Radikalisierung und Gewaltbereitschaft von Jugendlichen ist in ganz Europa ein Problem. Berlin geht an das Thema ein wenig anders heran als Wien und hat damit einigen Erfolg. Im Rathaus wollten die Stadtverantwortlichen davon so viel wie möglich mitnehmen.
„Effektivere Strategien“ dabei, junge Menschen vor Radikalisierung zu schützen, will Vizebürgermeisterin Jugendstadträtin Bettina Emmerling auch durch internationalen Austausch finden. Dafür präsentierten am Montag Experten aus Berlin ihren Zugang zur Problemlösung, der sich von der Herangehensweise in Wien teils deutlich unterscheidet.
Ideologie nur als Ausrede für Probleme
Das „Violence Prevention Network“ der Beratungsstelle Berlin etwa macht keinen grundsätzlichen Unterschied zwischen religiös begründetem Extremismus und anderen Formen der Gewaltbereitschaft. Die Wurzel für beides liegt laut den Experten vordringlich in psychischen Problemen der Jugendlichen, die ihre Sicht der Welt durch radikale Ideologien rechtfertigen wollen – ein Umstand, den tatsächliche religiöse oder politische Ideologen zur Rekrutierung von Jugendlichen bewusst ausnützen.
Wir arbeiten in Wien intensiv daran, junge Menschen vor Extremismen zu schützen. Durch den internationalen Austausch von Wissen und Erfahrungen können wir effektivere Strategien entwickeln, um dieser Aufgabe gerecht zu werden.
Vizebürgermeisterin Bettina Emmerling
Bild: Stadt Wien/Lukas Fuchs
Neben Beratungsangeboten setzt Berlin auch auf die Verbreitung der Werkzeuge dafür. Das IZRD (Interdisziplinäres Zentrum für Radikalisierungsprävention und Demokratieförderung) etwa hat ein 500-seitiges Praxishandbuch zum Download für jedermann bereitgestellt. Wegen der Nachfrage ist auch an eine englischsprachige Ausgabe gedacht. Ebenfalls wird der Weg zur Beratungsstelle berücksichtigt: Nur in 16 Prozent der Fälle suchen die Jugendlichen selbst Hilfe. Doppelt so oft sind es die Eltern, in einem Fünftel aller Fälle aber auch die Freundin oder der Freund, worauf in der Beratung vermehrt abgestellt wird.
Aus der Sicht von Adrian Stuiber braucht es beim Thema Radikalisierung von Jugendlichen jedenfalls mehr Zusammenarbeit denn je: Der Kontakt zu Extremismus sei „durch das Internet so einfach und schnell wie nie zuvor.“ Auch für Östereich stellte eine Studie letztes Jahr fest, dass mehr als die Hälfte aller Jugendlichen das demokratische politische System des Landes nicht mehr für funktionsfähig hält.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.