Erpressung per E-Mail

Magistratsdirektor mit „rechten“ Fotos bedroht

Oberösterreich
23.09.2025 13:14

Am Dienstag wurde ein 43-Jähriger am Welser Gericht wegen Nötigung und Erpressung zu sechs Monaten bedingter Haft verurteilt. Er soll den Welser Magistratsdirektor per E-Mail gedrängt haben, ihn zu pragmatisieren. Er drohte mit belastendem Bild- und Videomaterial. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Am 22. September 2024 habe der Angeklagte (43) unter einer Mail-Adresse mit frei erfundenen Namen dem Magistratsdirektor geschrieben. In besagter Mail drohte er diesem mit der Veröffentlichung von Videos und Fotos, die ein „extrem rechtes Bild“ des Magistrats zeichnen würden. Außerdem sollte darauf ein fragwürdiger Grundstücksdeal des Spitzenbeamten in den Raum gestellt werden.

Um die Veröffentlichung des Materials zu vermeiden, verlangte er vom Direktor die Beförderung von vier nicht namentlich genannten Mitarbeitern und – „als Test“ – die Pragmatisierung, also eine unkündbare Stellung des Angeklagten selbst. Sein Name wurde in der Mail schon genannt. Der Magistratsdirektor schaltete daraufhin die Staatsanwaltschaft ein.

„Filmriss“ sei schuld gewesen
Der Angeklagte – er wurde mittlerweile entlassen – bekannte sich schuldig, obwohl er sich nicht mehr an den Vorfall erinnern könne. Damals sei der Schreiber alkoholkrank gewesen und habe an dem Tag sehr viel getrunken, wie dessen Verteidiger Andreas Rest den „Filmriss“ seines Klienten erklärte: „Der Grund für die Tat ist Alkohol“.

Der bisher unbescholtene 43-Jährige beteuerte, dass es ihm sehr leidtun würde. Was mit den Vorwürfen gegen ihn gemeint sein könnte, wisse er nicht, auch nicht, wer befördert werden sollte. „Ich habe keine Videos, keine Bilder, ich habe gar nichts.“ Das wollte ihm der vorsitzende Richter jedoch nicht ganz glauben, denn das E-Mail sei sehr schön formuliert, sowie Groß- und Kleinschreibung und Interpunktion eingehalten worden. „Das passt nicht dazu.“

Gericht glaubte Rausch-Geschichte nicht
Das Gericht ging in der Urteilsbegründung allerdings nicht davon aus, dass er tatsächlich eine Vorrückung für vier Personen erwirken wollte und auch nicht, dass der Beschuldigte – wie es die Anklage sieht – die wirtschaftliche Existenz des Magistratsdirektors vernichten wollte. Der Schöffensenat kam zu dem Schluss, dass es dem 43-Jährigen nur um seine eigene Pragmatisierung gegangen sei. Dass beim Verfassen der Mail völlig betrunken war, hielt das Gericht aber auch für unglaubwürdig. Der Angeklagte hätte den Text entweder schon vorbereitet gehabt oder er sei nicht so stark alkoholisiert gewesen, wie er sage. Die Verurteilung erfolgte wegen Nötigung und Erpressung. Dabei blieb das Strafmaß mit sechs Monaten an der unteren Grenze des Strafrahmens, der bis zu fünf Jahre vorsieht – außerdem wurde es bedingt ausgesprochen. Der Angeklagte nahm das Urteil an, die Staatsanwaltschaft gab keine Erklärung ab.

Ermittlungen nach verwerflichen Fotos eingestellt
Im Magistrat Wels hatte es im Vorjahr tatsächlich Wirbel um Fotos von internen Feiern gegeben, auf denen zu sehen ist, wie einem Mann ein „Hitlerbart“ aufgeklebt wurde. Auf einem weiteren Foto sieht man, wie einer der Mitarbeiter seinen Daumen und Zeigefinger zu einem Kreis zusammenführt. Dieses Zeichen steht in der Tauchersprache für „OK“, in rechtsextremen Kreisen ist es allerdings als „White Power“-Code bekannt. Ein weiteres Bild zeigt einen mutmaßlichen „Kühnen-Gruß“, eine Abwandlung des verbotenen Hitlergrußes.

Hitlerbart sei zu Belustigung gewesen
Die Staatsanwaltschaft Wels hat die Ermittlungsverfahren gegen mehrere Verdächtige mittlerweile eingestellt. Der Grund: Das Aufkleben eines Hitlerbarts habe demnach der „Belustigung der Beteiligten und nicht der Glorifizierung Hitlers“ gedient. Der vermeintliche „Kühnen-Gruß“ sei lediglich eine Anspielung auf den ehemaligen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und dessen „hanebüchene“ Rechtfertigung, er habe drei Bier bestellt, gewesen. Und das zweideutige Kreis-Zeichen aus Daumen und Zeigefinger sei im Kontext gesehen als Taucher-„OK“ auszulegen gewesen.

Porträt von OÖ-Krone
OÖ-Krone
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