Szenen wie aus Hitchcocks Horror-Klassiker „Die Vögel“ spielten sich am Montag am Klagenfurter Bahnhof ab. Gleich mehrere Passanten wurden dort von zwei Krähen attackiert (siehe Video).
Grund dafür war jedoch keine apokalyptische Vogelszenerie, sondern der Beschützerinstinkt zweier Nebelkräheneltern. Ihr Jungtier hopste dort verloren hin und her, versuchte vergeblich zu fliegen.
Fürsorgliche Passanten wollten die kleine Krähe von der Straße scheuchen, wurden dabei von den Eltern im Sturzflug angegriffen.
„Jungkrähen sollten in Ruhe gelassen werden“
„Das ist wirklich ein Extremfall und dem geschuldet, dass die Personen dem Jungvogel nahe gekommen sind. In dieser Situation konnten die Elternvögel den Umstand nicht abschätzen, dass es sich um eine Hilfsaktion handelt“, erklärt Andreas Kleewein vom Verein BirdLife.
„Die Krähe will den Menschen präventiv vom Jungvogel abhalten. Wenn eine Jungkrähe zu sehen ist, bitte in Ruhe lassen. Sie wird von den Elternvögeln weiter gefüttert und wenn man eben zu nahe kommt, kann es zu Attacken kommen.“
Raben sind sehr intelligente Tiere
Neben der Tierrettung wurde auch versucht, die Polizei zu kontaktieren – vergeblich. Das Jungtier hüpfte aufgeregt zwischen Zebrastreifen und Grünflächen hin und her – immer unter den Blicken der Eltern.
„Die Vögel sind höchst intelligent, sie haben ein Ich-Bewusstsein und können sich im Spiegel erkennen. Bei Tauben konnte man dies ebenfalls nachweisen“, weiß Kleewein und erklärt weiter: „Zu dieser Jahreszeit sind auch noch viele weitere Jungvögel unterwegs. Sie probieren ein paar Meter zu fliegen und sitzen im Gebüsch. Wenn der Mensch eingreift, ist es zwar gut gemeint, aber eben kontraproduktiv. Die Rabenvögel gehören zu den intelligentesten Vogelarten, die wir haben.“
Bei roten Ampeln werfen Rabentiere beispielsweise eine Nuss auf die Straße und warten, bis ein Auto darüberfährt. Sie wissen um diese Funktion Bescheid und kommen so zu einer geknackten Nuss.
Andreas Kleewein, BirdLife Kärnten
Komplexes Familienleben der Krähe
Wenn zwei Krähen verpartnert sind, leben sie monogam. „Sie haben auch ein eigenes Revier, in welchem sie kein anderes Krähenpaar zulassen. Auch gibt es sogenannte Junggesellentrupps, bestehend aus Einzelraben und Pärchen. Diese schwärmen aus, um aus einem Nest der Artgenossen Jungvögel zu werfen und zu fressen. Wir haben also eine innerartliche Bestandsreduktion durch diesen Kannibalismus. Das Familienleben und das soziale Konstrukt der Krähen sind relativ komplex“, schildert Kleewein.
Die kleine Nebelkrähe floh schließlich in die Bahnhofstraße, wo sie sich unter einem parkendem Auto versteckte – ihre fürsorglichen Eltern blieben immer in der Nähe.
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