Mitten in der Pandemie formte sich in Wien eine kleine, feine Band: drei Musiker, drei unterschiedliche Charaktere – gemeinsam sind sie Sharktank. Seit 2020 machen Marco, Katrin und Mile unter diesem Namen Musik. Ihr neues Album „3“ zeigt sie vielseitiger denn je und bringt überraschend poppige Akzente. Wir haben mit ihnen über die Platte, ihr erstes Aufeinandertreffen – und über ihre Vorliebe für Hering gesprochen ...
In einem altbekannten Wiener Café, bei einem kühlen Soda Zitrone, warte ich auf eine kleine, feine Band aus Wien: Sharktank. In den letzten Jahren haben sie sich in der Indie-Szene einen Namen gemacht. Gespannt darauf, mehr über ihr neues Album „3“ und ihre Persönlichkeiten zu erfahren, sitze ich an einem runden Tisch in der Ecke und male mir aus, wie sie wohl sind – musikalisch wie menschlich. Hört man den Namen Sharktank, denkt man unweigerlich an drei langhaarige Rocker in zerrissenen Jeans und Lederjacken. Aber ich werde schnell aus meinem Film gerissen, als Leadsängerin Katrin Paucz vor mir steht und mich freundlich begrüßt. „Sorry, ich mache heute alleine das Interview, da Mile und Marco leider keine Zeit haben“, sagt sie und setzt sich zu mir. Sharktank entstand 2020 inmitten der Corona-Zeit – eigentlich kein guter Moment, um eine Band zu gründen. Doch wie man sieht, gibt es sie bis heute. Mit ihrer Debütsingle „Washed Up“ öffnete sich für die drei Wiener der Weg in die Musikszene.
Nach zwei Alben, einer EP und der Debütsingle erscheint nun ihr neuestes Werk „3“. Darauf sind Sharktank besonders stolz, denn es soll ihre Vielseitigkeit noch deutlicher zeigen. Auf die Frage nach dem Albumtitel nippt Katrin an ihrem Soda Zitrone (anscheinend hat sie mein Getränk inspiriert) und sagt lachend: „Das ist gar nicht so tiefgründig – es ist unser drittes Album und wir sind drei Leute. Wir wollten es diesmal ziemlich simpel halten. Die Vorgängeralben waren bunt und verspielt. Jetzt haben wir versucht, alles auf die Essenz herunterzubrechen – die Songs und auch das Artwork.“ In dieser Konstellation arbeiten die drei schon seit 2020: Katrin übernimmt den Gesang – und war früher auch als Gitarristin bekannt, Mile bringt den Rap-Part ein, und Marco verantwortet die Produktion.
Keine Regeln weder in der Musik noch in der Freundschaft
Wenn eine Band schon einige Jahre besteht, wird die Arbeit an neuen Songs intensiver – und der Anspruch steigt. Schließlich soll das Ergebnis mit den bisherigen Alben mithalten. „Normalerweise arbeiten wir sehr schnell: eine Session, ein Song, fast fertig gemixt. Diesmal war es anders“, erzählt Katrin. „Nach einer Tour haben wir vier Songs geschrieben, aber gemerkt: Das ist es nicht. Dann sind wir wieder auf Tour gegangen, und als wir zurück waren, ist ,Blade On Me‘ entstanden – unsere erste Single. Ab diesem Zeitpunkt wussten wir, in welche Richtung es geht.“
Auch ihr kreativer Prozess kennt keine festen Regeln. „Jeder von uns kann ein Instrument spielen, jeder kann Ideen einbringen. Oft beginnt es mit einer Textzeile, einer Melodie oder einem Drumloop. Am Ende ist es wie eine Collage, die wir gemeinsam bauen.“ Gerade diese Offenheit führte dazu, dass „3“ ganz anders klingt als der Vorgänger „Acting Funny“. Während die ersten beiden Alben verspielt, bunt und eher Lo-Fi waren, entschieden sich Sharktank diesmal für einen klaren, poppigeren Sound. Genau als wir tiefer ins Gespräch eintauchen und ich wissen will, was sie ihren Fans mit dem Album sagen wollen, stößt Rapper Mile Lechner zu uns. „Hello, hab’s doch geschafft“, meint er lachend und setzt sich. Auch bei ihm: keine Spur vom Hardrocker, den man erwarten könnte, wenn man den Namen Sharktank hört.
Eine Hook, dann war’s das – von wegen
Mile bestellt sich ebenfalls ein Soda Zitrone und erklärt gleich seine Sicht auf „3“: „Wir glauben, das Album ist eine Weiterentwicklung von dem, was wir bisher gemacht haben – aber auch ein Finden dessen, was uns ausmacht. Und genau das sollen die Fans mit diesem Album spüren.“ Aber was machen Sie denn bei kritischen Fans, interessiert sie dann das Feedback oder lassen sie es gut sein und es ist ihnen egal? Darauf antwortet Katrin mit: „Ich lese mir Kritiken nicht so durch. Sobald das Album draußen ist, ist meine Arbeit getan. Am meisten bedeuten mir die Reaktionen unserer Liveband, wenn wir die Songs proben und merken: Das funktioniert.“ Und wie wirken die neuen Songs eigentlich live? „Wir bereiten gerade die Tour vor. Songs wie ,Neon Screen‘ oder ,Crash‘ funktionieren super, die Leute tanzen sofort mit. Es ist cool zu sehen, dass auch das Poppige ankommt. Andere Songs wie ,I Am Right Here‘ sind live noch eine Überraschung“, erzählt Mile.
Was wirklich witzig ist: Sharktank sollte anfangs eigentlich gar keine Band werden. „Marco und Mile hatten ein Producer-Projekt. Ich sollte nur eine Hook einsingen. Und erst beim allerersten Fotoshooting haben wir uns wirklich kennengelernt – das war ziemlich strange“, erinnert sich Katrin. Mile ergänzt: „Ja, wir schauen auf den alten Fotos auch noch so unschuldig aus. Aber es hat sofort gepasst – im Studio und auch menschlich. Wir haben ähnlichen Humor und drei verschiedene Backgrounds, die wir einbringen. Das macht die Band stark.“
Stabiler Bandzusammenhalt
Bei so viel Harmonie über Jahre hinweg fragt man sich: Gab es nie Meinungsverschiedenheiten oder Konflikte? Immerhin treffen hier drei unterschiedliche Typen aufeinander. „Wir streiten nie richtig. Wenn jemand eine Idee hat und die anderen nicht überzeugt sind, probieren wir es einfach aus. Meist merkt man sofort, ob es funktioniert. Das macht vieles einfacher. Wir sind froh, dass wir zu dritt sind – so kann man Aufgaben verteilen“, erzählt Mile. Katrin fügt hinzu: „Wir haben einen ähnlichen Musikgeschmack, das hilft. Meist merkt man sofort: Das passt – oder nicht.“
Während wir weiterreden, fällt auf, dass bei Sharktank vieles leicht, cool und spielerisch wirkt. Doch natürlich gibt es auch Phasen, in denen der Druck steigt – wie bei jeder Band oder jedem Musiker. Vor allem dann, wenn ein neues Album erscheint und promotet werden muss. Katrins Blick wirkt in diesem Moment nicht mehr ganz so fröhlich, sondern nachdenklich – so, als wüsste sie genau, wovon die Rede ist. „Es gibt immer bei bestimmten Anlässen Druck. Aber unser Manager taktet das gut. Und wir schauen aufeinander, dass es nicht zu viel wird.“ Auch Mile möchte hierzu was sagen: Wenn es zu viel ist, sagt man es offen. Dann übernehmen die anderen. Man muss lernen, sich rauszunehmen. Das kommt phasenweise – jetzt Tour, dann wieder Pause.“
Von absoluten Rockern und Schreiattacken
Da wir schon beim Thema Tour sind: Bald geht es für Sharktank wieder auf Reisen. Im Tourbus verbringt man bekanntlich viel Zeit auf engstem Raum – mit unterschiedlichen Rhythmen, Düften und Eigenheiten. Gibt es eigentlich eine lustige Erinnerung aus dem Tourbus? Mile lacht: „In Paris hat es angefangen – ich hatte geräucherten Hering dabei. Die anderen haben probiert, und plötzlich wollten alle welchen. Seitdem war Hering Dauergast bei uns im Bus. Das kann sich niemand vorstellen, aber irgendwann saßen wir alle vorm Venue, jeder mit einem Stück Hering in der Hand. Seitdem riecht unser Tourbus wohl immer ein bisschen danach.“ Ist also dieses Herings-Thema auch eine Art Ritual? „Naja“, meldet sich Mile wieder: „Wir haben unseren geheimen Handshake und Katrin und ich schütteln uns wach und schreien uns an. Ich stretche und springe herum, als hätte ich die Champions League gewonnen.“
Na dann: Am 6. November spielen Sharktank live in der Arena Wien. Tickets gibt’s bei www.oeticket.com. Bei so lustigen Ritualen stellt sich die Frage: Was erwartet die Fans beim Konzert? „Neue Songs, eine neue Liveshow und extrem viel Energie“, sagt Katrin wie aus der Pistole geschossen. Ich blicke zu Mile, der kurz nachdenkt, bevor er meint: „Wir sind ja eigentlich ruhige Personen.“ Klar – deswegen nennen sie sich auch Sharktank. „Aber live wird es immer eine absolute Rockshow!“
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