In seiner neuesten Kolumne befasste sich „Krone“-Autor Harald Petermichl mit dem unrühmlichen Verhalten der Fans von Lok Leipzig im DFB-Pokal-Heimspiel gegen Schalke 04. Gäste-Coach Miron Muslić hatte jedenfalls auch klare Worte für das Verhalten der „Gastgeber“.
Als heute vor 50 Jahren die erste Runde im FDGB-Pokal der DDR ausgespielt wurde, musste das Team von Lok Leipzig wegen des speziellen Modus noch gar nicht eingreifen. Erst in der zweiten Runde begann mit einem in der Verlängerung hart erarbeiteten 3:2 gegen die Betriebssportgemeinschaft Aktivist Schwarze Pumpe Hoyerswerda die Reise bis ins Finale, das „die Loksche“ dann im Mai 1976 gegen den FC Vorwärts Frankfurt/Oder klar für sich entscheiden konnte. Es war die erfolgreichste Zeit des Vereins, der es zehn Jahre später im Europapokal der Pokalsieger bis ins Finale gegen Ajax Amsterdam schaffte, wo man dem von Johan Cruyff trainierten Superteam denkbar knapp mit 0:1 unterlag.
Nach zahlreichen Umbenennungen spielt Lok Leipzig heute in der Regionalliga Nordost und hat es dort mit weniger prominenten Gegnern wie der Volkssportgemeinschaft Altglienicke oder dem FSV 63 Luckenwalde zu tun. Dennoch hat es der Club am vergangenen Sonntag wieder in die Schlagzeilen geschafft, wenn auch in die unrühmlichen. Denn beim DFB-Pokal-Match gegen Schalke 04 wurde der Knappen-Spieler Christopher Antwi-Adjei von einem einzelnen Leipziger Idioten rassistisch beleidigt, was zu einer kurzen Spielunterbrechung führte. Es sollte kein singulärer derartiger Vorfall an diesem Spieltag bleiben, aber das wirklich Ungeheuerliche kommt erst noch. Denn während bei der Cup-Begegnung RSV Potsdam gegen Kaiserslautern ein ähnlich naturtrüber Vollpfosten von den Fanlagern beider Teams mit entschiedenen „Nazis raus“-Rufen bedacht wurde, kam es in Leipzig zu einer ekelhaften Solidarisierung der besonderen Art.
Es wurden nämlich der Stadionsprecher, der die Situation beruhigen wollte und vor allem Antwi-Adjei selbst von einem Großteils des Stadions für den Rest des Spiels gnadenlos ausgepfiffen, was Schalke-Trainer Miron Muslić mit den mehr als passenden Worten „Das kotzt mich an!“ kommentierte. Und weiter: „Ich glaube, das ganze Stadion hatte ein Gefühl dafür, was passiert ist. Trotzdem pfeift das Stadion. Das ist dann keine Einzelperson. Das will ich klarstellen.“ Besonders armselig die Äußerung des Leipziger Pressesprechers, der in der Pause etwas davon faselte, dass die Beleidigung „noch nicht verifiziert“ werden konnte. Dass solche Vorfälle wenigstens publik werden, bringt das Interesse am Fußball mit sich, dass aber der real existierende Rassismus sich im Alltag mehr und mehr ungehindert Bahn brechen kann, auch weil er von einschlägigen Politiker:innen als „gesundes Volksempfinden“ verbrämt wird, macht Angst.
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