Das waren Zeiten! Einst ließ der Neusiedler See sogar die Wogen hochgehen, als er ausgetrocknet war. Ein heftiger Streit zwischen der Freistadt Rust und dem Nachbarort Oggau anno 1866 ließ die Bewohner zu den Waffen greifen. Der Kampf ging als „Seeschlacht“ in die Annalen ein. Jetzt wird Frieden geschlossen und der Aussöhnung ein Denkmal gesetzt.
Als 1866 der Konflikt zwischen Österreich und Preußen in der Schlacht bei Königgrätz gipfelte, in der die Habsburger vernichtend geschlagen wurden, mündete ein Zwist zwischen Oggau und Rust in der berüchtigten „Seeschlacht“ mit vielen Verletzten. Zwei Kämpfer überlebten die Folgen nicht, sie starben kurz darauf.
Fischgras für Gulden
Im Streit ging es um die Wiesen auf den „Erbfischwässern“, die in historischen Planskizzen als „Strittiger Theil mit Ruszt. Besitz in Oggau“ bezeichnet sind. Der Neusiedler See war ausgetrocknet. Daher wuchs an den Ufern viel „Fischgras, das in der nothvollen Zeit einige Gulden hereinbringen kann“. Das Gewächs wurde als Einstreu genutzt, ein „Schöberl“ um 30 Kronen österreichischer Währung verscherbelt.
An einem Festtag zu Ehren des heiligen Emmerich, 6. November 1866, „wünschten sich viele Ruster, das auf Oggauer Hotter gelagerte Seegras zu annektieren“, wie in den Archiven nachzulesen ist. Die Andacht in der Kirche nutzten Ruster zum Raub des unbewachten Gutes. Als sie am nächsten Tag den Rest holen wollten und das Oggauer Ortsgericht versuchte, die „Annektierung“ zu verhindern, fielen Schüsse. Tumult, Anzeige beim Komitat Ödenburg! Das Urteil fiel im April 1870: 14 Ruster und 20 Oggauer mussten bis zu einem Jahr ins Gefängnis.
„Ohne Frieden ist nichts“
Das düstere Kapitel in der Geschichtsschreibung wird neu aufgeschlagen. „Der Frieden ist nicht alles, aber alles ist ohne Frieden nichts!“ In Anlehnung an die weisen Worte der Politiklegende Willy Brandt, Vorreiter in zukunftsweisender Völkerverständigung, wird heute um 18 Uhr zur Versöhnung an der Hottergrenze „Gmerk“ auf dem Radweg zwischen Oggau und Rust geladen – historische Erläuterungen von Rudolf Rainprecht, Wolfgang Bachkönig und Martin Krenn inbegriffen.
Jeder Gast willkommen
Per Unterschrift wird der Frieden besiegelt und ein Friedensdenkmal mit dem Künstler Rudolf Pinter gesegnet. „Jeder Gast ist zu unserem ,Friedensschluss’ herzlich willkommen“, betonen Bürgermeister Thomas Schmid und Stadtchef Gerold Stagl. Übrigens: Nur wenige Jahre nach der Austrocknung, konkret von 1877 bis 1879, war der Neusiedler See drei Meter tief.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.