Wiener Festwochen

„Kitty“ oder gefangen im Massaker der Niedlichkeit

Überzogene Künstlichkeit trifft bei „Kitty“ auf verzerrte Flauschigkeit. (Bild: Festwochen/Toshiaki Nakatani)

Die japanische Theatermacherin Satoko Ichihara zeigt bei den Wiener Festwochen eine skurrile Revue zwischen Flausch und Horror. Die Kritik an Fleischkonsum, Sexarbeit und toxischer Männlichkeit wird von überzeichneter Grusel-Pop-Ästhetik erschlagen.

Kitty, die weiße Katzenfigur mit dem pinken Mascherl ist einer der erfolgreichsten Exportschlager Japans. Sie steht für kichernde Naivität und unendlich kuscheliges Entzücken. Die japanische Theatermacherin Satoko Ichihara nimmt diese Flauschwelt als Ausgangspunkt für grell entstellte Gesellschaftskritik. Denn die Welt um die miauende Niedlichkeit ist starker Tobak: spritzendes Blut, rohes Fleisch und kopulierende gigantische Penisse durchstoßen die Oberfläche asiatischer Popkultur brutal.

Die Themen, auf die Ichihara dabei mit dem Holzhammer herausarbeitet, sind bald klar. Hier wird plakativ toxische Männlichkeit vorgeführt, der Konsum von Fleisch mit absurden Gleichsetzungen angeprangert und die allgegenwärtige Sexualisierung der Welt angeklagt.

Auf Fleischorgien folgen verquere Pornoszenen und mörderische Messer-Attacken. Im Vordergrund blinkt es dazu grell-rot, im Hintergrund plätschert stereotyper Synthie-Pop. Im sich ins Abstruse steigernden Finale rächt sich der „Fleisch-Mensch“, der aus Teilen getöteter Tiere besteht, blutig an allen Fleischfressern. Die Überlebenden fliehen auf einen Apfelplaneten, wo alle vegetarisch leben und Sex nur Mittel zur Fortpflanzung ist. Auch diese Utopie endet in einer kannibalischen Horrorvision.

Auch wenn die Themen dieser Performance aktuell und einige Vergleiche makaber treffsicher sind: Die überzeichnete Bildsprache erschlägt sie alle. Sehr lange und monoton grelle 110 Minuten mit der einzigen Gewissheit, einen unangenehm einzigartigen Theaterabend erlebt zu haben.