Nach Basel folgt Graz! So zumindest die Idee der Stadtpolitik. In der kommenden Gemeinderatssitzung will die SPÖ bereits einen dementsprechenden Antrag einbringen – der nächste ESC soll in der steirischen Landeshauptstadt stattfinden. Auch der Schwarzlsee wird ins Spiel gebracht.
„Graz ist bereit für den ESC 2026“, stellt SPÖ-Stadtparteichefin Doris Kampus klar. Nachdem man für die Austragung 2015 noch an Wien gescheitert ist, soll der Eurovision Song Contest im kommenden Jahr eben in der steirischen Landeshauptstadt über die Bühne gehen. „Graz war Kulturhauptstadt Europas – und ist bereit für das nächste internationale Großereignis. Kultur ist ein zentraler Teil unserer Identität. Jetzt ist Zeit, dass wir wieder diesen Stellenwert im Herzen Europas einnehmen“, ist die ehemalige Landesrätin überzeugt.
Die SPÖ wird jetzt in der kommenden Gemeinderatssitzung einen Antrag zur Unterstützung der ESC-Bewerbung einbringen. Mit der Stadthalle verfüge Graz über einen international erprobten Veranstaltungsort, der Flughafen ist international angebunden und die Hotelinfrastruktur gut ausgebaut. „Und andere Länder machen‘s ja vor: Basel, Liverpool, Rotterdam, Düsseldorf – der ESC findet nicht immer in der Hauptstadt statt, sondern dort, wo Engagement, Kultur und Begeisterung zusammenkommen“, sagt Mustafa Durmus, Bundesvorsitzender des Vereins SoVie Österreich (Sozialdemokratische Vielfalt).
„Entscheidung liegt bei Elke Kahr“
Auch ÖVP-Kultur- und Wirtschaftsstadtrat Günter Riegler würde eine Grazer Bewerbung begrüßen: „Der Tourismus würde davon sehr profitieren. Wir haben ja schon mehrfach bewiesen, dass wir ein guter Gastgeber sind – siehe auch Special Olympics. Die Stadthalle wäre als Austragungsort bestens geeignet. Aber entscheiden müssen das Elke Kahr und ihre Koalition. Um dieses Megaevent finanzieren zu können, braucht es jedenfalls einen nationalen Schulterschluss.“
Umdenken bei Bürgermeisterin
Die angesprochene Grazer Bürgermeisterin hat sich 2015 aus Kostengründen noch gegen Graz als Veranstaltungsort ausgesprochen. „Die Austragung würde eine Stange Geld kosten, die wir nicht haben“, sagte die KPÖ-Chefin damals. Jetzt die Kehrtwende: „Mit der Stadthalle hat Graz nicht nur die passende Infrastruktur, sondern auch das Know-how, um Großveranstaltungen durchzuführen.“ Eine mögliche Bewerbung werde sie deshalb im Stadtsenat besprechen. „Das Vorhaben ist nur dann umsetzbar, wenn es von allen mitgetragen wird und die Kosten für die Stadt zu bewältigen sind.“
Landesregierung will erst genaue Zahlen wissen
Die steirische Landesregierung zeigt sich prinzipiell offen für eine ESC-Bewerbung: „Ich bin grundsätzlich ein großer Befürworter von Großveranstaltungen in der Steiermark“, sagt etwa Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ). „Wir Steirer sind beliebte Gastgeber mit hohem Engagement. Sollte der nächste ESC tatsächlich im Raum Graz ausgetragen werden können, wären wohl auch das Burgenland sowie Kärnten, mit dem neuen Verbindungsmittel Koralmbahn, in die Planungen einzubeziehen.“
Bezüglich der Kosten braucht es aber im Vorfeld Klarheit: „Um eine konkrete Bewerbung der Steiermark als Austragungsort des nächsten ESC seriös in Betracht ziehen zu können, müssen zuerst belastbare Zahlen auf den Tisch, um den finanziellen Aufwand für alle Beteiligten abschätzen zu können“, stellt Kunasek klar.
Ganz ähnlich sieht‘s seine Stellvertreterin und ÖVP-Chefin Manuela Khom: „Die Steiermark ist eine großartige Gastgeberin für internationale Großevents – das haben wir bereits vielfach unter Beweis gestellt. Aber es gehört zu einer verantwortungsvollen Politik, dass zuallererst konkrete Zahlen auf dem Tisch liegen müssen, um eine Finanzierung sicherstellen zu können.“ Blau und Schwarz sind sich jedenfalls einig: Der Ball liege jetzt beim ORF, der ein Konzept als Basis für weitere Überlegungen und Berechnungen für die Durchführung des ESC entwickeln und eine offizielle Ausschreibung tätigen wird.
Bewerbung nur ein Scherz?
Alles andere als auf Rosen gebettet ist bekanntlich auch die Landeshauptstadt. „Deshalb kann der Vorstoß der SPÖ eigentlich nur ein schlechter Scherz sein“, meint KFG-Klubobmann Alexis Pascuttini. „Im Juni müssen neue Sparmaßnahmen im Gemeinderat beschlossen werden – und dann will man plötzlich Millionen für den ESC aufstellen?“ Pascuttini verweist auch darauf, dass Sturm wegen des maroden Liebenauer Stadions seine Champions-League-Spiele in Klagenfurt austragen musste.
Philipp Pointner (NEOS) hat aus Budgetgründen ebenfalls große Zweifel: „Anstelle viele Mitarbeiter mit der Planung eines Luftschlosses zu beschäftigten, muss die Stadtregierung endlich dafür Sorge tragen, dass Graz wieder Luft zum Atmen bekommt!“
Schwarzlsee als „perfekte Location“
Veranstalter Klaus Leutgeb bringt – wie schon vor zehn Jahren – sein Schwarzl-Freizeitzentrum in Premstätten ins Spiel. Die Location würde „perfekt“ passen und sei mit nichts in Europa vergleichbar. Organisatorisch wäre Leutgeb der ESC wohl zuzutrauen. Im Vorjahr hat er etwa die gigantischen Adele-Konzerte in München verantwortet.
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