Hunderte Menschen gingen am Donnerstagvormittag in der Steiermark auf die Straßen. In der Landeshauptstadt trafen gleich drei Umzüge aufeinander. Während der SK Sturm Geburtstag feiert, kämpft die KPÖ für Neutralität und die SPÖ um ihre Wähler aus der Arbeiterschaft.
„Vieles, was für uns selbstverständlich ist, würde es ohne die Sozialdemokratie nicht geben“, ruft Doris Kampus, Vorsitzende der SPÖ Graz, in die Menge. Die Bierbänke am Grazer Hauptplatz sind gut bestückt – etwa 500 Teilnehmer sind gekommen, unter ihnen auch Anhänger der türkischen CHP. Bereits zum 135. Mal wird der Tag der Arbeit begangen, doch die Themen bleiben die gleichen: „Jeder Mensch hat das Recht auf eine Arbeit mit einem Einkommen, von dem man leben kann“, sagt Kampus. Hinter ihr am Banner prangt das neue Motto der steirischen SPÖ: „Leistung, Wohlstand, Sicherheit“.
Neu ist auch die Rolle der Opposition, in der man sich an diesem 1. Mai erstmal findet, und Max Lercher als Landesparteiobmann. Er gesteht sich ein: „Die Arbeiter und Arbeiterinnen haben die FPÖ gewählt.“ Wieder die „Arbeiterpartei“ zu werden, die man einst war, ist das erklärte Ziel. Was es dafür braucht? „Eine klare Positionierung – auch bei Sicherheit und Migration. Außerdem müssen wir uns den Lebensrealitäten der Arbeiter und Arbeiterinnen stellen“, sagt Lercher mit roter Nelke an der Brust im Gespräch mit der „Krone“.
Er teilt einmal mehr kräftig gegenüber der ÖVP, allen voran gegenüber Wirtschaftslandesrat Willibald Ehrenhöfer, aus: „Die Steiermark ist kein Forstbetrieb, sondern eine Volkswirtschaft.“ Die Wirtschaft gehöre angekurbelt, nicht abgewürgt. Es brauche Investitionen in das öffentliche System – von den Krankenhäusern bis zur Landesstraße. Das Gleiche gelte für die Landeshauptstadt: „Graz braucht eine aktive Politik, Graz darf nicht nur verwaltet werden“, sagt Kampus. So dürfe man etwa die „Jahrhundertchance“ Koralmbahn mit ihren neuen Arbeitsplätzen „nicht verschlafen“.
KPÖ geht für Frieden auf die Straße
Knapp eineinhalb Jahre vor der Grazer Gemeinderatswahl tanzt wenige Hundert Meter weiter auch Bürgermeisterin Elke Kahr durch die Straßen. „Hoch die internationale Solidarität“, grölen die knapp 1000 Teilnehmer des Mai-Aufmarschs der KPÖ. Palästina-Flaggen mischen sich hier unter rot-weiß-rote und jene mit Regenbogen. Das heurige Motto widmet sich dem Weltfrieden.
KPÖ-Landesvorsitzender Robert Krotzer: „Es werden Milliarden in die Aufrüstung gesteckt – damit steigt auch die Kriegsgefahr.“ Das sei für ihn angesichts der hohen österreichischen Schuldenberge nicht verständlich: „Es braucht Geld für ein besseres Leben statt für Kriege“, sagt er und kommt einmal mehr auf das Thema leistbares Wohnen zu sprechen.
Noch während die KPÖ-Politiker am Eisernen Tor ihre Reden schwingen, marschiert die nächste Menschentraube durch die Herrengasse. Vermutlich die größte Personenzahl hat es an diesem Donnerstag wegen des 116. Geburtstags von SK Sturm auf die Straßen getrieben. „Sturm Graz braucht eine Heimat“, skandieren die Fans, während sie bei Bürgermeisterin Elke Kahr vorbeimarschieren. Immerhin verlief das Aufeinandertreffen reibungslos.
Auch ÖVP und FPÖ versuchten, den Tag der Arbeit politisch zu nutzen. Landeshauptmann-Stellvertreterin Manuela Khom besuchte gemeinsam mit Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl das LKH 2 Standort West und brachten den Mitarbeitern ein steirisches Frühstück als „Dankeschön“. FPÖ-Sozialsprecher Philipp Könighofer sagt: „Marxistische Wunschträume aus der politischen Mottenkiste – wie sie gerne von KPÖ und Andreas Babler propagiert werden – bringen den heimischen Industrie- und Wirtschaftsstandort nicht weiter.“ Es brauche Entbürokratisierung und Steuerentlastungen für die Arbeiter.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.