Linz meldet erneut Bevölkerungswachstum – ein Plus, das SP-Stadtchef Prammer als Zeichen für Vitalität feiert. Doch VP-Stadtvize Hajart sieht Grund zur Sorge: Während mehr Menschen in die Stadt ziehen, kehren immer öfter Österreicher ihr den Rücken. Hinter den Zahlen steckt ein Streit um Wohnraum, Attraktivität – und die Zukunft der Stadt.
Die Linzer Bevölkerung wächst weiter, doch über die Gründe und die Qualität dieses Wachstums gehen die Meinungen in der Stadtpolitik auseinander. Mit Stichtag 1. Juli lebten laut städtischer Statistik 214.459 Menschen mit Hauptwohnsitz in der Landeshauptstadt – das sind 1197 Personen mehr als vor einem Jahr. SP-Stadtchef Dietmar Prammer wertet diese Entwicklung als Beleg für die „Attraktivität unserer Stadt – als Wohnort, Wirtschaftsstandort und Lebensmittelpunkt“.
„Ein Zeichen der Vitalität“
Auch die Wanderungsbilanz ist laut Stadt positiv: Im ersten Halbjahr zogen 7376 Menschen zu, 6934 verließen Linz. „Das ungebrochene Bevölkerungswachstum ist ein Zeichen der Vitalität und eine positive Herausforderung, der mit nachhaltiger Stadtentwicklung, Investitionen in Bildung, Mobilität und leistbares Wohnen begegnet wird“, analysiert Prammer.
„Linz hat ein massives Problem“
Für Stadtvize Martin Hajart greift diese Darstellung jedoch zu kurz: „Eine differenzierte Analyse der Zahlen zeigt, dass Linz ein massives Problem bei der Wanderungsbilanz hat“. Zwar habe die Stadt in den vergangenen viereinhalb Jahren um 7232 Personen mehr Zu- als Weggezogene verzeichnet – doch der Zugewinn beruhe fast ausschließlich auf der Zuwanderung von Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft. Der ÖVP-Politiker rechnet vor: Seit 2021 hätten knapp 31.000 Österreicher Linz verlassen, während nur etwa 26.000 zugezogen seien. „Das bedeutet eine negative Wanderungsbilanz von 5000 Linzern mit österreichischer Staatsbürgerschaft“, so der Stadtvize.
In Oberösterreich ist der Traum vom Eigenheim für mehr als die Hälfte Realität – in Linz nur für ein Fünftel, und der Abstand wächst.
Martin Hajart, Linzer VP-Stadtvize
Negative Wanderungsbilanz der Österreicher
Bei den Nichtösterreichern sei das Bild hingegen umgekehrt: 49.246 Zuzügen stünden 37.014 Wegzüge gegenüber. „Die negative Wanderungsbilanz der Österreicher wird von der positiven Bilanz bei den Nichtösterreichern überdeckt“, kritisiert Hajart. „Gemäß der Argumentation des Bürgermeisters würde das bedeuten, dass Linz bei der österreichischen Bevölkerung an Attraktivität verliert.“
Als eine Ursache für diese Entwicklung sieht er das unzureichende Angebot an leistbarem Wohnen – insbesondere für junge Familien. „In Linz wurden und werden zu wenige Wohnmöglichkeiten gebaut, die auch für Österreicher attraktiv sind.“
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