Vorher-Nachher-Bilder
Ukraine sprengte Putins Bomber mit Gratis-Software
Neue Satellitenbilder belegen nun, wie effektiv die ukrainische Operation „Spinnennetz“ tatsächlich war. Ein Vorher-Nachher-Vergleich der „Krone“ zeigt das Ausmaß der Zerstörung tief im Herzen Russlands – und wie die Russen-Bomber mit alltäglichen Mitteln pulverisiert werden konnten.
Luftaufnahmen aus dem All bestätigen, dass mindestens eine Militärbasis schwer von der ukrainischen Drohnenattacke getroffen wurde. Hochauflösende Bilder des US-Anbieters Maxar Technologies zeigen die Folgen des Distanzschlags am russischen Stützpunkt Belaja in der Region Irkutsk im Süden Sibiriens – etwa 4500 Kilometer von der Front entfernt.
Zur Erinnerung: Der ukrainische Geheimdienst führte am Wochenende einen von langer Hand geplanten Drohnenangriff auf mehrere russische Militärbasen durch. Dafür wurden Kampfdrohnen eingesetzt, die in Lastwagen versteckt waren. Die Waffen waren in Mini-Holzhäusern auf den Ladeflächen verbaut und sind im richtigen Moment aktiviert worden. 117 Fluggeräte starteten etwa zeitgleich.
Als Missionsplanungs-Software für die Operation „Spinnennetz“ setzte der ukrainische Geheimdienst offenbar das Programm Ardupilot ein, das man seit fast zwei Jahrzehnten im Internet gratis herunterladen kann. Damit lassen sich Drohnen in Echtzeit steuern, man kann damit aber auch autonome Flüge vorab programmieren und simulieren. In der Immobilienbranche werden so immer wieder Grundstücke oder andere Objekte aus der Luft gefilmt.
Experten zufolge soll das auch in Russland passiert sein. Aufnahmen der koordinierten Aktion zeigen deutlich, dass Drohnen ihr Ziel ansteuerten, obwohl sie das GPS-Signal verloren hatten. Für den Angriff soll zudem das russische Mobilfunknetz genutzt worden sein. So ließe sich auch die Übertragung des Videobilds der Drohnen erklären.
Geringe Kosten, massive Zerstörung
Mit relativ geringem Aufwand ist es Kiew also gelungen, Millionen-Bomber des russischen Militärs zu zerstören, wie die neuen Informationen belegen. Florian Seibel, Gründer des bayerischen Drohnenherstellers Quantum, schätzte die Kosten für die eingesetzten Quadrokopter-Drohnen gegenüber dem „Spiegel“ auf unter 1000 Euro pro Stück. „Mit wenigen Tausend Euro lassen sich Milliarden Euro an Material zerstören“, so der Hersteller der Aufklärungsdrohne Vector, die über den Schlachtfeldern der Ukraine im Einsatz ist.
Die Ukrainer gaben die Zahl der beschädigten Maschinen zunächst mit 41 an. Moskau hat mittlerweile den Verlust von mindestens 13 Militärflugzeugen eingeräumt. Allein am Standort Belaja sollen nach Einschätzung von Beobachtern mindestens elf Bomber getroffen worden sein.
Laut Kiew wurden auch noch Flugplätze in den westlichen Regionen Iwanowo und Rjasan, im nördlichen Murmansk und sogar im fernöstlichen Amur getroffen. Die Einrichtungen dienen den Russen als wichtige Dreh- und Angelpunkte im Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Die neuen Satellitenbilder deuten darauf hin, dass die getroffenen Bomber ebenfalls für aktive Einsätze abgestellt waren. Die Brandausdehnung gibt Hinweise auf die Menge des geladenen Treibstoffs. Dass es sich bei den Flugzeugen um keine Antiquitäten handelt, zeigt auch der Umstand, dass ein Teil der Bomber in den Tagen vor dem Angriff offenbar bewegt wurde.
Drohnenbilder aus ukrainischer Quelle zeigen zudem, dass an mindestens einer der angegriffenen Maschinen bereits Marschflugkörper unter den Flügeln hingen. Dies könnte laut Experten darauf hinweisen, dass der Start der Bomber in Richtung Ukraine unmittelbar bevorstand.
Die Start- und Landebahnen tief im russischen Hinterland boten den Bombern des Kremls bisher einen sicheren Rückzugsort. Von dort aus starteten die russischen Piloten, um aus der Luft Marschflugkörper oder Gleitbomben Richtung Ukraine abzuwerfen. Das werden sie auch in Zukunft tun, jedoch deutlich besser geschützt. Nach der Operation „Spinnennetz“ wird Russland wohl sehr genau überlegen, wie es seine Bomberflotte einsetzt, parkt und verteidigt ...
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