Versorgungslücken und lange Wartezeiten: Die ÖVP fordert den Ausbau der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Das Land verweist auf die Erweiterung der Kapazitäten
Die Nachfrage nach psychiatrischer Betreuung bei jungen Menschen steigt. Ein Viertel aller Kinder und Jugendlichen in Österreich entwickelt laut Schätzungen im Laufe der Jugend eine behandlungsbedürftige psychische Auffälligkeit. Auslöser sind häufig die Nachwirkungen der Pandemie, der Druck durch globale Krisen sowie soziale Unsicherheiten.
Wartezeit je nach Dringlichkeit bis zu sechs Monate
Doch die Versorgung kommt kaum hinterher. Im Burgenland stehen im Heilpädagogischen Zentrum Rust (HPZ) zwölf Plätze zur Verfügung, seit Jahresbeginn gibt es im Krankenhaus Eisenstadt vier Betten. Sind diese voll, müssen Kinder in Zentren wie Hinterbrühl oder Graz untergebracht werden. Je nach Dringlichkeit kann die Wartezeit bis zu sechs Monate betragen. Eine Zeitspanne, die aus Sicht der ÖVP untragbar ist.
Wartezeiten von bis zu sechs Monaten werden vom Land Burgenland mittlerweile als Normalzustand hingenommen.
ÖVP-Klubobmann Bernd Strobl
Der Landesregierung wirft Klubobmann Bernd Strobl daher Untätigkeit vor. „Das ist mittlerweile kein bloßes Versäumnis mehr. Das ist ein strukturelles Wegschauen mit Ansage“, so Strobl.
Antrag im Landtag: ÖVP will Maßnahmenpaket
Mit einem Antrag im Landtag fordert die ÖVP die Umsetzung eines Maßnahmenpaketes, das unter anderem mobile Krisenteams, spezialisierte Akutversorgungseinheiten, mindestens eine tagesklinische Einrichtung, die Ausarbeitung eines konkreten Versorgungsplans sowie die organisatorische und personelle Neuaufstellung des psychosozialen Dienstes vorsieht. Die bestehenden Angebote in Eisenstadt und Rust sowie die Eröffnung eines neuen Standortes in Neusiedl würden aus aus Sicht der ÖVP nicht ausreichen. Für Südburgenländer sei die Strecke, die sie dorthin zurücklegen müssen, etwa zu weit, hieß es.
SPÖ nimmt Bund und ÖGK in die Pflicht
Die SPÖ weist die Kritik zurück: Laut Klubobmann Roland Fürst werde das Angebot laufend ausgebaut. Das Land setze alle Maßnahmen, die in seinem Zuständigkeitsbereich möglich seien. Zudem habe die SPÖ bereits 2024 einen Antrag im Landtag eingebracht, der auf Bundesebene 100 zusätzliche Kassenstellen und einen nationalen Aktionsplan fordert.
Das neue Zentrum für Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJPP) in Neusiedl am See werde diese Woche eröffnet und ergänze bestehende Standorte in Eisenstadt, Rust, Oberwart und Mörbisch sowie mobile Dienste. Fürst betont, dass das Burgenland seine Aufgaben erfülle, jedoch auch Bund und ÖGK stärker in der Verantwortung stünden.
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