Tod mit 95 Jahren

Trauer um Dirigent Christoph von Dohnányi

Kultur
08.09.2025 12:44

Christoph von Dohnányi, einer der herausragenden Dirigenten seiner Generation, ist tot. Er starb im Alter von 95 Jahren, zwei Tage vor seinem 96. Geburtstag, in München. Der gebürtige Berliner hatte an allen großen Opernhäusern der Welt dirigiert und stand am Pult der großen Orchester in Europa und den USA. 

Christoph von Dohnányi wurde am 8. September 1929 in Berlin geboren. Zunächst studierte er Jus und Musik in München, später setzte er sein Musikstudium bei seinem Großvater, dem Komponisten Ernst von Dohnányi, in Amerika fort. 1952 holte ihn Georg Solti als Korrepetitor an die Oper nach Frankfurt.

Schon früh machte sich Dohnányi als engagierter Verfechter eines zeitgemäßen Musiktheaters und geschickter Manager des Opernbetriebs einen Namen. Mit Vorliebe verband der Perfektionist traditionelle mit avantgardistischen Inszenierungen.

Sein Vater war der Widerstandskämpfer Hans von Dohnanyi, der im KZ Sachsenhausen hingerichtet wurde, seine Mutter eine Schwester des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer. Sein älterer Bruder ist der ehemalige Bundesminister für Bildung und Wissenschaft und frühere Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD). Dohnányi war in dritter Ehe verheiratet und ist Vater von fünf Kindern, darunter der Schauspieler Justus von Dohnanyi.

Mit 27 Jahren wurde er in Lübeck jüngster deutscher Generalmusikdirektor. Nach Stationen in Kassel, Köln und Frankfurt übernahm Dohnányi von 1977 bis 1984 die Leitung der Hamburgischen Staatsoper und setzte hier weitere Akzente mit jungen, von Schauspiel und der Bühnenbildnerei kommenden Regisseuren wie Luc Bondy, Jürgen Flimm, Achim Freyer und Herbert Wernicke.

Nach Dauerkontroversen mit dem Betriebs- und Aufsichtsrat verabschiedete sich Dohnányi aus Hamburg und begann 1984 die Leitung des Cleveland Orchestra. 1996 übernahm Dohnányi die Position des „principal conductor“ beim Londoner Philharmonia Orchestra, 1998 wurde er Gastdirigent beim Orchestre de Paris. 2004 kehrte er nach Hamburg zurück, wo er bis 2011 die Leitung des NDR Sinfonieorchesters übernahm.

„Der weltoffene, meinungsstarke und charismatische Dirigent hat uns von 1966 bis 2019 in Wien, Salzburg und auf Tournee begleitet“, kondolierte etwa Daniel Froschauer als Vorstand der Wiener Philharmoniker.

Man werde sein künstlerisches Wirken mit großer Wertschätzung in Erinnerung behalten. Und auch Markus Hinterhäuser als Intendant der Salzburger Festspiele würdigte den Verstorbenen als prägende Figur des Festivals, der etwa mit der Uraufführungen von Hans Werner Henzes „Die Bassariden“ 1966 oder Friedrich Cerhas „Baal“ 1981 Festspielgeschichte geschrieben habe. 77 Mal leitete der Maestro Aufführungen bei den Salzburger Festspielen, die deshalb nun die schwarze Fahne am Festspielhaus hissten. „Christoph von Dohnányi war ein Spezialist für Vieles, ein Grandseigneur unter den großen internationalen Dirigenten, denen die Salzburger Festspiele ihren Weltruf verdanken“, so Hinterhäuser.

Porträt von Kronen Zeitung
Kronen Zeitung
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