Mehr Glitzer, mehr Druck: Der allererste Schultag ist für die ganze Familie ein Ereignis, das Angebot dazu riesig – und eine Schultüte Pflicht! Was wir im ganzen Vorbereitungsstress dennoch nicht aus den Augen verlieren dürfen, verraten wir hier.
Es gibt sie in allen Größen und Farben. Zum Selbermachen, bekleben, im passenden Schultaschendesign oder mit den aktuellen Lieblingshelden oben drauf. Mal ist sie aus Papier, mal aus Filz oder Stoff, damit sie später auch noch ausgestopft und geknuddelt werden kann. Oder aber sie endet irgendwann umgedreht als Zauberhut – wie unser Modell zuhause: Die Schultüte. In Deutschland fast schon Statussymbol der Erstklässler – rangieren die Preise doch zwischen 5 und 150 Euro.
Personalisierte Etsy-Kunstwerke und pastellfarbene Glitzergiganten auf Instagram lassen die eigene Low-Budget-Edition schnell blass aussehen. Hätte man sich vielleicht doch mehr ins Zeug legen müssen? Soll doch dem Kind der Schulanfang in besonders guter Erinnerung bleiben!
Am Anfang stand ein Zuckertütenbaum
Dass der erste Schultag mittlerweile ein echtes Event und das Angebot dazu riesig ist, bestätigt mit Gerlinde Kukral die Inhaberin des ältesten Schreibwarenladens von Linz. Die Geschäfte sind voll mit Präsenten, die sich als Füllmaterial für Schultüten eignen. „Süßes, Radiergummis, Haarspangen, Schlüsselanhänger. Süß finde ich zum Beispiel die ,Sorgenfresser‘ als plüschige Begleiter durch den neuen Lebensabschnitt“, so Kukral. „Vor zwanzig Jahren war es noch nicht selbstverständlich, dass jeder Erstklässler eine Schultüte hatte. Heute ist sie nicht mehr wegzudenken! So extrem wie in Deutschland wird das bei uns aber noch nicht betrieben. Obwohl die Händler drängen.“
Kurzer Realitätscheck: Die Schultüte ist seit Beginn des 19. Jahrhunderts vor allem im deutschsprachigen Raum, sowie in Teilen von Tschechien, Polen und der Schweiz Brauch. Damals erzählte man den Kindern, es gäbe in jeder Schule einen Zuckertütenbaum und wenn die Tüten groß genug seien, wäre es auch Zeit, in die Schule zu gehen. 1894 wurde in Deutschland schließlich die erste Schultütenfabrik gegründet.
Nicht unter Druck setzen lassen: „Sind keine schlechten Eltern!“
Im Rest der Welt wird der erste Schultag bis heute ohne Schultüte gemeistert – und ist deswegen sicher nicht weniger bedeutend.
Ich freue mich schon, wenn ich einmal alt bin. Dann muss ich nicht mehr Stufen steigen, sondern kann mit dem Lift fahren.
Kinderzitat der Woche von Julius (7) aus Engerwitzdorf
Kleine Aufmerksamkeiten sind auch eine Sprache der Liebe und haben deshalb ihre Berechtigung, findet die Pädagogin und Spielzeug-Expertin Heide Rossak aus Eberschwang. Familien sollen sich aber nicht von Trends unter Druck setzen lassen: „Vielleicht tut es auch die Tüte vom älteren Bruder aus dem Vorjahr. Wir sind als Eltern nicht schlechter, nur weil wir nicht die tolle selbst gebastelte Kreation samt kleiner Geschwistertüte haben.“
Die To-do-Listen sind voll, die Akkus leer, aber hey: Acht von neun Ferienwochen sind geschafft und alle leben noch! Und welche Alltagserfolge feiern Sie gerade? Wir sind gespannt!
In all dem Trubel um den Schulanfang sollen Eltern vor allem nicht auf das vergessen, was wirklich wichtig ist, so Rossak: „Nämlich zu fragen, wie es dem Kind eigentlich geht. Wie fühlt es sich, wenn es an den ersten Schultag geht? Vielleicht hat es Angst, ist nervös, fragt sich, wie die neuen Abläufe sind, wo es die Jacke hinhängen und wo es sich hinsetzen soll. Solche Sätze fallen bei Kindern oft ganz nebenbei und werden leicht überhört.“
Denn was wir unseren Kindern in dieser Zeit des Umbruchs doch eigentlich mit auf den Weg geben wollen, ist: Ihr seid erste Klasse – ob mit oder ohne Schultüte!
O-Ton aus dem Kinderzimmer
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