Ärzte mit „Argusaugen“

Kinder sind nach Corona-Pandemie wieder gesünder

Österreich
11.06.2025 12:22

Covid-19 hat mit Lockdowns und Home-Schooling bei Kindern und Jugendlichen zu vielen gesundheitlichen Problemen geführt. Laut einer Auswertung der Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) von 400 Behandlungszentren aus deutschsprachigen Ländern scheinen die Heranwachsenden jetzt aber wieder gesünder zu leben.

Die Zahl neuer Fälle von Typ-2-Diabetes in dieser Altersgruppe geht zurück: „Der deutliche Anstieg der Neuerkrankungen am Typ-2-Diabetes, zu dem es bei Kindern und Jugendlichen in den Jahren 2021 und 2022 gekommen war, hat sich in den beiden Folgejahren nicht fortgesetzt“, schrieb das Deutsche Ärzteblatt zu der wissenschaftlichen Studie, die vor kurzem beim Diabetes-Kongress in Berlin präsentiert worden ist.

Seit Jahren beobachten Diabetologen und Kinderärzte die Entwicklung beim Typ-2-Diabetes in der Gruppe der Heranwachsenden mit sprichwörtlichen „Argusaugen“. Was früher als „Altersdiabetes“ bezeichnet wurde, medizinisch ausgedrückt ein nicht-insulinabhängiger Diabetes, verdient nämlich längst nicht mehr die erste Bezeichnung. Die Betroffenen, sie machen an die 90 Prozent der Zuckerkranken insgesamt aus, werden nämlich weltweit immer jünger.

„Die Zahl der pädiatrischen Erkrankungen am Typ-2-Diabetes nimmt bereits seit längerem zu. Verantwortlich sind Adipositas und Bewegungsmangel, die bereits bei Kindern und Jugendlichen zu einer Insulinresistenz (zu wenig Ansprechen auf das körpereigene Insulin; Anm.) führen können“, hieß es in der Ärztezeitung.

(Bild: Roman - stock.adobe.com)

Register von 400 Behandlungszentren ausgewertet
Die epidemiologische Entwicklung, die Krankheitsverläufe, Behandlungsstrategien etc. können am besten durch die Auswertung von Registern aus der täglichen Praxis erschlossen werden. Dafür wurde bereits vor einiger Zeit von deutschen Spezialisten die „Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation“ etabliert. „Aktuell beteiligen sich über 400 Behandlungseinrichtungen an der Initiative, vorwiegend aus Deutschland und Österreich, aber auch aus Luxemburg und der Schweiz“, heißt es dazu auf der entsprechenden Homepage der Universität Ulm.

In Berlin wurde nun die Entwicklung von Typ-2-Diabetes unter Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Jahren dargestellt. Bereits in den Jahren 2011 bis 2016 waren im Durchschnitt jeweils 78 Neuerkrankungen pro Jahr dokumentiert worden. Ab 2017 stieg die Zahl auf über hundert neue Typ-2-Diabetes-Erkrankungen an, im Jahr 2019 waren es dann 114 Fälle.

Doch mit Covid-19 ab Ende des Jahres 2019 erhöhte sich in dem Register die Zahl der neu entdeckten Typ-2-Diabetes-Erkrankungen unter Kindern und Jugendlichen plötzlich sehr schnell. „Nach einer Auswertung von Jessica Bokelmann vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel erfolgte im Jahr 2020 eine weitere Zunahme auf 133 Neuerkrankungen. Im Jahr 2021 wurden sogar 190 Fälle registriert, entsprechend einer Inzidenz von 2,1 Fällen pro 100.000 Patientenjahre“, hieß es im Deutschen Ärzteblatt.

Noch weniger körperliche Bewegung infolge der Pandemie-bedingten Lockdowns und noch mehr Zeit vor dem Computer durch Home-Schooling und In-House-Freizeitgestaltung hatten ihre Auswirkungen, zum Beispiel durch Gewichtszunahme, weniger Fitness etc. Die Spitze des Eisbergs stellt dann nicht-insulinabhängiger Diabetes dar.

Silberstreif am Horizont
Doch es gibt mittlerweile einen Silberstreif am Horizont. „Seit dem Ende der (Covid-19-bedingten; Anm.) Einschränkungen ist die Inzidenz (Häufigkeit neuer Erkrankungen pro Zeiteinheit und bezogen auf die Personengruppe; Anm.) wieder rückläufig. Jessica Bokelmann ermittelte für 2022 eine Inzidenz (Typ-2-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen; Anm.) von 1,6 und für 2023 von 1,5 pro 100.000 Patientenjahre“, schrieb die deutsche Ärztezeitung.

Auch das Geschlechterverhältnis hat sich verändert. Bis 2018 waren in der Regel mehr Mädchen als Burschen am Typ-2-Diabetes erkrankt. Im Jahr 2019 war das Verhältnis erstmals ausgeglichen. In den Jahren 2020 und 2021 erkrankten dann mehr Buben als Mädchen. In den Jahren 2022 und 2023 war der Unterschied rückläufig und nicht mehr signifikant.

Die auf Kinder-Diabetologie spezialisierte Ärztin führte den nunmehrigen Rückgang neuer Fälle von Typ-2-Diabetes bei den Heranwachsenden auf die Zunahme von Sport und Bewegung nach dem Ende der Lockdowns zurück. Die ärztlichen Untersuchungen von Schulanfängern aus verschiedenen deutschen Bundesländern für das Schuljahr 2023 hätten gezeigt, dass die Kinder insgesamt wieder einen niedrigeren Body-Mass-Index (BMI) hätten.

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