Diskrete Investments

Die neuen Geschäfte des talentierten Herrn Kurz

Wirtschaft
07.05.2025 14:00

Der ehemalige Bundeskanzler Sebastian Kurz hat in der internationalen Geschäftswelt schnell Fuß gefasst. Doch nicht alle seine Investments sind öffentlich bekannt, wie eine „Krone“-Recherche belegt.

Sebastian Kurz hat René Benko Türen geöffnet. Schon in seiner Zeit als Spitzenpolitiker, bis Ende 2021, hatte der damalige Kanzler den Signa-Gründer bei offiziellen Auslandsreisen mit an Bord. Ab 2022, mit Beginn seiner eigenen unternehmerischen Aktivitäten, stellte der Ex-Politiker dem Finanzjongleur internationale Kontakte zur Verfügung, vornehmlich im arabischen Raum. Es galt, neue Geldquellen für die damals bereits notleidende Signa-Gruppe zu erschließen. Schon bald zeigte sich Benko von den Kurz-Kontakten begeistert. Etwa am 29. April 2022, als er dem Altkanzler – offenbar in hoffnungsfroher Erwartung eines Geldregens aus der Golfregion – wenige Minuten vor Mitternacht folgende Nachricht übermittelte:

„Mit dem Deal schaffst Du Deine ersten paar hundert Millionen Euro Vermögen in den nächsten 5 Jahren :-) und noch viel mehr danach“

Recherchen von „Krone“ und „News“ zeigen nun, dass der enge Austausch zwischen Altkanzler Sebastian Kurz und dem Benko-Netzwerk mit den Signa-Milliardenpleiten Ende 2023 nicht beendet war. Kurz machte im Immobilienbereich weiter. Mit Lukas Glatz, der für René Benko in den letzten Jahren als Bürochef fungierte. Über den Tisch von Glatz lief nahezu alles, was für den Signa-Erfinder Relevanz besaß: Präsentationen, Zahlenwerke, vertrauliche Terminvereinbarungen. Dafür wurde der heute 28-jährige Glatz anständig honoriert: mit rund einer halben Million Euro pro Jahr.

Ende 2023 schlitterten nach der Signa Holding auch die Signa Prime sowie die Signa Development in die Insolvenz. Lukas Glatz war fortan noch einige Monate für Spezialprojekte der Signa Development zuständig. Offizieller Titel: „Managing Director Special Situations & Investments“. Dabei sollte es um die Verwertung wesentlicher Immobilien aus dem Insolvenzfall Signa gehen.

Finanzielle Starthilfe
Parallel dazu bastelte Glatz Anfang 2024 weiter an seinem privaten Immobilienunternehmen. Er gründete eine Gesellschaft mit Sitz in der Wiener Innenstadt. Was der Öffentlichkeit bis heute verborgen blieb – und auch nicht im Firmenbuch aufscheint: Finanzielle Starthilfe für diese Aktivitäten kam von Sebastian Kurz. 

Kurz stellte über seine SK Beteiligungs GmbH 100.000 Euro zur Verfügung. Und zwar einer Gesellschaft mit dem vielsagenden Namen Calvus Brevis FlexKapG. Der lateinische Firmenname Calvus Brevis ist eher kein Zufall: Er steht für „Glatz(e) und „Kurz“.

Auszug aus dem Darlehensvertrag (Bild: zVg)
Auszug aus dem Darlehensvertrag

Die verdeckten Verträge werden zwischen Jänner und März 2024 ausgehandelt. Als Begleiter stets mit an Bord: René Benkos langjährige Haus- und Hofjuristen der Kanzlei Arnold. Am 11. März tauschen sich die Anwälte beider Seiten bereits konkret über eine Gesellschaftervereinbarung aus. Auf der Agenda: Gesellschaftsvertrag, Kooperations- und Optionsvereinbarung, Darlehensvertrag sowie ein Entwurf für ein partiarisches Darlehen. Am 14. März wird ein Notartermin für den 19. März fixiert.

Kurz investierte also unmittelbar nach dem Kollaps der Signa-Gruppe in ein neues Immobilienprojekt, das offiziell von Benkos ehemaligem Büroleiter gehalten wird. Warum tritt der Altkanzler – anders als bei seinen weiteren Unternehmungen – nicht offiziell als Glatz-Partner in Erscheinung?

Ein Sprecher erklärte dazu nur: „Sebastian Kurz hat bisher in knapp zehn Immobilienprojekte investiert, bei denen es um Studenten- oder Wohnimmobilien geht.“ Das alles habe nichts mit René Benko oder Signa-Immobilien zu tun.

Signa-Verbindung
Interessant erscheint der Umstand, dass die von Sebastian Kurz mitfinanzierte Gesellschaft von Lukas Glatz im Herbst 2024 ein weiteres bemerkenswertes Projekt an den Start brachte: Die Firma von Glatz gründete eine neue Gesellschaft, an der auch die deutsche Unternehmerfamilie Schoeller – über eine ihrer Beteiligungsgesellschaften – zu einem Drittel beteiligt ist. Geschäftsführer Christoph Schoeller hatte bereits im Sommer 2023, nur wenige Monate vor dem Zusammenbruch der Signa-Gruppe, 200 Millionen Euro in den finanziell angeschlagenen Benko-Konzern investiert – und sich dafür umfassende Sicherheiten einräumen lassen. Im anschließenden Verwertungsprozess hatte Schoeller daher einen wesentlichen Hebel in der Hand. 

Im Frühjahr 2024, nach den Insolvenzen der wesentlichen Signa-Konzerngesellschaften, wurde bekannt, dass sich die Industriellen-Familie Schoeller wichtige Immobilienprojekte der Signa wie das Südtiroler Projekt „Walther Park“ in Bozen sichern konnte. Signa-intern war auch nach der Insolvenz ein Manager in die Abwicklung dieser Projekte involviert: Lukas Glatz, der auf Signa-Seite ab 2024 mit Schoeller im Austausch war – und Ende 2024 eine Firma mit Kurz-Investment unter Beteiligung von Schoeller gründete.

Reisen im Benko-Jet
Lukas Glatz und Sebastian Kurz kennen einander aus gemeinsamer Reisetätigkeit im Signa-Privatjet des René Benko. Man flog zu Investorengesprächen, am 23. Mai 2023 etwa nach Dubai. Dort gab es einen Termin mit einem späteren Signa-Geldgeber. Danach ging es laut einem der „Krone“ und „News“ vorliegenden „Flight Briefing“ weiter nach Nizza. Kapitän dieses Fluges: Christof Jauschnegg, mittlerweile Vorstand der Laura Privatstiftung der Benkos, hinter der Insider ein Signa-Schattenreich vermuten.

Nur wenige Wochen zuvor, am 13. April 2023, war Kurz mit Benko im Signa-Jet nach Tel Aviv gereist. Im Kalender von René Benko war für diesen Nachmittag ein Termin mit Shalev Hulio angesetzt. Betreff: Dream Security.

Mit Shalev Hulio hatte Sebastian Kurz im Herbst 2022 das Cyber-Security-Start-up Dream Security gegründet. Im Februar 2025 vermeldete man eine Bewertung von 1,1 Milliarden US-Dollar. Ende April wurde im Wiener Kurz-Büro ein neuer Standort eröffnet.

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