Dirigent Paavo Järvi leitet in Pärnu in Estland ein einzigartiges Musikfestival. Die 15. Jubiläums-Ausgabe feierte auch die Komponistenlegende Arvo Pärt anlässlich seines 90. Geburtstages. Wie großartig das gelang, kann man im Herbst auch in Wien hören.
Es war 1973, als der zehnjährige Paavo Järvi den Komponisten Dimitri Schostakowitsch traf. Das war in Pärnu, wo er seine Ferien bei den Großeltern verbrachte. Im Sommerfrischeort an der Ostsee, dessen Tradition als Seebad 1838 begann. Sogar unter den Sowjets blieb Pärnu ein Rückzugsort, etwa auch für den Jahrhundertgeiger David Oistrach.
Doch erst nach der Unabhängigkeit Estlands wurde es möglich, dass die Musikerfamilie Järvi in Pärnu 2009 dieJärvi-Akademie gründen und 2011 daserste Sommermusikfestival abhalten konnte. In diesem Juli feierte man an zehn Tagen stolzdie 15. Festivalausgabe, dazu den großenEsten Arvo Pärt, der heuer90 wird.
Ein Fest von besonderer Dimension. Denn Dirigent Neeme Järvi, Paavos Vater, kostete einst der Einsatz für Pärts Musik seinen Job, worauf er, längst international gefragt, mit der Familie in die USA emigrierte. Auch Arvo Pärt musste seine Heimat 1980 Richtung Wien verlassen, wo er die österreichische Staatsbürgerschaft erhielt.
Im 15. Sommer des Festivals, längst das wichtigste Estlands,ist die Stimmung prächtig und sommerlich unbeschwert. Paavo Järvi, Chef des Tonhalle-Orchesters Zürich und Leiter der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, war diesmal besonders gefordert: Beim Eröffnungskonzert mit dem Järvi Academy Orchestra sprang er für seinen erkrankten Vater ein und führte die blutjungen Musiker mit Pärt, Mozart und der „Orgelsinfonie“ von Saint-Saëns mitreißend zum Triumph. Ungemein spannend war ebenfalls zu erleben, wie sich 14 unterschiedliche junge Dirigiertemperamente der Akademie a nWerken von Elgar, Mozart und Pärt beweisen mussten.
Paavos jüngerer Bruder Kristjan, den man noch als Leiter der NÖ-Tonkünstler 2004 bis 2009 kennt, sorgte dann für eine originell freche Musik-Séance, die viel junges Publikum begeisterte. Groß zeigte schließlich das international spitzenbesetzte Estonian Festival Orchestra auf: Unter Paavo Järvi begeisterte man mit Pärt, Strawinsky und Erkki-Sven Tüürs neuem Oboenkonzert für den grandiosen Kalev Kuljus. Parallel dazu nahm man sogar noch ein Arvo-Pärt-Programm auf. Damit gastiert man am 18. Oktober im Wiener Konzerthaus.
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