Ruth Riesers Porträtfilm „Auslegung der Wirklichkeit – Georg Stefan Troller“, der kurz vor seinem 100. Geburtstag herauskam, erzählt er auch über die Leichenberge, die er dort vorgefunden hat: „Niemand hat das geglaubt. Ich hab‘s ja auch nicht geglaubt. Ich habe geglaubt, ich bin in einer Inszenierung.“

Meisterhafte Interviews mit Piaf und Cartier-Bresson
Nach dem Krieg studierte Troller zunächst an der University of California und an der Columbia University in New York. Seit 1949 lebt er in Paris, wo er Hörfunk- und später Fernsehreporter wurde. Mit seinen Fernsehreihen „Pariser Journal“ und „Personenbeschreibung“ erwarb er sich den Ruf eines „Meisters der Interviewführung“. William Somerset Maugham, Edith Piaf, Anais Nin, Agnes Varda oder Henri Cartier-Bresson waren seine Gesprächspartner.

170 Filme und an die 20 Bücher seien aus seiner Idee entstanden, „dass ich dazu berufen wäre, Leben in Kunst zu verwandeln“, sagte Troller einmal in einem Gespräch. Er verfasste u. a. Drehbücher zu einigen Filmen Axel Cortis (darunter der auf seiner eigenen Lebensgeschichte basierenden „Wohin und zurück“-Trilogie) sowie – gemeinsam mit Robert Schindel – zur Verfilmung von dessen Roman „Gebürtig“.

Vielfach ausgezeichnet
Seine eigenen Lebenserinnerungen hat der umtriebige und vielfach ausgezeichnete Dokumentarfilmer und Autor – 2017 erhielt er etwa das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich – in dem 2021 erschienenen Buch „Meine ersten 100 Jahre“ niedergeschrieben. Bis zuletzt war Troller als Kolumnist für die „Literarische Welt“ tätig.

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