Tim Werths gibt bei den Festspielen in Reichenau am Fuße der Rax den Alain in Yasmina Rezas Bühnenhit „Der Gott des Gemetzels“ – wir baten den Burg-Schauspieler vorab zum Interview. Premiere ist am Samstag, 5. Juli.
Vor sechs Jahren kam der deutsche Schauspieler Tim Werths, Jahrgang 1992, ans Wiener Burgtheater. Ab Samstag, 5. Juli, steht er in Yasmina Rezas „Der Gott des Gemetzels“ auf der Bühne bei den Festspielen Reichenau. An seiner Seite „Burg“-Kollegin Lilith Häßle, das gegnerische Paar wird von den „Josefstädtern“ Maria Köstlinger und Juergen Maurer verkörpert.
„Krone“: Das ist ja ein regelrechtes Duell Burgtheater vs. Josefstadt!
Tim Werths: Das hätte mich jetzt fast gewundert, wenn Sie das nicht gefragt hätten (lacht). Der Witz kam natürlich bei den Proben auch schon auf, aber das spielt überhaupt keine Rolle. Es ist herrlich. Wir verstehen uns super. Ich bin sehr dankbar dafür, Maria Köstlinger und Juergen Maurer bei dieser Arbeit kennenzulernen, und habe großen Respekt vor den beiden.
Das Stück wird weltweit gespielt – was ist Ihrer Meinung nach das Faszinierende?
Das Großartige an dem Stück ist, dass die großen Themen der Welt, wie Kriege, die gerade stattfinden, auf eine kleine Schablone reduziert werden. Auf ein Wohnzimmer, in dem vier Personen zusammensitzen und versuchen, auf einen Nenner zu kommen. Es geht um Wahrheit, Objektivität, Recht, Unrecht. Es wird ein Konflikt zwischen zwei Parteien in einen Raum gebracht, ausgehend von einer Situation, wo keiner dabei war. Und man versucht herauszufinden, was und warum es passiert ist. War das rechtens, war das Unrecht? Da wird dann um Worte, Begrifflichkeiten gekämpft und am Ende ja über ganz andere Sachen gestritten als über das, worum es eigentlich geht. Das finde ich total spannend!
Was nimmt der Zuschauer daraus mit?
Ich glaube, jeder Mensch kann sich in einer dieser Figuren, seien es auch nur Facetten, wiederfinden. Teile von jedem Menschen auf dieser Welt stecken irgendwo in diesen vier Personen drin. Es ist ein Furor, der da ausbricht und langsam in die Höhe getrieben wird. Bei der filmischen Version wurde meiner Meinung nach viel verschenkt, denn es bleibt dort alles relativ moderat und geht nicht so richtig in den Wahnsinn.
Was ist die größte Herausforderung bei dem Stück?
Das Schwierigste ist die Dynamik: Es sind ja nur vier Personen, die diskutieren, und da kann es natürlich auch schnell langweilig werden. In diesem simplen Setting, das Auf und Ab der Eskalationsstufen richtig zu setzen, das ist die größte Herausforderung.
Sie sind bekannt für Ihren Körpereinsatz auf der Bühne, etwa beim „Revisor“ im Akademietheater vollführen Sie einen richtigen Stunt!
Ich habe als Jugendlicher richtig viel Sport gemacht, war im Fußballverein, habe außerdem Badminton und Volleyball gespielt. Wenn ich mich wie in „Der Revisor“ von einem Tisch runterschmeiße oder bei „Hamlet“ von einer Scheibe runterspringe, dann versuche ich gar nicht so viel darüber nachzudenken. Ich habe ein gewisses Grundvertrauen in mein Körpergefühl.
Letzte Frage: Theater oder Film?
Wenn ich mich entscheiden müsste, dann definitiv für das Theater!
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