„Vögels Lexikon“

„Drastückla“: Wenn der Vorarlberger improvisiert

Vorarlberg
18.07.2025 17:25

Der Vorarlberger Dialekt hat bekanntlich seine Eigenarten, insbesondere im Osten Österreichs versteht man nicht immer, was einem der Alemanne sagen will. Der Kabarettist und Autor Stefan Vögel will mit „Vögels Lexikon“ Abhilfe schaffen und Brücken bauen. Heute näher erklärt er das Zeitwort „drastückla“.

Der Voradelberger gilt – sowohl in der Eigenwahrnehmung als auch in der Außenbetrachtung – als penibel und genau, und er ist in der Verteidigung dieser Eigenschaft hartnäckig und resistent gegen jede Beeinträchtigung bis hin zur Ungemütlichkeit.

Nur im äußersten Fall lässt er seinen Hang zur Perfektion kompromittieren – meist dann, wenn er es mit Mangel an Zeit oder Geld zu tun hat. Hat er dennoch einmal einen Planungsfehler begangen, so reißt er das angefangene, fehlerhafte Projekt lieber ab oder ein und beginnt nochmal von vorne. Ist diese Vorgangsweise aus genannten Gründen jedoch nicht möglich, so ist er entgegen seiner Natur gezwungen, etwas zu tun, was er aus freien Stücken niemals erwägen würde: zu improvisieren.

Eine spezielle Form dieser ungewollten Improvisation – in diesem Fall meist am Bau – ist das drastucka oder drastückla. Dabei handelt es sich um die unplanmäßige Verlängerung einer beliebigen Konstruktion, sei es eine lückenhafte Mauer, ein unfertig verlegter Boden, ein zu kurz geratener Zaun oder Ähnliches („Harrschaft – do müamer no drastückla!“)

Ganz egal, wie perfekt diese Improvisation auch gelingt, nie wird sie beim Voradelberger den Gedanken an seinen ursprünglichen Plan verdrängen können – und selbst noch Jahre später wird er das für keinen außer ihm sichtbare Flickwerk ansehen und dabei denken: „Do han i drastückla müaßa.“

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