Lohnkosten zu hoch

„In den letzten Jahren sind wir erpresst worden“

Oberösterreich
12.06.2025 19:00

Rezession im Dauermodus, wachsende Unsicherheit, Sparprogramme bei Firmen und jetzt auch bei der Regierung – „es ist eine schwierige Zeit“, sagt Doris Hummer. Nachdem sie vergangene Woche als Präsidentin der Wirtschaftskammer Oberösterreich wiedergewählt wurde, sprach sie mit uns über die Folgen der Zoll-Politik von Donald Trump, Pensionen und den Kampf um die Wettbewerbsfähigkeit.

„Österreich ist in eine echte Rezession geschlittert, die mehr als ein Konjunkturtief ist – sie ist ein Alarmsignal für unseren Standort. Jetzt ist es notwendig, alte Strukturen aufzubrechen, denn die Welt ordnet sich neu. Dafür wollen wir auch ein Mutmacher und Rückenstärker für die Politik sein“, ließ Doris Hummer bei ihrer Rede vor dem Wirtschaftsparlament am 4. Juni im Julius-Raab-Saal der Wirtschaftskammer Oberösterreich in Linz wissen.

Am Donnerstag sprach die ranghöchste Unternehmervertreterin im Land mit der „Krone“ über...

  • Die großen Themen, die angepackt werden müssen: 
    „In der jetzigen Situation geht es in erster Linie darum, Wettbewerbsfähigkeit wieder zurückzugewinnen und für die Zukunft abzusichern. Wie bekommen wir die Wettbewerbsfähigkeit wieder zurück? Im Prinzip geht es um das Kostenthema: Wir haben zu hohe Energiekosten, zu hohe Lohnstückkosten und zu hohe Bürokratiekosten. Das sind einmal die drei ganz wesentlichen Dinge, bei denen Entlastung stattfinden muss.“
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Ich halte es für richtig, dass jene, die nicht arbeiten wollen, kein Geld mehr vom AMS bekommen. Das gehört sanktioniert.

Doris Hummer über die Arbeitsmarktpolitik

  • Georg Knill, der als Präsident der Industriellenvereinigung vor wenigen Tagen meinte, man kann das Pensionsalter gerne Richtung 70 erhöhen:
    „Herr und Frau Österreicher gehen durchschnittlich mit 61 Jahren in Pension. Wir haben eine Zuschuss-Notwendigkeit aus unserem Bundesbudget für Pensionen – 25% des Gesamtbudgets für Österreich geben wir nur für Pensionen aus, das sind 29,5 Milliarden Euro. In Deutschland gehen die Menschen mit 67 in Pension, 70% der Leute arbeiten dort noch mit über 60 Jahren. Bei uns liegt die Zahl bei 50% bei über 57 Jahren, weil man sich gesagt hat: ,Wir müssen nimmer, wir haben es nicht notwendig.‘ Doch das geht sich nicht aus. Denn wenn die Babyboomer jetzt alle in Pension gehen, wer zahlt dann das Gesamtsystem, wenn wir es so aufrechterhalten wollen? Es sind also keine überschießenden Ansätze, wenn wir sagen, dass das durchschnittliche Pensionsantrittsalter Richtung 65 gehen und nicht bei 61 stehenbleiben soll.“
  • Die stark gestiegenen Lohnkosten, die Firmen unter Druck bringen: 
    „Es braucht ein Umdenken in unserem System – dass sich Leistung auszahlt, Arbeit rechnet, Leistung belohnt wird. Und es geht auch darum, in den Lohnverhandlungen, die ja gerade stattfinden, über mehrere Jahre wieder auf ein Niveau zu kommen, damit wir wieder wettbewerbsfähig werden. Da gibt es auch als Interessensvertretung, als Sozialpartner, Hausaufgaben zu erledigen. In den letzten Jahren sind wir ja völlig erpresst worden – das galt für alle Betriebe aufgrund des Arbeitskräftemangels. Das heißt, die Löhne sind ja nicht nur aufgrund der Abschlüsse gestiegen, sondern auch, weil die Quantität an Beschäftigten nicht da war. Jetzt sind die Karten wieder neu gemischt.“
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Die Strategie von Trump sehe ich mittelfristig auch als wahnsinnig gefährlich für die USA. Nicht nur, weil die Produkte im Land teurer werden, sondern er schottet ja seine eigene Wirtschaft ab. Das war noch nie gut für die Weiterentwicklung einer Wirtschaft, wenn ich Wettbewerb ausgeschlossen habe.

Doris Hummer über die Zoll-Politik von US-Präsident Donald Trump

  • Die hohen – von US-Präsident Donald Trump verhängten – Zölle und ihre Folgen:
    „Die USA ist unser zweitwichtigster Handelspartner. Wenn dort Markt wegfällt, weil wir nochmal zu teuer werden, dann ist es für uns ein ernstes Problem. Dementsprechend wichtig ist es, zu diversifizieren. Das heißt: neue Märkte anzugehen, neue Handelsabkommen zu schließen. Es ist ganz wichtig, sich nicht zu Tode fürchten vor einem Handelspartner, sondern ganz klar eine Strategie zu haben. Ein starker Partner und Verhandler zu sein – das ist die Rolle der Europäischen Union. Mit einer gewissen Gelassenheit, aber trotzdem hartnäckig in Verhandlungen hineinzugehen, halte ich für richtig. Ziel muss sein, auf Verhandlungsebene eine Lösung zu finden, aber wir müssen uns weder erpressen noch über den Tisch ziehen lassen.“
  • Neue Herangehensweisen, um Probleme zu lösen: 
    „Die Welt ordnet sich neu. Deshalb verstärken wir Exportprogramme, gehen in neue Märkte. Es wurde von mir ganz klar die Devise ausgegeben: Tausche Förderung gegen Entlastung! Das heißt: Auch unsere Grundstrategie geht jetzt nicht mehr in die Richtung, dass wir da jetzt ein Problem haben und das mit einer Förderung repariert werden muss. Das war in der Vergangenheit ganz oft das Mittel der Wahl, weil es natürlich schnell gewirkt hat. Jetzt müssen wir in die Strukturen hineingehen.“
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