Der polnische Festivalleiter und Dramaturg Tomasz Kireńczuk folgt im Koproduktionshaus brut Wien auf Kira Kirsch. Sein Fokus liegt ab Herbst 2026 auf einer Internationalisierung der lokalen Freien Szene.
Der polnische Festivalleiter und Dramaturg Tomasz Kireńczuk leitet ab der Saison 2026/27 das Koproduktionshaus brut Wien. Das gab Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz an der Spielstätte am ehemaligen Nordwestbahnhof bekannt. Zum Start seiner künstlerischen Leitung wird der 1983 geborene Nachfolger von Kira Kirsch noch ein Jahr lang ohne fixes Haus dastehen, eröffnet die neue Location in St. Marx doch erst im Herbst 2027.
Internationale Kooperationen
Die Jury lobte Kireńczuks „überzeugende Expertise in der Leitung eines Hauses, seine Erfahrung als künstlerischer Leiter eines Festivalbetriebs und seinen Fokus auf die Künstlerinnen und Künstler der Freien Szene“. Zudem habe seine „Leidenschaft überzeugt, mit der er einen neuen Ort erobern will“. Lob fand er auch für Kireńczuks „durchdachtes Konzept, das auch stark auf internationale Kooperationen setzt und damit für eine weitere Internationalisierung der lokalen Freien Szene sorgen wird“.
Es geht auch darum, den Künstlern jenen Raum zur Entfaltung zu überlassen, den sie benötigen.
Tomasz Kireńczuk, Neo-Theaterchef
Kireńczuk dankte der Jury in seinem Statement für das Vertrauen, „jemand aus dem Ausland hierherzuholen“. Gerade die Wahl in Polen am Sonntag habe gezeigt, dass „sich die Räume immer mehr schließen statt zu öffnen“, weshalb es ihm sehr wichtig sei, als brut-Leiter auch für internationalen Austausch mit Künstlerinnen und Künstlern zu sorgen. Er freue sich, künftig in einer Stadt zu arbeiten, die ein klares Bekenntnis zu Kunst und Kultur abgebe und Institutionen wie das brut nachhaltig stärke. Besonders wichtig sei ihm, als Koproduktionshaus künstlerische Prozesse anzustoßen, zu begleiten und zu fördern. „Aber es geht auch darum, den Künstlern jenen Raum zur Entfaltung zu überlassen, den sie benötigen.“
Chance für Entwicklung neuer Formate
In den kommenden Jahren will er auf Multidisziplinarität und queere Praktiken setzen. Die Zeit ohne feste Spielstätte sieht er als „Chance für Experimente und die Entwicklung neuer Formate“. So wolle er sowohl rund um das „Studio brut“ in Wien-Neubau als auch in St. Marx im öffentlichen Raum arbeiten und die Nachbarschaft an das brut heranführen, um die Community zu erweitern.
In seinem Konzept habe er stark auf Transformationsprozesse fokussiert und die Prozesshaftigkeit der künstlerischen Arbeit hervorgehoben. Man müsse stets auch Risiken eingehen. „Nicht jeder Prozess führt zu einem Ergebnis, aber der Prozess selbst kann von großer Bedeutung sein.“
Tomasz Kireńczuk war Mitgründer des Teatr Nowy in Krakau und war von 2011 bis 2019 Kurator des Internationalen Theaterfestivals „Dialog – Wrocław“. Seit 2021 leitet er das „Santarcangelo Festival“ in Italien, zudem ist er als Kurator künstlerischer und sozialer Projekte, Dramaturg, Kritiker und Theoretiker aktiv. Er forscht zu zeitgenössischer darstellender Kunst und war auch publizistisch tätig. Kaup-Hasler hob seine Teamfähigkeit und den wertschätzenden Umgang mit Mitarbeitern und Künstlern hervor: „Tomasz Kireńczuk ist jemand, der in anderen Menschen ein positives Echo auslöst.“
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