Mit großer Ausnahme

Gewinn der Autokonzerne großteils im Rückwärtsgang

Wirtschaft
15.09.2025 16:42

Die Autokonzerne kommen nicht aus der Krise: Der Umsatz der 19 größten weltweit sank im zweiten Quartal 2025 weiter um 1,1 Prozent, der Gewinn war gleich um 55 Prozent im Rückwärtsgang. Vier Unternehmen verzeichneten im ersten Halbjahr sogar Verluste. Nur die Chinesen blieben auf der Überholspur.

Besonders deutlich fielen die Rückgänge bei Renault, Nissan, Stellantis und Mazda aus - alle vier rutschten im ersten Halbjahr in die roten Zahlen. Zusammen genommen kamen alleine Renault und Stellantis auf einen Verlust von mehr als elf Milliarden Euro, so die aktuelle Erhebung des Beraters EY. Die deutschen Autokonzerne verzeichneten insgesamt ein Gewinnminus von 38 Prozent, kein einziger ist mehr unter den Top 3 bei der Profitabilität. Noch holpriger war es für die US-Hersteller, sie erlitten einen Rückgang von 43 Prozent.

Chinesische Hersteller entwickelten sich hingegen leicht positiv: Geely, Great Wall Motor und BYD steigerten ihren Gewinn im ersten Halbjahr zusammen um ein Prozent.

Auch bei der Umsatzentwicklung lagen die chinesischen Autokonzerne mit einem Umsatzplus von 20 Prozent weit vorn, wenn auch noch mit kleineren Gesamtvolumina. Die deutschen Konzerne verzeichneten hingegen ein Umsatzminus von vier Prozent, die US-Konzerne schrumpften um zwei Prozent, Stellantis und Renault zusammen um neun Prozent.

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Die westliche Automobilbranche steht vor einer tiefgreifenden Transformation.

Axel Preiss, Leiter Consulting bei EY Österreich

Axel Preiss, Leiter Consulting bei EY Österreich: „Die westliche Automobilbranche steht vor einer tiefgreifenden Transformation – aktuell jedoch inmitten einer massiven Krise. Gewinne schrumpfen, Zölle belasten die Bilanzen mit Milliardenbeträgen, die Nachfrage nach E-Autos bleibt hinter den Erwartungen zurück und der Wettbewerb in China ist knallhart.“

Kosten beschleunigen sich
Zusätzlich drücken hohe Kosten für Restrukturierungen, Rückrufe und Störungen in den Lieferketten auf die Unternehmen. Viele Hersteller investieren enorme Summen in neue Technologien und Software, um mit den chinesischen Herausforderern mitzuhalten, doch es ist ein schwieriger Wettlauf.

Denn die Ausgangsbedingungen seien völlig unterschiedlich, erklärt Experte Preiss: „Während westliche Konzerne mit komplexen Verwaltungsstrukturen, ineffizienten F&E-Prozessen und überdimensionierten Fabriken zu kämpfen haben – und gleichzeitig noch in zwei Welten produzieren, Verbrenner und Elektro -, können chinesische Anbieter auf der grünen Wiese hochmoderne Werke in Rekordzeit hochziehen. Mit digitalisierten Entwicklungsprozessen bringen sie wenige, fokussierte Modelle schneller und günstiger auf den Markt, als es die westlichen Wettbewerber je könnten.“

Dementsprechend entwickeln sich zurzeit in erster Linie die chinesischen Autobauer besser als ihre westlichen Wettbewerber: Sie konnten im ersten Halbjahr nicht nur Umsatz und Gewinn steigern, sondern auch beim Absatz deutlich – um ein Drittel – zulegen.

Kaum Aussicht auf Besserung, Überleben fraglich
Laut Preiss wird die Krise der Branche nicht so schnell überwunden sein: Die schwache Konjunktur hält an, strengere Regulierung zwingt zu milliardenschweren Investitionen in Elektromobilität, und die Kundennachfrage bleibt auf niedrigem Niveau. „Für viele Unternehmen steht damit das gesamte Geschäftsmodell auf dem Prüfstand und für manche sogar die Frage nach dem langfristigen Überleben.“

Daraus folgt für Preiss eine klare Konsequenz: „Die alten Erfolgsrezepte sind vorbei, die Spielregeln haben sich grundlegend verändert. Hersteller müssen bereit sein, schmerzhafte Schritte zu gehen: sich von Altlasten trennen, ihr überdimensioniertes Modellportfolio verschlanken und sich auf wenige, klar umrissene Kundensegmente konzentrieren. Denn Größe allein ist kein Erfolgsfaktor mehr – im Gegenteil: Wer zu groß und unbeweglich bleibt, riskiert, beim notwendigen Wandel ausgebremst zu werden.“

Asiatische Autohersteller haben höhere Margen
Zuletzt sind die Margen bei den meisten nicht-chinesischen Herstellern gesunken, immerhin sieben Unternehmen kamen im zweiten Quartal auf eine Gewinnmarge von unter drei Prozent, vier erwirtschafteten sogar eine negative operative Marge, verloren also Geld. Am profitabelsten waren im ersten Halbjahr Suzuki (mit einer Marge von 10,4 Prozent), Kia (10,1 Prozent) und Toyota (9,3 Prozent). BMW liegt mit 8,6 Prozent auf Rang vier.

Absatz in China und den USA bricht für VW, Mercedes & Co ein
Insgesamt schrumpfte der Neuwagenabsatz der deutschen Autokonzerne sowohl in China als auch in den USA im ersten Halbjahr um sieben Prozent, während in beiden Märkten die jeweils einheimischen Autokonzerne deutlich zulegen konnten. „Wir erleben eine Renationalisierung der Handelspolitik und mehr Abschottung. Das trifft insbesondere die deutschen Hersteller hart, da sie stark von den USA und China abhängen. Rückgänge dort lassen sich durch ein leichtes Wachstum in Europa keinesfalls kompensieren.“

Der China-Anteil am weltweiten Gesamtabsatz von VW, Mercedes, Porsche & Co. schrumpfte von 32,1 Prozent im Jahr 2024 auf 29,6 Prozent im ersten Halbjahr 2025. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2020 entfielen auf China noch 39,4 Prozent der weltweiten Pkw-Verkäufe der deutschen Autokonzerne.

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