„Voice Killer“

Was bleibt ist wieder einmal das Lachen des Täters

Kultur
14.06.2025 13:43

Die Uraufführung von Miroslav Srnkas „Voice Killer“ im Theater an der Wien wurde bei der Premiere am Freitag bejubelt. Als absoluten Erfolg kann man das karge Werk aber nicht feiern. Es scheitert als zersplitterte Klanginstallation nicht zuletzt an den eigenen Ansprüchen.

Ein Serienmörder, der auf den Klang von Stimmen fixiert ist: Zumindest eine (auch musikalisch) spannende Ausgangslage für eine Opernkomposition. Schließlich steht hier die Stimme in all ihren Facetten ganz im Vordergrund. Für das Theater an der Wien hat Komponist Miroslav Srnka die wahre Geschichte des US-Soldaten Eddie Leonski als Musiktheater aufbereitet. Der Private hatte im Jahr 1942 in Australien drei Frauen getötet, die zuvor für ihn gesungen hatten – ehe er selbst gehängt wurde.

Flatternde Klanginstallation 
Bei der Uraufführung am Freitag blieb „Voice Killer“ ein bemühtes Fragment. Der Versuch, die Biografien der getöteten Frauen ins Zentrum zu rücken, geht nicht auf. Die spezielle Faszination, die das Singen auf den psychisch labilen Killer gehabt haben soll, wird weder in der Partitur noch im Libretto von Tom Holloway wirklich erfahrbar.

Das Klangforum Wien und der Schönberg Chor steuern unter dem konzentrierten Dirigat von Finnegan Downie Dear atmosphärische Klangsplitter bei. Selbst wenn sich das stark perkussive Geschehen immer wieder verdichtet: Über eine flatternd unruhige Klanginstallation geht das musikalische Geschehen kaum hinaus.

Die Stimmen der (stark besetzten) Frauenfiguren treibt Srnka in monotone Höhen. Tenor Seth Carcio als Private wechselt beeindruckend wendig zwischen Brustton und Falsett, zwischen Buben-Charme und Mörder-Wahn. Nur für Momente erzeugt die dokumentarische Inszenierung von Cordula Däuper – mit Originalfotos, Protokollen und Dokumenten aus den historischen Ermittlungen – so etwas wie Sogwirkung.

Dass die Regie viel mit räumlich geschickt abgesetzten Blenden (in die brutale Kindheit des Täters und in Nebenschauplätze) arbeitet, ist stimmig und gibt der Szenerie Tiefenwirkung. Dass sie noch eine museale Rahmenhandlung einführt, bleibt verzichtbar und verwirrt mehr als dem Geschehen zu dienen. Übertitel und gesungener Text treiben so immer wieder auseinander, manches Detail erklärt sich nur über das Programmheft.

Das Böse als Resultat der Umstände
Den beklemmendsten Eindruck hinterlässt schließlich der gehängte Mörder, der im Finale hoch über der Bühne am Strick baumelt. Die Stimmen der Opfer, die diese Produktion hörbar machen wollte, verblassen einmal mehr hinter dem irren Lachen des Täters. Nicht die Biografien der Frauen bleiben in Erinnerung, sondern das schrecklich banale Böse, das einmal mehr als Resultat seiner Umstände nachvollziehbar gemacht wird. Ein zumindest beherzt umgesetzter Versuch einer letztlich nur bemühten Musiktheateridee.

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