„Austria, twelve points!“ hieß es am 17. Mai, als der 24-jährige Sänger Johannes Pietsch alias JJ mit „Wasted Love“ das Eurovision-Finale gewann – und sich sein Leben über Nacht veränderte. Nun folgt seine erste Single „Back To Forgetting“. Wir sprachen mit dem Ausnahmetalent über Ruhm, eine zerbrochene Lovestory und seine ganz besondere Verbindung zur Wiener Stadthalle.
Er traf die richtigen Töne beim Eurovision Song Contest und sorgte für ordentlich Trubel in Österreich: Johannes Pietsch alias JJ – der Sänger mit der besonderen Opernstimme – entschied das Finale für sich und holte den Sieg nach Hause. Ein Moment, den 2014 auch schon Ikone Conchita Wurst (Tom Neuwirth) unsterblich gemacht hat. Seither dreht sich das Leben des 24-Jährigen – der zuvor an der Staatsoper in der „Zauberflöte“ auf der Bühne stand – ganz ums Starsein. Und das ist für ihn sichtlich aufregend. Doch was hat sich seit dem Sieg eigentlich alles getan? „Ich war viel in Europa unterwegs, um zu performen und neue Musik zu schreiben – und in Madrid ist dabei meine neue Single entstanden.“
Und genau diesen Song, „Back To Forgetting“, durften wir schon vor dem offiziellen Release am 5. September hören. Auch wenn er klar in die Pop-Richtung geht, blitzt an manchen Stellen immer noch ein Hauch von Oper durch – und macht den Track unverkennbar zu einem JJ-Song. Eine Mischung aus Pop und Klassik, bei der diesmal aber Pop im Vordergrund steht – ganz anders als noch bei „Wasted Love“. „Es war eine bewusste Entscheidung, mehr in die Pop-Richtung zu gehen, da ich als Kind schon immer Popstar werden wollte. Aber der klassische Teil gehört zu mir, deshalb habe ich ihn ein bisschen eingebaut. Kurz gesagt: Ich wollte etwas Neues zeigen.“
Eine zerbrochene Lovestory
JJ wollte seinen Fans nicht nur zeigen, dass er auch anders kann, sondern mit dem Song auch eine persönliche Erfahrung teilen – denn wer kennt sie nicht, die unerwiderte oder zerbrochene Liebe. „Ich war gerade dabei, eine mir nahestehende Person zu vergessen, als plötzlich eine Nachricht von genau dieser Person kam: ,Hey, wie geht’s?‘ Und ich dachte nur: Oh Gott, ich war doch gerade dabei, dich zu vergessen. Also: ,Can we just go back to forgetting?‘“. Ob das seine Art ist, mit Liebeskummer umzugehen? JJ nickt:
„Ja, genau. Es ist die Fortsetzung von ,Wasted Love‘, wo es um dieselbe Person ging.“
In „Back To Forgetting“ geht er nun seinen eigenen Weg. Doch wie beschreibt man den Song jemandem, der von seiner Lovestory nichts weiß und einfach nur gute Musik hören möchte? „Oh, das ist eine gute Frage“, sagt er nachdenklich. „Ich würde sagen: fresh, facettenreich und poppig.“
Auch einen Visualizer wird es geben, auf den er sich besonders freut und den er „unbedingt mit der Welt teilen“ möchte. Zwar standen mehrere Songs zur Auswahl, doch „Back To Forgetting“ war für ihn der, der seine poppige Seite am besten zeigt.
„ESC war unvergesslich“
Dass JJ den Song Contest tatsächlich für sich entscheiden würde, hätte er nie gedacht. Auch wenn er schon vor dem Finale viel positives Feedback bekam, fühlte sich alles wie ein Fiebertraum an – einer, den er bis heute noch lebt. Natürlich kamen auch kritische Kommentare, doch vor allem die schönen Rückmeldungen bleiben hängen. Auf die Frage nach dem berührendsten Feedback gerät er sofort ins Schwärmen: „Die Leute sind zu mir gekommen und haben gesagt, dass ich eine große Inspiration für sie bin und dass sie selbst Musik machen wollen. Das hat mein Herz so sehr berührt, weil ich genau diese Person früher auch war – etwa bei einer Künstlerin wie Ariana Grande, die ich liebe. Und jetzt bin ich für andere jemand, zu dem sie aufschauen. Das ist einfach phänomenal.“
Nächstes Jahr kann diesen Traum vielleicht jemand anderes aus Österreich leben – denn der ESC findet in der Wiener Stadthalle statt. Besonders spannend ist das für JJ, der zwar in Dubai aufgewachsen ist, aber in Wien geboren wurde: „Ich freue mich so sehr, dass der ESC daham in Wien stattfinden kann. 2015 hat Wien schon bewiesen, dass sie eine coole Show auf die Bühne bringen können. Und ich bin überzeugt, dass es nächstes Jahr genauso cool sein wird.“
Und Innsbruck? Tut es ihm leid für die Tiroler Landeshauptstadt?
„Ja, natürlich. Sie haben sich auch sehr gefreut, und die Stadt hat ja auch einiges zu bieten. Aber wer weiß – vielleicht dann beim nächsten Mal Innsbruck“, sagt er mit einem Grinsen. Mehr als zehn Jahre hat es gedauert, bis der Song Contest wieder in unsere Hauptstadt zurückgekehrt ist. Doch was würde JJ einem neuen Teilnehmer für Österreich mit auf den Weg geben? „Ich würde sagen: Zerbrich dir nicht den Kopf, genieß die Zeit und geh gelassen an die Sache ran – und hab einfach Spaß.“
Träume werden wirklich wahr
Die Lieblingskünstler des jungen Musikers sind klar: JJ liebt hohe Töne und fühlt sich dort am wohlsten. Deshalb zählen Mariah Carey, Whitney Houston, Céline Dion und natürlich Ariana Grande zu seinen großen Idolen. Mit letzterer verbindet ihn sogar etwas ganz Persönliches – und das hat mit der Wiener Stadthalle zu tun. „Dreams come true. Ich habe dort zum ersten Mal Ariana live gesehen, die für mich eine riesige Inspiration ist. Und nach meinem ESC-Sieg war ich wieder in der Stadthalle, diesmal bei einem Konzert. Als mich Fans erkannten, haben sie gejubelt und applaudiert – für mich war das ein warmes Gefühl, voll mit positiven Vibes und Liebe“.
Bevor Johannes Pietsch berühmt wurde und so viel Aufmerksamkeit bekam, stand er 2021 bei der Castingshow „Starmania“ auf der Bühne – wie viele andere österreichische Künstler, die später ihren Weg in die Musikszene fanden. Castingshows sind also doch nicht zu unterschätzen, sie können tatsächlich ein Sprungbrett für angehende Musiker sein. Auch Pietsch nahm wertvolle Erfahrungen mit, die ihm, wie er im Interview zugibt, „sehr geholfen“ haben: „Man kann eine Karriere darauf aufbauen.“
Bei den Grammys stehen
Was seine Karriere angeht, ist JJ schon da angekommen, wo er immer hinwollte – doch es geht natürlich noch mehr. Daran arbeitet er weiter, vor allem live: Schon bald steht er wieder auf Bühnen in Amsterdam, in der Schweiz und sogar auf den Philippinen, der Heimat seiner Mutter. Termine, auf die er sich jetzt schon freut. Trotz voller Agenda nimmt er sich aber dennoch bewusst Pausen. „Abschalten heißt für mich Spieleabende mit Freunden und Familie oder einfach durch die Stadt ganz lässig spazieren – mit Sonnenbrille und Käppi. Manchmal zieht es mich auch in den Wienerwald. Ich mag die Natur“.
Und wo sieht er sich in fünf Jahren? JJ muss nicht lange überlegen: „Mein Traum ist es, auf große Europa-Tour zu gehen. Das ist mein großes Ziel.“ Doch er setzt noch eins drauf: „Und vielleicht sogar einmal bei den Grammys zu stehen.“
Na dann – bis zu den Grammys dauert es vielleicht noch, aber seine erste Single sollte man sich schon vorher anhören ...
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