Der burgenländische Bildungsdirektor Alfred Lehner und sein Schulqualitätsmanager stellten sich erbosten Eltern, die eine drohende Schließung der Mittelschule (MS) Pamhagen verhindern wollen. Insgesamt gibt es an der Schule nur mehr 39 Kinder.
Im kommenden Schuljahr haben sich nur drei Schüler dazu entschlossen in die MS Pamhagen zu gehen. Deshalb soll es keine erste Klasse geben, die restlichen Schulstufen sollen „auslaufen“ und die Mittelschule dann geschlossen werden. So die Fakten.
Am Dienstag gab es deshalb einen Elternabend, an dem der Bildungsdirektor Alfred Lehner, Schulqualitätsmanager (hieß einst Schulinspektor) Werner Zwickl, die Bürgermeister der Gemeinden Pamhagen und Wallern und die Direktorin der Schule Bianka Sattler teilnahmen. Ihnen gegenüber saßen aufgebrachte Eltern, die die Schließung der Schule verhindern wollen.
Lehner versuchte sachlich die Situation zu erklären, zu verdeutlichen dass mit drei Schülern keine erste Klasse aufgemacht werden könne. Gesetzlich sei nämlich pro 10 Schülern ein Lehrer vorgesehen. Eine Zusammenlegung von Klassen funktioniere in der Mittelschule nicht mehr, weil es verschiedene Lehrpläne – je nach Begabung der Schüler – gäbe. Etwas das die Eltern – verständlicherweise – nicht hören wollten.
Die Wogen gingen so hoch, dass sogar der Pfarrer der Gemeinde, Titus Ifewulu, seine aufgebrachten Schäfchen darum bat, den Bildungsdirektor doch ausreden zu lassen.
Viele Vorwürfe und neue Erkenntnisse
Lehner und Zwickl hörten sich die Vorwürfe der Eltern an, blieben trotz großer Emotionen der Erziehungsberechtigten relativ gelassen. So gelassen sogar, dass man ihnen vorwarf, es sei ihnen egal, dass die Schule vor dem „Aus“ stünde. Das wiederum ließ Zwickl nicht auf sich sitzen. „Wenn es uns egal wäre, würden wir nicht hier vor Ihnen stehen und versuchen eine Lösung zu finden“, stellte er fest.
Man wollte auch den Grund finden, warum Eltern aus Wallern und Pamhagen ihre Kinder lieber in eine andere Schule schicken. Ein Fakt dürfte sein, dass eine ehemalige Pädagogin der Volksschule Wind gegen die Lehranstalt macht – und zwar kräftigen. Das bestätigten alle Eltern und auch die Direktorin. Das war den Vertretern der Bildungsdirektion neu. Ob sie mit der Kollegin sprechen werden? Höchstwahrscheinlich. Der Schaden ist allerdings bereits angerichtet.
Auch die Meinung wurde laut, dass viele Eltern ihre Kinder nicht in die Mittelschule Pamhagen schicken, weil sie etwas gegen die Schulleitung haben. Hauptquerulanten gegen die Schulleiterin dürfte eine Gruppe Mütter aus Wallern sein. Warum sie an ihr kein gutes Haar lassen, konnte – oder wollte – allerdings keiner der Anwesenden sagen. Auch mit der Direktorin selbst hatte niemand ein Gespräch gesucht.
Die Zahlen der MS sind gut. „Sowohl bei externen als auch bei internen Bewertungen gibt es nur beste Noten“, erklärte auch der Schulqualitätsmanager. „Deshalb ist es eigentlich unverständlich, dass keine Kinder angemeldet werden.“
Sieben Kinder als Rettung für Schule
Weil so sehr um die Schule gekämpft wird, versuchte Bildungsdirektor Alfred Lehner den Eltern entgegen zu kommen. Ging sogar so weit, dass er ihnen bis Ende Mai Zeit gibt, noch sieben Schüler zu lukrieren. Schaffen Eltern, Bürgermeister und Schule es sieben Kinder, die bereits woanders angemeldet sind, zurückzuholen, gibt es eine erste Klasse. Das wäre wohl auch die Rettung für die Schule.
Denn: Gibt es alle Schulstufen, kann Pamhagen in einen Schulcluster integriert werden. Heißt: Dann kann aus einem Pool von Lehrern geschöpft werden, die eben in mehreren Schulen unterrichten. Vor rund fünf Jahren wollte man seitens des Bildungsministeriums Pamhagen in einen Cluster holen. Damals kam ein striktes „Nein“ von den Verantwortlichen. Wer das genau war, konnte man am Dienstag nicht genau festmachen. Fakt war zu diesem Zeitpunkt aber, dass es mehr als 80 Schüler an der Schule gab. Dementsprechend stand eine Schließung nie im Raum.
Eine weitere Idee und ein weiteres Versprechen von Lehner: Sollte es nicht klappen doch noch eine erste Klasse zu machen, wird im darauffolgenden Schuljahr neu verhandelt. Gibt es dann genug Volksschüler, die in die MS Pamhagen wechseln (hier muss man allerdings die Abgänger der vierten Klassen auch noch dazu rechnen), wird eine erste Klasse aufgemacht.
Lösungen für die drei Kinder
Die drei Schüler, die heuer für die MS angemeldet waren, müssen – sollten keine weiteren sieben Kinder gefunden werden – in eine andere Schule gehen. „Wie soll mein Sohn von Pamhagen nach Illmitz kommen?“, ärgert sich deshalb Mama Katharina Salzer. „Ich müsste ihn um sechs Uhr früh in den Bus setzen, damit er um acht Uhr in Illmitz in der Schule ist. Das tue ich ihm sicher nicht an!“ Sie und einige andere Mamas waren es auch, die eine Unterschriftenliste gegen die Schließung der Schule ins Leben gerufen haben. Mehr als 800 Menschen haben unterschrieben. Was aber nicht hilft, weil man mit drei Kindern eben keine erste Klasse eröffnen kann.
Was sie auch ärgert: Es wurde bei der Anmeldung ihres Sohnes kein Wort darüber verloren, dass die Schule geschlossen werden könnte, wenn sich zu wenige Kinder dazu entschließen in die MS Pamhagen zu gehen. „Ich finde, die Bildungsdirektion hätte gar nicht so lange zuschauen dürfen, sondern schon vorher handeln müssen“, so die Erziehungsberechtigte.
Solange ich Bürgermeister bin, verspreche ich die Schule nicht zu schließen.
Bgm. Josef Tschida
Die Bürgermeister von Pamhagen Josef Tschida und Wallern Ernst Oroszlan sind – logischerweise – ebenfalls gegen die Schließung der Schule. Sie sind als Schulerhalter auch die einzigen, die die Bildungsanstalt zusperren können. „Solange ich Bürgermeister bin, werde ich das nicht tun“, verspricht Josef Tschida den Eltern, muss aber auch einräumen: „Wenn keine Kinder mehr kommen und wir deshalb keine Lehrer mehr zugeteilt bekommen, kommt das einer Schließung aber ohnehin gleich.“
In einem Kraftakt wollen Gemeinden und Schule nun noch einmal versuchen bereits woanders angemeldete Kinder zurückzuholen. Funktioniert das nicht, gibt es für das Schuljahr 2025/26 keine erste Klasse. Kommt auch das Jahr darauf dann keine erste Klasse zustande, weil auch dann zu wenige Kinder sind, dann gehen in der MS Pamhagen spätestens in drei Jahren wohl endgültig die Lichter aus.
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