Der Autokonzern Ford muss seinen Sparkurs wegen der schwachen Nachfrage nach Elektrofahrzeugen verschärfen und streicht in Deutschland weitere 1000 Jobs. Wie der US-Konzern am Dienstag mitteilte, wird im Jänner vom bisherigen Zwei-Schicht-Betrieb auf Ein-Schicht-Betrieb umgestellt.
Schon vor knapp einem Jahr hatte das Management einen anderen Sparplan verkündet, der zu scharfen Protesten und dem ersten Streik in der Geschichte der Kölner Ford-Werke geführt hatte. Erst kürzlich hatten die Beschäftigten diesen Sparplan zähneknirschend akzeptiert.
Bis Ende 2027 werden Tausende Stellen abgebaut
Das 2024 eingeleitete Vorhaben sieht vor, an dem Standort bis Ende 2027 insgesamt – also inklusive Verwaltung, Entwicklung und anderen Bereichen – 2900 Stellen einzusparen. Die Mitarbeiter sollen freiwillig gehen und Abfertigungen bekommen oder in Altersteilzeit gehen. Dieses Sparvorhaben wird nun erweitert um bis zu 1000 Stellen – die genaue Zahl steht nicht fest, erst einmal soll mit der Arbeitnehmerseite gesprochen werden, möglicherweise sind es am Ende knapp unter 1000.
Der Zeitdruck ist hoch: Schon im Jänner soll die Zahl der Arbeitsplätze entsprechend reduziert sein. Sollten die Pläne umgesetzt werden, hätte Ford in gut zwei Jahren nur noch etwa 7600 Beschäftigte. Ende des vergangenen Jahrzehnts waren es rund 20.000 gewesen.
Konzern bietet freiwillige Abfindungspakete an
Am Dienstag erklärte das Ford-Management den Beschäftigten der Produktion die Notwendigkeit der Maßnahme. „Wir sind uns der Auswirkungen auf unsere Mitarbeitenden bewusst und setzen uns dafür ein, die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen“, hieß es von dem Unternehmen. „In diesem Zusammenhang werden wir freiwillige Abfindungspakete anbieten.“ Die Konditionen für das freiwillige Ausscheiden werden aus dem ersten Sparprogramm übernommen.
Wir sind uns der Auswirkungen auf unsere Mitarbeitenden bewusst und setzen uns dafür ein, die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen.
Mitteilung des Ford-Managements
Vorerst keine Kündigungen
Die Einsparungen schließen betriebsbedingte Kündigungen vorerst aus. Sollte der Personalabbau aber deutlich unter den Erwartungen liegen und sollten zu wenige Beschäftigte freiwillig gehen, wird der Druck schrittweise erhöht und am Ende könnte Ford doch noch Kündigungen aussprechen.
Lange Tradition von Ford in Deutschland
Die Ford-Werke sind seit 1930 in Köln, die Deutschland-Tochter des US-Konzerns hat eine große Tradition. Mit dem Kleinwagen Fiesta gelang ihr im letzten Viertel des vergangenen Jahrhunderts ein Kassenschlager, das Auto war solide, simpel und billig. Später wurde der Fiesta technisch verbessert und komfortabler, aber auch teurer. Die Erfolgsgeschichte endete, im Sommer 2023 lief in Köln der letzte Fiesta vom Band.
Ford stellte das Werk in Köln auf Elektroproduktion um, das kostete fast 2 Milliarden Euro. Mit dem Schwenk auf die E-Mobilität waren die Amerikaner spät dran, die Konkurrenz war schon weiter. Dennoch machten die Investitionen der Belegschaft Mut, dass ihr Standort auch nach der Verbrennermotoren-Ära eine Zukunft haben könnte.
Produktion von E-Autos unter keinem guten Stern
Doch der Start der Elektroauto-Produktion stand unter keinen guten Vorzeichen. Kurz zuvor hatte die deutsche Regierung eine Elektro-Kaufprämie gestrichen, die Nachfrage nach Stromern sank rapide – und ausgerechnet in dieser Schwächephase platzierte Ford die neuen E-Modelle Explorer und Capri, die etwa 40.000 Euro oder mehr kosten und damit längst nicht mehr im soliden Günstig-Segment liegen, was doch eigentlich die Stärke von Ford war.
Der Verkauf verlief schleppend. Laut Kraftfahrtbundesamt wurden in den Monaten Jänner bis August in Deutschland rund 74.000 Ford-Pkw zugelassen, von denen rund 20.000 einen Elektroantrieb hatten. Hierbei inkludiert sind auch andere Elektroautos von Ford, die nicht in Köln produziert werden – wie viele Kölner Stromer verkauft wurden, ist nicht bekannt. Der Marktanteil von Ford in Deutschland kletterte seit Jahresbeginn von 3 auf 4,5 Prozent. Es geht bergauf, aber auf niedrigem Niveau und für Ford nicht steil genug.
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