Aus dem Gerichtssaal

Diebischer Pfleger schwänzte erneut den Prozess

Der Stuhl des Angeklagten blieb – wie schon im ersten Anlauf Ende Mai – leer.(Bild: Dorn Chantall)

Ein angeklagter Rumäne hielt den Richter am Landesgericht Feldkirch (Vorarlberg) wiederholt zum Narren, indem er nicht erschien. Das half ihm aber nichts, denn er wurde trotzdem verurteilt.

Auf das Erscheinen des kriminellen Pflegers gehofft hatte Richter Martin Mitteregger schon in der ersten Verhandlung Ende Mai. Doch kurz vor Prozessauftakt ließ der 24-jährige Rumäne den Herrn Rat wissen, dass er beruflich in Deutschland zu tun habe und unabkömmlich sei. Sein Versprechen, beim nächsten Verhandlungstermin am 16. Juni in Feldkirch aufzukreuzen, hielt er allerdings nicht ein.

Offensichtlich sind dem in Rumänien vorbestraften Delinquenten die betagten Opfer, die er beraubt hat, ähnlich egal wie der österreichische Rechtsstaat. „Er hat aber über WhatsApp mitgeteilt, dass er sich schuldig bekennt, Schadenswiedergutmachung leisten will und mit einer Verurteilung in Abwesenheit einverstanden ist“, berichtet der Herr Rat bei Prozessbeginn.

Als er mir schrieb, dass das Geld aus der am Pflegebett befestigten Tasche fehlt, habe ich sofort den Mitarbeiter der Agentur informiert.

Der Bruder des Opfers

Hauskrankenpfleger entlassen und angezeigt
So fällt kurz darauf auch schon das Urteil: drei Monate Haft auf Bewährung und 1200 Euro Geldstrafe. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der frisch über eine Agentur vermittelte Hauskrankenpfleger vergangenen Jänner die Bettlägerigkeit eines 69-jährigen Patienten in Dornbirn ausgenutzt und ihm 900 Euro aus dem Portemonnaie gestohlen hatte. Besonders verwerflich: Das Opfer war aufgrund seiner Krankheit bettlägerig und konnte nicht sprechen. Eine Kommunikation war lediglich übers Tablet möglich. „Als er mir schrieb, dass das Geld aus der am Pflegebett befestigten Tasche fehlt, habe ich sofort den Mitarbeiter der Agentur informiert“, berichtet der Bruder des Opfers. Der Rumäne wurde daraufhin von der Pflegegesellschaft entlassen und angezeigt.

Wie sich im Zuge der Ermittlungen herausstellte, hatte der Langfinger knapp ein Jahr davor bereits einem betagten Ehepaar in Oberösterreich Schmuck, Uhren und Goldmünzen im Wert von rund 2500 Euro gestohlen. Weil der Mann damals untertauchte, wurde das Verfahren eingestellt. Ungeschoren kam der Rumäne aber nicht davon, denn nun wurden beide Fälle am Landesgericht Feldkirch verhandelt. Neben der bedingten Haft und der zu zahlende Geldstrafe muss der diebische Pfleger an die Opfer auch 900 beziehungsweise 2500 Euro Schadenersatz leisten.