Trittbrettfahrer

„Geht‘s so weiter, gibt‘s keinen Altstadtzauber!“

Kärnten
31.07.2025 18:32

Zu viele Trittbrettfahrer, zu wenige Mitstreiter, viel Gegenwind und Desinteresse, wenig Verständnis, was der Altstadtzauber für Stadt, Wirtschaft, Tourismus und für die Familien, die dort was erleben wollen, bedeutet, nehmen die Stadtrichter wahr. Der Altstadtzauber 2026 hängt am seidenen Faden.

Mehr als 3500 Stunden investieren die Stadtrichter zu Clagenfurth alljährlich in Arbeit für Organisation und Aufbau, um den Altstadtzauber zu ermöglichen. Diese knapp 46 Tage Arbeit werden natürlich unentgeltlich geleistet. Zum 29. Mal können heuer Besucher zwei Tage lang – am 8. und 9. August - auf vier Bühnen Bands unterschiedlicher Stilrichtungen hören, bekommen in der Altstadt an jeder Ecke Akrobatik, Clownerie, Pantomime und andere Kleinkunst geboten, die zum Schmunzeln und Staunen bringt. Eine eigene Kinderbühne wird für die Mädchen und Buben aufgestellt, mit sechs Leuten, die mit den Kindern basteln und sie schminken. Und dieses große, bunte Programm kann jeder bei freiem Eintritt genießen. Und die Freude der Besucher, ihr Lächeln, Lachen und Strahlen ist für die Organisatoren wie ein Applaus für den großen Einsatz.

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Alle wollen dabei sein, aber nur wenige wollen mitmachen. So schaffen wir das nicht mehr. Ändert sich nichts, ist der heurige Altstadtzauber der letzte.

Burggraf Willi Noll

Doch wie die Beliebtheit des Festes wuchs auch die Enttäuschung der Stadtrichter an: „Es ist seit Jahren ein Wermutstropfen, dass nicht alle Klagenfurter Gastronomen beim Altstadtzauber dabei sein wollen. Wir laden immer alle ein“, so Burggraf Willi Noll, der den Stadtrichtern vorsteht. Mittlerweile verweigern schon zu viele Wirte, die geringe Standgebühr zu zahlen, stellen aber dennoch zusätzliche Sitzgelegenheiten vor ihr Lokal, nehmen zusätzliches Personal auf, um von der enormen Frequenz in den zwei Tagen zu profitieren, ohne aber einen kleinen Beitrag zu leisten. 

Viele wollen profitieren, ohne einen kleinen Beitrag zu leisten
„Alle wollen dabei sein und profitieren, aber nur wenige wollen mitmachen. Und das geht so nicht“, so Burggraf Willi Noll. Eine Bühne zu bespielen, koste an die 50.000 Euro – vier Bühnen gibt es am großen Fest. Dazu kommen die Kleinkünstler, die natürlich auch bezahlt werden wollen. Noll: „450.000 Euro kostet der Altstadtzauber.“ Wegen dieses bunten Programmes kommen die Besucher, die dann bei den Wirten konsumieren – auch bei denen, die keinen Beitrag leisten, was unfair gegenüber den Organisatoren und auch gegenüber denen ist, die gern mitmachen. 

Schanigärten könnten beim Fest sogar von “Fremden“ bespielt werden
„Die Gastronomen haben laut Vertrag die Schanigärten nur außerhalb von Großevents zu ihrer Verfügung; wir könnten die Sitzgärten in den Festtagen auch selbst bespielen, wollen wir aber nicht. Wir wollen einen gemeinsamen Altstadtzauber machen!“, hofft Noll auf ein Einsehen.

Enttäuschendes Stadtmarketing
„Enttäuscht und traurig bin ich auch, weil das Klagenfurter Stadtmarketing den Altstadtzauber ignoriert. Lange war der Termin des großen und schon traditionellen Festes gar nicht auf deren Homepage vermerkt, weil, so wurde uns gesagt, dort nur von Stadt und Stadtmarketing organisierte Veranstaltungen drauf dürfen. Jetzt ist der Altstadtzauber auf der Homepage angekündigt, aber ansonsten wird er total ignoriert“, bedauert Burggraf Willi Noll. Das Fest zieht immerhin mehr als 80.000 Menschen an. Die Hotels sind bestens gebucht, schon allein durch die Flohmarkt-Standler, die von ganz Österreich und den Nachbarländern anreisen. „Viele Standler bleiben eine ganze Woche; sie machen Urlaub am Wörthersee – in der Altstadtzauberzeit ist in Klagenfurt kaum ein Hotelzimmer zu bekommen. Der Flohmarkt ist auch ein Wirtschaftsfaktor“, weiß der Stadtrichter und Flohmarkt-Organisator Walter Lamprecht.

„Mit den Mitarbeitern der Stadt, von denen wir ja wegen vieler Verordnungen viele Bescheide brauchen, können wir im Gegensatz zum Stadtmarketing großartig zusammenarbeiten“, zeigt sich Burggraf Willi Noll dankbar.

Runder Tisch nach dem Fest geplant
„Wenn wir nicht besser zusammenarbeiten können, richtige Partner werden und mit Stadtmarketing und Wirten Synergien finden, kann es künftig keinen Altstadtzauber mehr geben. Nicht, weil wir nicht wollen, sondern weil wir nicht können. Nach dem heurigen Fest am 8. und 9. August gibt es eine große Besprechung am runden Tisch  - mit Bürgermeister Christian Scheider, der den Altstadtzauber seit jeher schätzt und unterstützt“, hofft Noll eine gute Einigung für die Zukunft.

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